Sonntag ist Museumstag - in vielen Städten hat sich das etabliert, weil an diesem Tag freier Eintritt in die Ausstellungshäuser möglich ist. In Augsburg galt bisher: Am ersten Sonntag eines Monats kosten die Tickets für die Häuser der Städtischen Kunstsammlungen einen Euro. Zum Jahreswechsel soll nun auch in Augsburg jeder Sonntag zum Museumstag werden: Maximilianmuseum, Schaezlerpalais, Römerlager und H2 im Glaspalast können dann kostenfrei besucht werden. Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre gibt es den freien Eintritt sogar täglich. Diese Vergünstigung gilt allerdings nur für die Dauerausstellungen, für den Besuch einer Sonderausstellung fällt weiterhin der normale Eintrittspreis an - mit einer Ausnahme.
Wie bisher am ersten Sonntag eines Monats gibt es die Tickets für Sonderausstellungen zum ermäßigten Preis von einem Euro. Im Koalitionsvertrag hatten CSU und Grüne den generellen kostenlosen Eintritt in die Museen bereits festgeschrieben, nun brachte es der Kulturausschuss auf den Weg, wenn auch aus finanziellen Erwägungen erst einmal nur sonntags und mit der Laufzeit von einem Jahr. In dieser Zeit wird überprüft, ob die Neuregelung des Museumseintritts von den Augsburgerinnen und Augsburgern angenommen wird und finanzierbar ist. Auf rund 65.000 Euro werden die Kosten erst einmal veranschlagt.
Freier Eintritt in die Augsburger Museen soll auch ein jüngeres Publikum zum Besuch animieren
Einen niedrigschwelligen Zugang zu Kunst will die Stadt allen Bürgerinnen und Bürgern mit diesem Angebot ermöglichen und auch bisher museumsferne Schichten sowie ein jüngeres Publikum zum Gang in die Dauerausstellungen animieren. "Gerade in Krisenzeiten schaffen Kunst und Kultur einen Deutungsrahmen, der uns im Alltag stärkt. Nicht umsonst ist Kultur im Letzten das, was unsere Gesellschaft bei allen Belastungen zusammenhält, sozusagen der soziale Kitt", betont Kulturreferent Jürgen Enninger.
Gleichzeitig sollen die Museen der Stadt als Begegnungs- und Erlebnisorte stärker ins Bewusstsein rücken. Rund 300.000 Besucherinnen und Besucher verzeichneten Maximilianmuseum, Schaezlerpalais, Römisches Lager und H2 im Glaspalast bis 2020 jährlich. Die Corona-Pandemie mit Lockdowns und Zutrittsbeschränkungen führte dazu, dass diese Zahl auf ein Drittel zurückging. Für Christof Trepesch, Leiter der Städtischen Kunstsammlungen und Museen, stellt der sonntägliche freie Eintritt eine gute Möglichkeit dar, "unsere Schätze der Dauerausstellungen ganz neu zu entdecken". Mit einem kostenlosen Ticket könne man eines der Museen auch nur wegen eines bestimmten Kunstobjektes besuchen. Bei einem regulären Eintritt von sieben Euro pro Besuch käme dies für viele Menschen sonst nicht infrage. "Man kann beim Spaziergang durch die Maximilianstraße ganz einfach einmal durch die Barockgalerie und den Rokokofestsaal flanieren. Oder man nimmt sich im Maximilianmuseum nur eine Abteilung zur Stadtgeschichte vor und den Museumssonntag darauf eine andere", so Trepesch.
Schon die ermäßigten Eintrittspreise einmal im Monat wurden nach Trepeschs Angaben gut genutzt. So besuchten an Museumssonntagen rund 800 Menschen das Schaezlerpalais, an allen anderen jeweils etwa die Hälfte. Allerdings, darauf wies der Chef der Kunstsammlungen im Kulturausschuss hin, sei der eintrittsfreie Museumssonntag nur dann sinnvoll, wenn er kombiniert werde mit anderen Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerten und thematisch passenden Führungen oder Vorträgen. Das hätten Untersuchungen in anderen Städten eindeutig ergeben.
Mit einer Ausnahme begrüßten die Mitglieder des Kulturausschusses das Angebot eines kostenfreien Museumssonntags, werteten es als "Meilenstein für weitere Öffnungen" (Pia Haertinger, Grüne) und sahen darin die Möglichkeit, "jüngere Menschen anzulocken" (Andreas Jäckel, CSU). Lediglich Friedrich Baur (AfD) befürchtete, die Eintrittsfreiheit ziehe Besucherinnen und Besucher an, "die Kulturinteressierte vertreiben".