Sein halbes Leben steht der 32 Jahre junge Martin Frank nun schon auf der Bühne, und diese jahrelange Erfahrung merkt man ihm auch an. Sein mittlerweile sechstes Programm ist betitelt mit „Wahrscheinlich liegt’s an mir“, was sich erst in der Zugabe erklärt. Im Kongress am Park trat er auf wie vor alten Freunden. Jedoch wurde bereits gleich zu Beginn seine Improvisationsfähigkeit gefordert, da die erste Reihe in weiten Teilen aus Berlin angereist war. Der Comedian hatte wohl eher mit dem Augsburger Umland gerechnet, womit er dann bei Uschi und José (eigentlich Uwe) fündig wurde. Er bezog das Publikum die ganze Show über mit ein. So wurde es nie langweilig.
Martin Frank tritt mit seinem Programm „Wahrscheinlich liegt´s an mir“ im Kongress am Park auf
Das Programm dreht sich im Wesentlichen um den Culture Clash zwischen der niederbayerischen Provinz, wo Martin Frank herkommt, und dem Rest der Welt, hier der Metropole Augsburg. Martin Frank erzählt von Zuhause, von der Oma, dem Vater, der Schwester mit ihren Kindern und diversen weiteren Personen und ihren Eigenheiten, schweift ab und kommt immer wieder auf seine Kernfamilie zurück. Man darf annehmen, dass diese in Teilen fiktiv ist, oder zumindest dramaturgisch passend umgeschrieben wurde.
Wir erfahren also, wie es auf einem niederbayerischen Bauernhof so zugeht, und Martin Frank erzählt es uns, als säßen wir in einem Café beisammen und würden kleine Skandale austauschen. Es muss ein Münchner Café sein, denn Frank wählt einen Ton und eine Stimmlage, die direkt dem Klischee der Münchner Schickeria entlehnt ist. Doch eigentlich wirkt Martin Frank viel eher wie direkt dem Eberhofer-Universum Rita Falks entstiegen. Nahtlos könnte er dort eine Rolle als männliche Ratschkathl übernehmen.
Martin Frank stellt auch seine ausgebildete Gesangsstimme unter Beweis
Alles in Allem ist seine Show sehr unterhaltsam, aber ohne nennenswerten Tiefgang. Für zwischen den Jahren also ideal, um sich lachend auf den Schmerbauch zu klopfen, der ohnehin noch mit der Verarbeitung diverser Gelage und Glühweine befasst ist. Bis auf einen harmlosen Seitenhieb auf die CSU ist das Programm komplett unpolitisch und umschifft die aktuelle, nicht gerade ruhige Weltlage komplett. Man fühlt sich ein wenig an die Auftritte von Martina Schwarzmann erinnert. Als Besonderheit gilt es zu erwähnen, dass Martin Frank eine offenbar gut ausgebildete Opern-Gesangsstimme hat. Im Laufe des Programms gibt er auch vier Arien zum Besten, die er teilweise durch niederbayerische Einwürfe oder Anweisungen ans Publikum, wie es mitzusingen habe, ironisch bricht. Sobald er jedoch anhebt, diese zu singen, verwandelt sich die Comedy-Bühne tatsächlich ganz kurz in eine Opernbühne. Wer weiß, was hier noch auf ihn wartet.
Urige Geschichten vom Land als exotische fremde Welt, die in der Stadt erzählt werden, ist ein altbewährtes Konzept und schon von vielen anderen Comedians genutzt worden. Eine Steigerung wäre der Junge vom Land in der großen Stadt, der seiner gewohnten Umgebung entrissen wird. In diese Richtung hat Frank seine Fühler bereits ausgestreckt, als er von einer Schauspielkollegin berichtet, die zur Landleben-Recherche auf den Hof kommt und dort mit den Bewohnern kollidiert. Besonders witzig ist ein roter Faden, der sich durchs Programm zieht: Martin Frank macht sich immer wieder ostentativ Notizen, welcher Gag wie beim Publikum ankommt. Es war ein vergnüglicher Abend, die Unterhaltung solide, aber leider nicht bissig oder politisch. Wahrscheinlich liegt’s an ihm.
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