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Mario Barth mit "Männer sind Frauen" in der Schwabenhalle

Schwabenhalle

Mario Barth inszeniert sich in Augsburg als Lümmel von nebenan

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    Mario Barth präsentiert in der Schwabenhalle sein Programm "Männer sind Frauen".
    Mario Barth präsentiert in der Schwabenhalle sein Programm "Männer sind Frauen". Foto: Anna Kondratenko

    Eins muss man ihm lassen: Bühne und Merchandising von Mario Barth sind perfekt. Ein riesiger rosa Truck mit seinem Konterfei im pinken T-Shirt fährt sein Equipment vor die Schwabenhalle, ein üppiger Stand mit seinen Textilien lockt die Fans im Foyer. Dann geht’s rein, die Halle ist komplett bestuhlt, die Tribünen voll. Im Gegensatz zu den sonst eher sparsamen Comedians mit spärlichem Bühnenbild hat Barth auch hier voll aufgefahren. Ein fantastischer Garten samt Currywurstbude, alten Straßenlaternen, moosbewachsene Sockel und in pinkes Licht getauchte Fantasie-Tiere. Den Hintergrund füllt ein meterhohes, aufwendiges, phantastisches Acryl-Gemälde vom Dschungel in Berlin. Türkis eingefärbte Dschungelpflanzen bahnen sich den Weg zum Brandenburger Tor, zur Siegessäule, Alex und Reichstag. Im Zentrum steht überlebensgroß das Denkmal:

    Damit ist das Thema gesetzt: Mario Barth. Eine Losbudenstimme kündigt an: „Der größte Komiker aller Zeiten!“ Der Titel des Programms heißt zwar „Männer sind Frauen, manchmal aber auch … vielleicht“. Doch eigentlich dreht sich alles um ihn. In den Gags, den Cliffhangern und Geschichten verschwimmt die Grenze zwischen Barth und Fiktion, zwischen Figur und Person. Er spielt sich selbst, seine Freundin, die Freundin der Freundin, deren Tochter, das fliegende Auto, die alte Dame mit Hochgeschwindigkeits-Rollator im Wellness-Hotel und all die anderen Storys aus diesem verrückten Großstadtdschungel. Und so soll es ja sein. Illusion macht Spaß, nebenbei ist es ein großes Geschäft, vor allem für Comedians mit einem guten Marketingteam.

    Immer wieder im Fokus bei Mario Barth: das Hipster-Berlin

    Immer wieder im Fokus: Das Hipster-Berlin mit seinen Start-ups, Hafermilch-Cafés und Minderheiten, die sich seit einigen Jahren einen lauten Platz im Debattenreigen der Stadt erobern konnten. Veganer, laktosefreie Milch, die angeblich raumgreifende Präsenz von Nicht-Heterosexuellen und Non-Binären und alles, was als „Verbotskultur“ daherkommt, nervt ihn. Mütter zum Beispiel auch. Babsi, die beste Freundin seiner Freundin, ist Mutter, Zuckerfeindin, Veganerin ... „Jede Woche hat sie was Neues.“ Barth grillt aus Protest, wenn sie kommt, auch wenn es draußen unter Null Grad kalt ist. Er spielt und streitet in drei Rollen gleichzeitig, bis das Publikum grölt. „Auch Gorillas leben vegan“, sagt Babsi. Also eine Einlage über einen Gorilla, die beweist, dass das nicht so ist. Barth hat sich informiert, der isst doch Fleisch. Wenn der Gorilla im Dschungel einen leckeren Ast entdeckt, und es sitzen drei Schnecken darauf. Dann sagt der Gorilla, ey, könnt ihr mal runtergehen. Aber die Schnecken sind festgeklebt, festgeklebt, festgeklebt. So kommt der Gorilla zu seinen tierischen Proteinen. 

    Ob jemand als Kind schon mal was geklaut habe? Ob man erwischt worden sei? Er selbst schon. Mit acht Jahren habe er ein Mofa gestohlen, das habe nicht so richtig geklappt. Stolz schwingt mit, Barth mag das, wie ein Kind Grenzen austesten und übertreten. Auf dem Kinderspielplatz schickt er die siebenjährige Tochter von Babsi aufs Klettergerüst, bis ganz nach oben. Eine „Keks-Mutti“ - so nennt Barth Frauen, die Dinos aus Möhren schnitzen - entrüstet sich. Das Kind könne sich beide Beine brechen. Barth: „Wenn sie da runterfällt, dann hätte sie das verdient.“ Doch sie fällt nicht, und ab da sei sie stolz gewesen fürs Leben, die Königin des Spielplatzes. 

    Mario Barths Konzept ist der Lümmel von nebenan

    Barth ist ein großes Talent, ein hervorragender, präsenter Schauspieler, Allein-Unterhalter und Gag-Schreiber. Sein Konzept ist der Lümmel von nebenan. Der, der Mofas klaut und auf den Dächern der Nachbarn herumturnt. Es ist viel Anales im Programm, von Hoden, anderen Genitalien und Alkohol ist oft die Rede. Im letzten Jahr machte er noch Witze auf Kosten von Transgender-Personen. Das trug ihm noch vor wenigen Wochen Kritik und Shitstorms ein. Er war zu weit gegangen mit seinen Tabu- und Regelbrüchen. In der mit etwa 4000 Plätzen ausverkauften Schwabenhalle sparte er sich das. Kann er mit leben, und sein Publikum war begeistert. 

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