Wie ist Ihre derzeitige Gemütsverfassung?
Michael Moratti: Obwohl ich ein unverbesserlicher Optimist bin, hab ich durch den zweiten Lockdown doch eine Gemütskrise bekommen. Gerade war die Stimmung in der Wirtschaft etwas positiv, um beim Anstoßen von neuen Verlagsprojekten Aufmerksamkeit zu bekommen. Jetzt ist das Fenster wieder zu.
Woran arbeiten Sie gerade?
Moratti: Verlegerisch bereite ich das Marketing für unsere Novitäten vor: „Backgeschichten – Rezepte aus dem Augsburger Land“ und für das Bilderbuch „Brocki der kleine Berg“ von Gabriele Mühlbauer. Das Backbuch hat über 100 tolle Rezepte aus dem Landkreis. Der „Brocki“ wird ein Gute-Laune-Buch. Als Autor schreibe und zeichne ich trotz Krise weiter an der Comicserie „Brezi & Plunder“ für ein Bäcker-Comicmagazin und entwerfe für einen historischen Comic Charaktere. Der Historiencomic soll in Richtung des Asterix-Humors gehen. Aber das Projekt ist noch nicht spruchreif; ich weiß nicht, ob mir das so gelingt, wie ich es mir vorstelle.
Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?
Moratti: Abgesagte Buchvorstellungen mit Publikum und die musikalischen Lesungen meines Bilderbuchs „Das kleine Engele“ zusammen mit dem Quartett aTunes. Zusammen mit den Musikern und meinem Kamishibai (japanisches Erzähltheater) erzeugen wir bei Kindern und Eltern immer eine sehr weihnachtliche Stimmung. Das tut richtig weh. Auch die Absage der Premiere des Jungen Theaters Augsburg, welches mein Bilderbuch „Das kleine Engele und die Wieselbande“ für die Bühne inszeniert hat, macht mich traurig. Heuer kein Weihnachten mit meiner Nichte und meinem Neffen aus Spanien. Und natürlich das Kaffeehaus oder die Espresso-Bar als Ort der Eingebung – geschlossen. Und das Hallenbad als für mich sehr wichtigen Ort des sportlichen Ausgleichs.
Was gibt Ihnen Hoffnung?
Moratti: Bücher sind die perfekten Begleiter, wenn man mehr Zeit zu Hause verbringen muss als üblich. Die Krise bestätigt meine Überzeugung, dass Bücher krisenfest sind. Also arbeiten wir im Verlag, trotz manchem Rückschlag, höchst motiviert weiter.
Was wünschen Sie sich für 2021?
Moratti: Privat: Gesundheit, alles andere ist ersetzbar. Und wie sicher viele andere auch: einen wirksamen und gut verträglichen Impfstoff, um dieser Naturkatastrophe in Zeitlupe etwas entgegensetzen zu können. Auch damit ich meinen Bruder mit Familie in Spanien wieder sehen kann. Geschäftlich: Gute Partner, die mit uns mutig für die Zeit danach planen und umsetzen.
Ihr Lebensmotto in der Corona-Krise?
Moratti: „Always look on the bright side of Life“.
Noch eine kurze Empfehlung für andere…
Moratti: Versuchen cool zu bleiben Es wird vorbeigehen und dann ist der Hunger nach Kultur kaum noch zu stillen!
Hier kommen Sie zu den weiteren Fragebögen:
- Stefanie Schlesinger: „Zwischen Ohnmacht und Trotz“
- Matthias Klösel: „Aufgeben ist keine Option“
- Daniela Kulot: „Augen auf und durch“