Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

"Let's Fail": Theaterstück erforscht das Scheitern

Kritik

Dem Scheitern ganz nah: Premiere des Stationentheaters "Let´s fail"

    • |
    • |
    Schöner, stärker, besser scheitern? Eine Szene aus „Let's fail“, dem Stationentheater-Stück von Gianna Formicone.
    Schöner, stärker, besser scheitern? Eine Szene aus „Let's fail“, dem Stationentheater-Stück von Gianna Formicone. Foto: Bruno Tenschert

    „Let’s Fail“ zeigt, wie es ist zu scheitern. In vier verschiedenen Szenen gelingt es den Darstellerinnen, Gefühle zu wecken, die jeder beim Scheitern durchmacht. Die Aufführung findet, passend für die unangenehmen Emotionen, die man gerne versteckt, an einem versteckten Ort statt: die Halbinsel an der Augsburger Kahnfahrt.

    Gianna Formicone erforscht die Facetten des Scheiterns

    Die Regisseurin Gianna Formicone hat Schauspielerinnen, Tänzerinnen, Musikerinnen und Sängerinnen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft für dieses Stück zusammengebracht, die verschiedene Aspekte des Themas darstellen.

    Eine Frau streicht sich die Haare aus dem Gesicht und stützt erschöpft ihren Kopf in die Hände. Sie rutscht immer wieder ab und wiederholt die Bewegung schneller und schneller, bis ein rhythmischer Takt entsteht.

    Eine andere steht mit Kopfhörern vor einem Laptop und beginnt voller Motivation, einen Musik-Track zu bauen. Voller Begeisterung wippt sie mit dem Kopf mit und freut sich über jeden neuen Klang, den sie hinzufügt. Um sie und um das Publikum stellt sich ein Chor auf, der immer wieder sagt: „Du schaffst das“. Irgendwann beginnen einzelne Stimmen aus dem Chor zu flüstern: „Sei perfekt“. Da fängt die Musikerin an zu zweifeln, drückt hastig irgendwelche Knöpfe am Mischpult. Die Musik gerät aus dem Takt und wird disharmonisch.

    „Let‘s fail“: Manche der Szenen sind bizarr, manche lustig

    Da ist die Frau, die in einem glitzernden Kleid auf einer Bühne steht und auf das Publikum herabblickt, die immer breit lächelt und sich elegant bewegt. Sie schaut den Zuschauern eindringlich in die Augen und erzählt mit ausladenden Gesten, wie sie die „erfolgreiche Erfolgsfrau“ geworden ist, als die sie sich selbst bezeichnet. Alles ganz einfach. Man müsse nur an sich selbst glauben und jeden Tag dem eigenen Spiegelbild sagen: „Ich liebe dich“.

    Eine Frau wickelt ein rotes Kabel um sich, wickelt sich wieder aus und lässt es fallen. Dabei sagt sie immer wieder verzweifelt: „It’s so embarrasing“ – „Das ist so peinlich.“

    Manche der Szenen sind bizarr, manche lustig, manche verstörend. Die Künstlerinnen schaffen es, die Gefühle, die beim Scheitern aufkommen, ausdrucksstark darzustellen und sie auf die rund 80 Zuschauer zu übertragen. Sie zeigen, dass jeder, egal woher oder wie alt, scheitert.

    „Let‘s fail“ ist ein aufwühlendes Stück über das Scheitern

    Am Ende versammeln sich alle Darstellerinnen in einem großen Kreis und wiederholen einzelne Bewegungen und Parolen aus den vorherigen Szenen. Irgendwann werden sie gelassener und verfallen in ein gleichmäßiges Summen, das nach all den aufwühlenden Vorführungen wieder ein bisschen aufheitert.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden