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Lesung: Jan Weiler: Auf ein Bier mit dem Sohn beim Plätzchenbacken

Lesung

Jan Weiler: Auf ein Bier mit dem Sohn beim Plätzchenbacken

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    Jan Weiler während seiner Lesung im Gögginger Kurhaus.
    Jan Weiler während seiner Lesung im Gögginger Kurhaus. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Einen vergnüglichen Abend mit Jan Weiler erlebten die Besucherinnen und Besucher des Parktheaters im Kurhaus Göggingen in Augsburg. Der Bestsellerautor gab neue Familiengeschichten aus seinem im Frühjahr erschienenen Buch „Älternzeit“ zum Besten. Denn nach dem „Pubertier“, das 2014 auf den Markt kam, fordert das Spätpubertier die älter gewordenen Eltern auf neue Art und Weise. 

    Vor fünf Jahren war Weiler zuletzt in Augsburg. „Seit damals ist viel passiert und die Welt ist nicht mehr, wie sie war“, beginnt der Schriftsteller nachdenklich. Dabei nimmt er Bezug auf das Weltgeschehen und spannt humorvoll die Brücke zu seinem Buch. Sein Familienleben hat sich verändert. Denn Sara und der Erzähler haben sich getrennt, Tochter Carla, 25, zog zu Sara und Sohn Nick, 21, und er haben eine Jungs-WG gegründet. Das Vertragsende als Familienvater naht, und bis dahin gilt es noch, einige Kämpfe auf beiden Seiten auszufechten. 

    Der Sohn fragt: „Na, Seniorendämmerung?“

    Wobei sich das Blatt wendet. Aus dem vorlauten Grünschnabel wird im Laufe des Abends ein erwachsener junger Mann, der dennoch gerne seinen Vater auf den Arm nimmt, etwa wenn dieser nachmittags sein Post-Covid-Schläfchen hält. Dann zieht Nick ihn beim Erwachen auf: „Na, Seniorendämmerung?!“ Der Autor stellt fest, dass Dinge einfach verschwinden, wenn Kinder groß werden: Rolf Zuckowski zum Beispiel, oder Bobo Siebenschläfer, auch Reiswaffeln, besoffene 16-Jährige im Auto nachts nach Hause fahren und Elternsprechtage. 

    Jan Weiler bei einer Lesung seines Buches "Älternzeit" in Landsberg im Frühjahr 2023.
    Jan Weiler bei einer Lesung seines Buches "Älternzeit" in Landsberg im Frühjahr 2023. Foto: Christian Rudnik

    Das Publikum ist begeistert, und Weiler sorgt am laufenden Band für Lacher. Trocken, pointiert und mit tiefer Stimme erzählt der 1967 geborene Rheinländer gerne auch mal etwas anzüglichere Witze, die durchaus ankommen. Weiler versteht es nicht nur zu schreiben, sondern auch zu unterhalten. Genial, wie er von der Racheaktion seines Sohnes berichtet, der ihn prangt und Netflix auf Griechisch einstellt. Oder Nick mal wieder seinen Vater anpumpt per Messenger und es zu einem wahren Emojigefecht kommt. 

    „Älterwerden“ mit Heiterkeit

    Weiler gelingt es, Alltagssituationen so spannend und lustig zu beschreiben, dass sich größere und kleinere Ärgernisse mit dem Nachwuchs im Nachhinein als harmlos und amüsant erweisen. Wer kennt es nicht, wenn die Musik der Bluetooth-Box aus dem Bad mit lautem Bass ertönt und nervt. Weiler schnappt sich kurzerhand die App und wechselt von Hip-Hop auf das Lied der Schlümpfe. Plätzchenbacken wird bei ihm und Nick zu einer gemütlichen Aneinanderreihung von Bieren, die er genüsslich mit seinem Sohn trinkt: Back-Bier, Ofen-Bier, Kipferl-Bier usw. Ein Abend voller Lebendigkeit und Heiterkeit. Und wenn man zwischen den Zeilen liest, geht es doch nur um eines: die fortdauernde Liebe zu den eigenen Kindern.

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