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Kulturprogramm: Friedensfest: Stadt räumt Fehler bei der Programmgestaltung ein

Kulturprogramm

Friedensfest: Stadt räumt Fehler bei der Programmgestaltung ein

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    Das Friedensfest wird am 8. August in Augsburg begangen. Schon wieder ist über das Rahmenprogramm zum Fest eine Diskussion entbrannt.
    Das Friedensfest wird am 8. August in Augsburg begangen. Schon wieder ist über das Rahmenprogramm zum Fest eine Diskussion entbrannt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wie konnte dieser Programmpunkt Bestandteil des diesjährigen Friedensfests werden? Der Journalist Jakob Reimann sollte den Vortrag "Rechtsruck Israel" halten. Die Recherche des Augsburger Internetblogs DAZ hat dies dann verhindert. Dort hat man genauer hingesehen, was der Journalist Jakob Reimann über Israel in seinen Artikeln schreibt. Eine Nähe zur Israel-Boykott-Bewegung BDS ist ihm dort unterstellt worden. 24 Stunden später zog der Veranstalter, die Augsburger Friedensinitiative mit Partner-Organisationen, die Veranstaltung "Rechtsruck in Israel" zurück, um Schaden vom Augsburger Friedensfest abzuwenden. Gleichzeitig kündigten die Veranstalter an, diesen Vortrag zu einem anderen Zeitpunkt nicht im Kulturprogramm des Friedensfests nachzuholen. Beendet ist die Diskussion damit nicht, die Stadt Augsburg zeigt sich selbstkritisch.

    Der Journalist Jakob Reimann weist den Vorwurf, eine Nähe zu BDS zu haben, schriftlich zurück. Die Medien, in denen Reimann regelmäßig Artikel veröffentlicht, etwa die linke, marxistisch orientierte TageszeitungJunge Welt, spricht von Cancel Culture und zitiert Reimann: "Die mediale Hysterie, die die Ankündigung meines Vortrags ausgelöst hat, zeigt einmal mehr die Unmöglichkeit auf, in diesem Land eine vernünftige Debatte zum Nahostkonflikt zu führen."

    Friedensfest-Vortrag von Jakob Reimann in Augsburg abgesagt

    Gleichzeitig meldet sich das Generalkonsulat des Staates Israel zu Wort und begrüßt die Entscheidung der Organisatoren, Jakob Reimann nicht auftreten zu lassen. "Reimanns Vortrag hätte darauf abgezielt, den Staat Israel falsch darzustellen und zu diskreditieren." Das Generalkonsulat weist außerdem auf eine Veranstaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg zur Bekämpfung von Hasskriminalität und Antisemitismus hin, bei der auch die Stadt Augsburg zugegen gewesen sei. "Es wäre wünschenswert, wenn die zuständigen städtischen Stellen konsequent und unmissverständlich ihre damals postulierten Prinzipien der Bekämpfung von Intoleranz, Hass und Antisemitismus zur Grundlage ihres alltäglichen Handelns erheben würden."

    Für den FDP-Stadtrat Lars Vollmar ist mit dem Rückzug der Veranstalter die Angelegenheit ebenfalls noch nicht beendet. Er sieht die Oberbürgermeisterin Eva Weber in der Pflicht, zu der Sache Stellung zu nehmen. "Mit ein wenig Internetrecherche hätte man herausfinden können, dass Reimann antisemitische Argumentationsmuster verwende", sagt Vollmar. "Die Alarmglocken hätten klingeln müssen." Der FDP-Stadtrat fragt sich, warum die Stadt keine Konsequenzen aus dem Vorfall ziehe. 

    Die Stadt gibt sich selbstkritisch: "Uns ist ein handwerklicher Fehler unterlaufen", sagt Thomas Weitzel, der im OB-Referat die Stabsstelle Kultur leitet und anstelle von Christiane Lembert-Dobler die Organisation des diesjährigen Friedensprogramms übernommen hat. "Wir haben den Referenten-Vorschlag der Augsburger Friedensinitiative mit Herrn Reimann geprüft, aber anscheinend zu oberflächlich", sagt Weitzel. Erst als man nach den Vorwürfen mehrere Stunden eingehend im Netz gesucht habe, sei man auf Zitate von Reimann gestoßen, die zumindest nicht ohne eine relevante zweite Stimme einer Gegenposition diskursiv ins Friedensfestprogramm hätte übernommen werden sollen. In diese Situation sei man wegen eines personellen Engpasses gekommen - und weil erst spät mit der Programmarbeit begonnen worden sei. "Von März bis zur Drucklegung des Programns im Juni ist die Zeit einfach zu knapp", so Weitzel. In Zukunft werde man mit noch größerer Sorgfalt die Programmpunkte prüfen.

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