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Konzertkritik: Ironie, Romantik und Natur in allen Farben

Konzertkritik

Ironie, Romantik und Natur in allen Farben

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    Dace Salmina-Fritzen (Violine), Szilvia Mikó (Klavier) und Katharina Hauf (Horn) zusammen mit Sopranistin Cathrin Lange im Rokokosaal.
    Dace Salmina-Fritzen (Violine), Szilvia Mikó (Klavier) und Katharina Hauf (Horn) zusammen mit Sopranistin Cathrin Lange im Rokokosaal. Foto: Anna Kondratenko

    Dem „Ruf der Träume“ war ein stattliches Publikum gefolgt. Unter diesem Titel stand das 4. Kammerkonzert der Augsburger Philharmoniker, veranstaltet von „INS Theater Augsburg“, dem rührigen Unterstützungs-Verein. Im restlos gefüllten Rokokosaal wurde eine Matinee vor allem mit Raritäten geboten: Gesang, Violine, Horn und Klavier breiteten ein Spektrum aus, das zwischen Ironie, Romantik und Natur in allen Farben schillerte. Drei Musikerinnen der Augsburger Philharmoniker sorgten für instrumentalen Zauber: Die Geigerin Dace Salmina-Fritzen, Hornistin Katharina Hauf und Szilvia Mikó, Solorepetitorin am Staatstheater. Und es gab ein Wiedersehen und -hören mit der Sopranistin Cathrin Lange, früher beliebtes und geschätztes Ensemblemitglied.

    Und Cathrin Lange war es auch, die den ersten Teil des Konzerts mit französischen, raren Kostbarkeiten prägte. Was aber nicht heißt, dass der instrumentale Part auf Begleitmodus gestellt war. Im Gegenteil: Das eröffnende Werk eines hier eher unbekannten Komponisten war spektakulär. Anthony Girard, 1959 in den USA geboren, dann in Frankreich musikalisch ausgebildet und groß geworden, mit vielen Preisen und ehrenvollen Anstellungen ausgezeichnet, schuf mit „Le Rêve est notre Espoir“ für Sopran, Violine, Horn und Klavier ein hinreißendes Stück.

    Es ist eine Ballade im weitesten Sinn nach Gedichten von Yves Prié. Girard, ein Universalgenie, das nicht nur Kontrapunkt, Orchestrierung und Musikgeschichte beherrscht und lehrt, zieht seine Inspiration auch aus literarischen Wurzeln, aus einer Art anarchischer Religiosität in diesem Text über den „Traum als Hoffnung“. Er geistert zwischen dionysisch sinnlicher Naturbetrachtung, Euphorie und Alltagsverzweiflung; Symbole der Natur - Fluss, Sonne - gehen untrennbar einher mit existenziellen Vorstellungen. Seine Musiksprache mutiert zwischen gregorianischer Kargheit, motorischem Raffinement, impressionistischer Farbanmutung, französischem Witz und Ironie, was sogar an Satie denken lässt. Dieses blitzende Farbspiel wurde in aller virtuosen Brillanz und Schärfe modelliert, anfangs vielleicht ein wenig zu heftig, sodass sich Cathrin Langes geschmeidiger Sopran auf diesen Wogen erst finden musste. Dann aber war die aufregende Balance in diesem „Walpurgisnacht-Traum“ gefunden.

    Die beiden anderen französischen Raritäten stammten vom großen Meister Georges Bizet. Die Lieder „La sirène“, eine feine Moritat von der verliebten Nixe, sowie das sinnliche Erinnerungslied an eine „Arabische Gastgeberin“ von Victor Hugo mit spanischen Tanz- und Lied-Anmutungen zelebrierte Cathrin Lange, begleitet von Szilvia Mikó, mit überaus bewegtem vokalem Charme.

    Den zweiten Teil des Programms prägte deutsche Romantik: Johannes Brahms. Sein Trio op. 40 Es-Dur für Violine, Horn und Klavier führte aber auch zu den typischen musikalischen Momenten, in denen Brahms über seliges romantisches Strömen hinaus mit seinen wunderbar geschmeidig mutierenden Wendungen und sanften motorischen Raffinements Farbwechsel und Stimmungen aufhellt, verdunkelt. Dem bewegt tastenden Gestus in Eingangssatz folgt das metrisch und klanglich in den Triolen spukende Scherzo. Nach fahlen Bildern im Adagio endet alles im freudig wirbelnden, mit Jagd-Rufen gespeisten und in Varianten eskalierenden Finale. Den Bravo-Sturm hat sich das virtuose Trio wahrlich verdient.

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