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Konzert: Wenn Erfolg keine „Utopie“ ist: Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester spielt eine Urraufführung

Konzert

Wenn Erfolg keine „Utopie“ ist: Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester spielt eine Urraufführung

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    Junge Talente auf Konzert-Tour: Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester gestaltet im September seinen Herbstkonzerten.
    Junge Talente auf Konzert-Tour: Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester gestaltet im September seinen Herbstkonzerten. Foto: Michael Richter

    Drei Uraufführungen innerhalb der kommenden acht Monate – das klingt bemerkenswert und ist sicher auch ein eindeutiger Beleg dafür, dass der in Augsburg geborene Komponist Patrick T. Schäfer in seinem Metier ziemlich erfolgreich unterwegs ist. Sein für Mezzosopran und Cello geschriebenes Stück „Du bist dort und ich bin hier“ wird in Wenningsen (Niedersachsen) und „Emoji Fiction“ für zwei Trompeten und Klavier am NDR Hannover Premiere feiern. Bereits Mitte September steht im Rahmen der Herbstkonzerte des Schwäbischen Jugendsinfonieorchesters (SJSO) unter der Leitung von Carolin Nordmeyer sein „Konzert für Orchester – Dust“ zur Uraufführung auf dem mit „Utopie“ übertitelten Programm.

    Patrick T. Schäfer gewann 2017 den Augsburger Kunstpreis

    In Augsburg ist Patrick T. Schäfer ohnehin kein unbekannter Künstler. Vor sechs Jahren nahm er den hiesigen Kunstförderpreis entgegen und bereits 2017 wurde seine erste, im Kontext des Reformationsjubiläums in St. Anna gezeigte Oper „Letzte Nacht“ ins Programm des Staatstheaters aufgenommen. Für das Schauspiel „Extra Zero“ von Elisabeth Pape (2023, Brechtbühne im Gaswerk) steuerte er den Sound bei und für die Bayerische Kammerphilharmonie entstand ein Auftragswerk. Im Vorjahr wurde er mit dem Musikförderpreis des Bezirks Schwaben gekürt.

    Patrick Schäfer hat ein Stück für das SJSO komponiert.
    Patrick Schäfer hat ein Stück für das SJSO komponiert. Foto: Maria Svidryk

    Auch andernorts fiel der 1993 geborene Komponist, der jetzt in Köln lebt, positiv auf: Seine zweite Oper „Woman in Labor“ wurde 2021 mit dem international renommierten Ensemble Modern in Frankfurt uraufgeführt. Zudem war er Stipendiat der Akademie des SWR-Vokalensembles, der Akademie „Musiktheater Heute“ sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Mit „Creatures“ gewann er den 5. Mauricio Kagel Kompositionswettbewerb in Wien und im Vorjahr den Deutschen Musikwettbewerb sowie die Residenz an der Citè des Arts in Paris.

    Patrick T. Schäfer zeigt seine Bandbreite mit dem SJSO

    Ein Blick auf seine Website zeigt seine stilistische Bandbreite und mehrere Hörausschnitte – (Kammer)-Musik für den Konzertsaal, elektronische Musik, Filmmusik, Theatermusik und Musiktheater. Der Reigen derjenigen, bei denen er sein Handwerk lernte, liest sich wie ein „Who's who“ der arrivierten Avantgarde-Komponisten. An der Münchner Hochschule für Musik studierte er bei Hans Jürgen von Bose und Isabel Mundry. Während eines Erasmussemesters an der Kunstuniversität Graz studierte er bei Beat Furrer, bis er seinen Master an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Marco Stroppa und sein Konzertexamen an der Hochschule für Musik und Tanz Köln beim Tschechen Miroslav Srnka absolvierte.

    Bereits eine geraume Weile widmete sich Schäfer intensiv dem Phänomen Staub und stellte sich der Frage, wie dieses „Material“ zum Klingen gebracht werden kann. Das vom Förderverein des „sjso“ in Auftrag gegebene Orchesterwerk spielt mit Material, das mit Staub überzogen ist, den man entfernen muss, um die darunter liegende Beschaffenheit zu erkennen. So entstehen Wischgesten und Klangwolken aus diversen „Klangpartikeln“, die Schäfer orchestral auch mit Geräuschen über normal gespielte Klänge bis hin zu Atemgeräuschen der Musiker und Musikerinnen spiegelt.

    Das SJSO spielt Schäfers Komposition „Dust“

    „In ‚Dust‘ habe ich unter anderem über das gemeinsame Atmen des Orchesters versucht, trotz der verschiedenen Ebenen von Partikeln und Material, das Orchester zu einer Einheit werden zu lassen und dem Stück in seinem Verlauf eine existenzielle Wendung zu geben“, so fasst Schäfer sein Vorgehen zusammen. Der Atem ist schließlich ein universelles Symbol für Leben und Nicht-Leben. „Durch ihn werden die Musiker:innen an ihren Instrumenten als Körper, als Menschen sichtbarer und es offenbart sich die Größe der Bedeutung, die Staub als vielleicht kleinste wahrnehmbare Einheit aktuell hat.“

    Dirigentin Carolin Nordmeyer leitet das SJSO.
    Dirigentin Carolin Nordmeyer leitet das SJSO. Foto: Ute Laux (www.pro-podium.de)

    Als spannend empfindet es der Komponist mit und für junge Musikerinnen und Musiker zu arbeiten, ebenso wie er die Chance wertschätzt, intensiv in den aktuellen Probenprozess involviert zu sein – auch weil sich im kreativen Probenprozess noch so manche Stellschrauben, wie unter anderem optimierte Tempi, drehen lassen. Nicht minder spannungsreich dürften auch Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 und die beiden Werke von Jan Kotsier sein, die gemeinsam mit den jungen Musikerinnen und Musikern des SJSO unter der behutsamen Leitung von Carolin Nordmeyer Schäfers „Dust“-Konzert für Orchester einbetten. Mitzuerleben unter anderem am 15. September (19 Uhr) im Kongress am Park.

    Info Tickets und weitere Infos: www.sjso.bezirk-schwaben.de

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