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Konzert: So einfach kann Humor sein: Helge Schneider in Augsburg

Konzert

So einfach kann Humor sein: Helge Schneider in Augsburg

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    Multi-Instrumentalist und Wort-Jongleur ist Helge Schneider. Seinen Auftritt im Kongress am Park brach er diesmal nicht ab.
    Multi-Instrumentalist und Wort-Jongleur ist Helge Schneider. Seinen Auftritt im Kongress am Park brach er diesmal nicht ab. Foto: Siegfried Kerpf

    Zuerst eine ganz gute Nachricht: Helge Schneider ging nicht vorzeitig von der Bühne. Das war im Juli 2021 noch anders. Damals sorgte der Multiinstrumentalist für einen Eklat, als er sich beim sogenannten Augsburger Strandkorb-Konzert nach wenigen Minuten mit den Worten: "Das geht mir alles auf den Sack. Ich habe keine Lust mehr", verabschiedete. Schneider ärgerte sich über das Corona-Konzept des Veranstalters. Er bemängelte damals den mangelnden Kontakt zum Publikum, das in corona-konformen Abständen vor der Bühne saß. Darüber musste sich der mittlerweile 66-jährige Künstler nun in der Kongresshalle nicht beklagen. Denn die Halle war bis auf den letzten Platz besetzt und die Stimmung war bestens. Viele hatten vor Lachen Tränen in den Augen. Seine Fans bekamen das serviert, was sie von ihm auch erwarten: Herrlicher Blödsinn, viel Wortwitz, eingehüllt in feine Jazz-Musik, die auch gerne mal schräg klingen darf. 

    Schräg sieht er auch selber aus. Eingekleidet wie ein Zirkusdirektor in einem Glitzeranzug in rot und pink tritt Schneider vor seine Zuschauer. Auf sein abgebrochenes Konzert in Augsburg ging der Komiker nur kurz nach seiner ersten Darbietung ein, als er mit einem ironischen "Tschüss, das wars", drohte. Als kleine Entschuldigung für seine Aktion damals, soll dann wohl die Lobeshymne auf Augsburg gelten, die Schneider am Ende des Konzerts vorträgt. Nämlich, dass Augsburg die schönste Stadt der Welt sei, und dass er dort begraben sein will. Zudem sei Augsburg die schöne Perle der Romantik.

    Helge Schneider ist ein Wort-Jongleur und ein musikalisches Ass

    In den über 90 Minuten zuvor beweist Schneider nicht nur, dass er ein überragender Wort-Jongleur ist, sondern musikalisch einfach ein Ass. Ob Klavier, Trompete, Saxofon, Vibrafon, Bongos oder Schlagzeug – Schneider spielt einfach alles. Dazu hat Schneider ein starkes, vierköpfiges Ensemble am Start. Auch Sergej Gleitman, der mit seinem langen Rauschebart komische Ausdruckstänze präsentiert und schließlich bei "Katzeklo" zur Geige greift. Das klingt dann allerdings so schlecht, dass es weh tut. "Damit sich auch die damit identifizieren können, die kein Instrument spielen können", grinst Schneider. 

    Zwischendurch lässt Schneider auch eine kleine Nebelwolke aufsteigen, die er "von Rammstein gekauft" hat. Bei "My Baby left me", das er als ein besonderes Werk ankündigt, wird es dann schon mal etwas langatmig. Gute fünf Minuten zieht sich das Stück, untermalt von leisem Jazz-Gedudel, durch den Saal. Schneider singt dabei den Satz "My Baby left me" in sämtlichen Tonlagen, die er drauf hat. Wirkt etwas einschlaffördernd, bleibt aber das einzige Stück an diesem Abend, bei dem es langweilig wird. "Katzeklo" wird natürlich besonders zelebriert. Schneider witzelt dabei, dass er dieses Lied immer zweimal am Tag singt, selbst wenn er nicht auftritt. Zuvor erzählt er noch davon, wie er bereits im Alter von drei Jahren den Song "Yesterday" geschrieben hat. Seine Eltern hätten den Song dann ohne sein Wissen an die Beatles weitergegeben.

    Helge Schneiders Mimik und Gestik bringen zum Lachen

    Sein Ausdruck, seine Mimik und seine Gestik animieren dabei einfach zum Lachen. Sein Liebeslied "100.000 Rosen schenk ich dir und dafür bleibst du bei mir" – einfach genial. Oder der Song: "Der Zauberer". Handelt von einem, der ein dringendes Bedürfnis hat und vor einer geschlossenen Tür steht und anklopft, dass er ganz schnell da rein muss. Aus dem Häuschen ertönt dann die Stimme von einem, der gerade seine Notdurft verrichtet: "Ich bin doch kein Zauberer." So einfach kann Humor sein. 

    Mit einem furiosen Grande Finale "Mädchen wollen küssen, Jungs aber auch" gibt Schneider, der dann mindestens zehn Instrumente dazu bedient, alles. War auch angebracht. Schließlich hatte er in Augsburg noch was gutzumachen. Das ist ihm ganz gut gelungen. . 

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