Er ist auf eigene, besondere Weise ein Testament des großen russischen Komponisten Peter Tschaikowsky, sein letzter abgeschlossener Klavier-Zyklus der „18 Pièces“ op. 72. Evgenia Rubinova hat des Werk auf CD eingespielt und ihr ein überaus positives Echo in den internationalen Foren beschert. Die längst auf den internationalen Bühnen renommierte Künstlerin hat immer noch einen engen Bezug zu Augsburg, wo sie eine begehrte Klavierklasse unterrichtet.
Die 18 Stücke sind im Vorfeld der großen Orchester-Kompositionen wie der 6. Symphonie „Pathétique“ oder des „Nussknacker“-Balletts entstanden. „Tchaikovsky‘s Testament“, so der Untertitel der CD-Aufnahme (Genuin classics), stellt tatsächlich so etwas wie ein komprimiertes Spiegelbild dar, von welchen Einflüssen der berühmte Meister geprägt wurde. Das Programm ist zu einer fantastischen musikalische Europa-Reise geworden, lässt erleben, wie er aus den verschiedensten Blickwinkeln im 19. Jahrhundert wahrgenommen wurde, wie er sich selbst verortet sah. Das Pendel schlägt faszinierend aus zwischen slawischen Farben und europäischer Romantik, französischem Klangflair und deutscher Tradition. Speziell der Klavierstil berührt Liszts große virtuose Aura ebenso wie Chopins Geschmeidigkeit, Schumanns berührende intime Innigkeit, auch Beethovens grandioses Spiel mit der Formveränderung.
Evgenia Rubinova mit blitzender Virtuosität
Robert Schumann und der polnisch-französische Zauberer Frédéric Chopin werden in einigen Stücken als Hommage genannt. „Un poco di Schumann“ spürt dessen zwischen Kinderspiel und innigen, poetisch komprimierten Charakteren changierenden Momenten nach. Chopins betörende Eleganz seiner überhöhten „Mazurka pour danser“ oder die stolze Wucht einer fast orchestral sich ausweitenden „Polacca de Concert“ zeichnet Tschaikowsky mit raffinierter Bewunderung für die Kollegen. Eine große, vielleicht die noch bedeutendere Rolle spielen Tschaikowskys ureigene, quasi also original „unabhängige“ Eingebungen, wo gespenstische, virtuose flackernde Abgründe geöffnet werden („Scherzo fantaisie“, oder die fast nihilistisch in Leere sich verirrende Blöcke wie „Echo rustique“). Vor allem auch motorisch exotische Ballett-Anmutungen mäandern vom „Nussknacker“-Feeling bis zum skurrilen Zirkus-Moment.
Was Evgenia Rubinova in dieser abenteuerlichen Kaleidoskop-Fahrt an blitzender Virtuosität, fantastischem Laufwerk, in den romantischen Balladen und Elegien an charismatischer Klarheit ausbreitet, ist hinreißend. Am Dienstag, 3. Dezember, präsentiert sie dieses CD-Programm im Saal des Leopold Mozart College of Music (Grottenau) als Konzert, Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
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