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Klapps-Puppenfestival: Sogar das Echo in den Bergen klingt so schön bei dieser "Geierwally"

Klapps-Puppenfestival

Sogar das Echo in den Bergen klingt so schön bei dieser "Geierwally"

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    Die Wally und ihr Namensgeber: Szene aus der Handpuppen-"Geierwally" des Theaterensembles Die Exen.
    Die Wally und ihr Namensgeber: Szene aus der Handpuppen-"Geierwally" des Theaterensembles Die Exen. Foto: Dirk Wildt

    Grau, alles ist grau. In allen Schattierungen. Grau die Kulissen aus übergeworfenen Filzdecken, die die Spitzen der Tiroler Berge darstellen. Grau die bezopften Schöpfe der zwei „seligen Fräulein“. Als zeitlos bleiche Alpensirenen (Dorothée Carls und Anika Pilstl) erzählen sie jene bekannte Geschichte vom Kampf der starken Geierwally inmitten der Bergwelt, in der die Menschen so rau sind wie das Wetter und der Wind, der um die Gipfel pfeift. Das Figurentheater Die Exen aus Neuhaus am Inn brachte zu den diesjährigen Klapps-Puppenspieltagen ins Kulturhaus Abraxas eine „Geierwally“ mit, die so bezaubernd, so poetisch, so packend war, dass das Publikum 70 Minuten nur noch Aug‘ und Ohr war. Es zeigte sich: Der alte Stoff, oftmals verfilmt nach der Vorlage des 1873 erschienenen Romans von Wilhelmine von Hillern, bewegt noch immer. Vor allem, wenn er so originell, so urkomisch in Szene gesetzt wird, wie es Die Exen taten.

    Sie schöpften dabei die Möglichkeiten des Figurentheaters voll aus: Mit den verschiedensten Handpuppen, etwa dem Klappmaul-Geier, den die Wally einst aus dem Nest geholt hatte und der durch die Handlung führt. Ganz winzig, ganz hoch auf dem fernsten Gipfel, fingerpuppenklein taucht die Wally auf, kommt runter „ins Dorf“, als Handpuppe mit entschieden geschnittenen Gesichtszügen, aber auch in ihrer ganzen Zerbrechlichkeit. Zwei karierte Tücher, über die unteren Bergrücken geworfen, schon wähnt man sich inmitten des Dorfwirtshauses, an dessen Tischen sich die Männer – da kommt plötzlich eine ganze Runde zusammen, zwei Köpfe in einer Handpuppe machen’s möglich - über den Bärenjosef auslassen. Den will die Wally über alle Widerstände hinweg haben. Hervorragend ausgestaltet sind all diese eigenwilligen Figuren, der herrische Vater, der dumpfe Bauer Vinzenz, an den der Vater die Tochter verschachern will, die zwei herzensguten Brüder hoch oben am Berg in einem Kuckucksuhr-Häuschen lebend, die der Wally, als sie sich wieder in die Höhen flüchtet, Obdach gewähren.

    Die Rettungsaktion wird zum Durcheinander

    Mit kleinen Details werden die Orte des Geschehens beschrieben – da wird ein Kreuz auf einen Berg gesteckt, schon ist es der Gipfel, und man spürt die Kälte und den Wind, wenn sich „Schneeflocken“ über die erschöpfte Wally breiten. All diese Tragik wird immer wieder gebrochen durch ungeheuren Witz: Da saust die Wally plötzlich wie bei einer Schlittenfahrt den Bergrücken herunter, und es wird höchst lustig beim Durcheinander einer Rettungsaktion, bei der Wally und Josef am Seil aus einer Schlucht geborgen werden. Inmitten alledem wird, Alpenklischees augenzwinkernd aufgreifend, gesungen, getanzt und gejodelt, und das Echo in den Bergen klingt auch so schön. Diese wunderbare Aufführung wird gewiss auch beim Publikum einen langen Widerhall haben.

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