Der Beifall wollte nicht enden und Kim Wilde stand sichtlich gerührt auf der Bühne. Als der letzte Ton ihres Hits „You Came“ aus dem Jahr 1988 verklungen war, erhob sich das Publikum im Gögginger Kurhaus wie auf Kommando von seinen Plätzen. Den Applaus der rund 500 Zuschauer im festlich, geschmückten Saal hatte sich die britische Popsängerin redlich verdient.
Klar, von der wilden Hummel, die einst mit ihrer blonden Punkfrisur über die Bühnen fetzte und die Wände wackeln ließ, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Schließlich ist Kim Wilde jetzt auch mit 64 Jahren in einem Alter, wo man es etwas ruhiger angehen lässt. Das Kurhaus in Göggingen ist an diesem Abend dafür die perfekte Location. „Ich bin begeistert“, sagt Wilde mit einem Blick in den Augsburger Prachtbau, der auch mit hunderten von Kerzen erleuchtet wird.
Schon seit einigen Jahren geht die Sängerin mit ihrer „Winter Acoustic Tour“ auf Reisen. Mit einer Mischung aus ihren Hits der früheren Jahre und Weihnachtsliedern unterhält Wilde unplugged ihre Fans. Dabei steht sie mit einem kleinen Familienunternehmen auf der Bühne. Lediglich Gitarrist Neil Jones, der auch schon Nik Kershaw oder Sophie Ellis-Bextor begleitet hat, gehört nicht zur Verwandtschaft. Doch ihre Nichte Scarlett, die sie gesanglich begleitet und ihr Bruder Ricky (ebenfalls Gitarre) zählen zum Familienclan.
Mit ihrem Bruder singt Kim Wilde „Winterwonderland“ im Duett
Der erste Teil des Konzerts ist vorwiegend dem anstehenden Weihnachtsfest gewidmet und eher besinnlich. Mit „Have Yourself a merry little Christmas“ wird die Bescherung eröffnet. Hat ja auch schon einmal der große Entertainer Frank Sinatra gesungen, allerdings etwas rauer und kratziger. „Winter Wonderland“ zaubert dann allerbeste Stimmung in den Saal. Zumal bei diesem Song das Bruder/Schwester-Verhältnis bestens zum Vorschein kommt. Kim und Ricky singen im Duett und den Spaß, den die beiden dabei haben, sieht man deutlich.
Allerdings streut Kim Wilde immer wieder Titel ein, die sie in den 1980er Jahren zu einer Ikone machten. Wie „European“ aus dem Album „Close“ von 1988. Später erzählt sie auch, dass ihre Karriere auch dank Deutschland einen Riesenschub bekommen hat und sie in Magazinen wie in der Bravo oder in Pop Rocky Dauergast war und schiebt ein leidenschaftliches „Thank you Germany“ hinterher. Aber dann heißt es auch ganz stark bleiben. Denn schließlich kommt das Unvermeidliche und wer kann es eigentlich noch hören? Anscheinend fast alle im Publikum, denn „Last Christmas“ von Wham singt fast jeder im Saal lauthals mit.
Im Zugabenteil gibt es auch „Kids in America“
Im zweiten Teil des Abends steigert sich sowohl das Quartett auf der Bühne sowie die Fans im bestuhlten Publikum. Wilde und ihre Combo lassen die 80er aufleben. Mit „Cambodia“, „Chequered Love“, You keep me hanging one“ oder „You came“ erinnert sie an die gute alte Zeit des Rock und Pop. Kim Wilde, die im wirklichen Leben Smith heißt, packt im Zugabenteil noch ordentlich drauf. Da fehlt doch noch was? Klar die Familienproduktion „Kids in America“, das ihre Brüder Marty und Ricky geschrieben und auch 1981 produziert haben.
Am Ende wirds dann aber wieder ganz besinnlich und das Publikum, das aus älteren wie auch jüngeren Fans besteht, wird noch einmal gefordert. Doch kein Problem, „White Christmas“ geht immer. Bei der Verabschiedung ist dann auch noch ein Stargast dabei. Der einjährige Sohn von Scarlett Wilde darf mit auf die Bühne an der Hand seiner Mutter. Auch ihm scheint es gefallen zu haben. Zumindest klatscht er ebenso begeistert wie das Publikum
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