Was haben Alice Schwarzer, Olaf Scholz und Wladimir Putin gemeinsam? Alle sind Teil des neuen Programms des Kabarettisten Mathias Richling. Bereits zwei Mal wurde sein Auftritt in der Gersthofener Stadthalle verschoben, wegen der Corona-Beschränkungen. Mit zwei Jahren Verspätung stand Richling nun in Gersthofen auf der Bühne.
Kabarettist Mathias Richling wechselt im Minuten-Takt den Charakter
Unter der Devise "Untersuchungsausschuss" betrachtet er etwa kritisch und gestenreich die aktuelle Politik. Gefühlt im Minuten-Takt wechselt Richling von Olaf Scholz zu Christian Linder und dann noch Winfried Kretschmer. Oft so schnell, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer einen Moment brauchen, um zu verstehen, welcher Politiker nun aufs Korn genommen wird. Mit geschlossenen Augen könnten manche glatt vergessen, dass es Richling ist, der auf der Bühne steht.
Doch das Publikum ist nicht auf sich alleine gestellt. Unterstützung bekommen sie von den zwei Rednerpulten auf der Bühne und der Beleuchtung. Jedes Mal, wenn Richling den Charakter wechselt, ändert sich die Beleuchtung entsprechend der Parteifarbe. Die Pulte sind beweglich und die Seiten sind in unterschiedlichen Farben lackiert. Spricht Richling nun etwa als Christian Lindner, strahlen die Lampen in leuchtendem Gelb und auch die Vorderseite der Pulte zeigen dann die Parteifarbe der Liberalen. Auch das Bühnenbild zeigt die wortwörtliche Schieflage der Bundespolitik. Quer auf dem Boden liegt eine Ampel. Nur Klebeband hält die Lampen notdürftig zusammen.
Wie Richling auf der Bühne in Gersthofen zu Wladimir Putin wird
Aber es sind nicht nur Politikerinnen und Politiker, die Richling auf die Schippe nimmt. Auch Boris Becker oder Alice Schwarzer sind Teil seines Rundumschlages gegen den Irrsinn des öffentlichen Diskurses. Beim Publikum kommt das gut an. Immer wieder wird Richling von Applaus unterbrochen. Manch einer kann sich das Lachen auch nicht bis zum Ende eines Witzes verkneifen. Manchmal tönt dem Kabarettisten auch ein zustimmendes "Genauso ist es" aus dem Zuschauerraum entgegen.
Stark ist das Programm aber dann, wenn im Publikum Stille herrscht, etwa bei Richlings Darbietung als Wladimir Putin. Nur rote Lichter strahlen auf die Bühne. Ansonsten herrscht Dunkelheit. Lediglich Richlings Kontur ist zu erkennen. Mit schwerem russischen Akzent beginnt er zu sprechen. Über die Ukraine, über den Krieg und das Verhältnis zum Westen. Das Lachen bleibt manch einem bei so viel Zynismus eher im Halse stecken. Und wo Putin ist, darf natürlich auch Altkanzler Gerhard Schröder nicht fehlen. Selbstgefällig lehnt er an einem Rednerpult, zieht die Sätze und Wörter in die Länge.
Für seine Freundschaft mit dem russischen Präsidenten hat Richling/Schröder natürlich eine einleuchtende Erklärung: "Mein Monatsgehalt von Putin kann zumindest nicht mehr im Krieg ausgegeben werden." Die Klammer des launigen Abends bildet ein Metronom. Die Klammer des Abends bildet ein Metronom. Zu Beginn und zum Schluss versetzt Richling es in Schwingungen. Unablässig bewegt es sich. Egal, was auf der Bühne passiert. Genauso sei es im Leben, meint Richling. Es geht immer weiter, egal was passiert.