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Foto: Michael Hochgemuth
Foto: Michael Hochgemuth

Mit Pointen und Liedern: Martina Schwarzmann bei ihrem Auftritt im Kongress am Park in Augsburg.

Kabarett
28.09.2023

"Ganz einfach": Martina Schwarzmanns urlustiger Auftritt in Augsburg

Von Daniela Tiggemann

Die Kabarettistin Martina Schwarzmann sinniert in Augsburg im Kongress am Park "ganz einfach" über das Leben – und präsentiert einen Überraschungsgast.

"Bei dir ist immer alles ganz einfach – das ist ja nicht zum Aushalten!", musste sich Martina Schwarzmann mal von einer Freundin vorwerfen lassen. Um dann deren nächsten Satz gleich in ein Lied umzuwandeln, mit dem Titel: "Mir scheint von Natur aus die Sonne aus dem Oarsch". Alles glänzt also und die Probleme lösen sich von selbst? Dabei löst die Kabarettistin ihre Probleme am liebsten mit Humor. Lachen statt weinen, eben "ganz einfach", so wie ihr neues Programm heißt.

Martina Schwarzmanns Programm entstand in der Pandemie

Kein Komiker in Deutschland weiß so authentisch vom Leben auf dem Lande zu berichten, ja eigentlich vom Leben an sich. Das liegt nicht nur an der Sprache der Musikkabarettistin. Die in Altomünster als Biobäuerin lebende Martina Schwarzmann redet ungerührt in breitem malerischem Bairisch auf ihr Publikum ein – und wird verstanden. Das beweisen auch diesmal wieder im ausverkauften Kongress am Park die Lachsalven, die drei ganze Stunden lang den Saal erschüttern.

"Ganz einfach" ist der Titel ihres neuesten Programms, das in der corona-engen Zeit entstanden ist und viele der Zumutungen beschreibt, mit denen Familien und Künstler leben mussten. In dem sie mit einem wurschtigen "Es is halt so wie's is" resümiert. Aber das auch vom Glück der Stille erzählt, die unter der Einflugschneise des Münchner Flughafens nun erlebbar war. Da hörte der Insektenfan dann sogar Baumwanzen beim Geschlechtsverkehr, so still war es. 

Geschichten aus dem Alltag erzählt Schwarzmann in Augsburg

Dass Martina Schwarzmann nun schon seit gut 20 Jahren die Bühnen füllt, liegt nicht nur an ihrem unglaublichen Humor, mit dem sie die Dinge dreht und wendet, bis alles Lächerliche ans Licht kommt. Sie hat auch einen Blick für das, "was wirklich wichtig is und den Rest, den braucht's gar ned". Damit unterscheidet sie sich von Kabarett-Kolleginnen, die zum Beispiel eine Demo organisieren, auf der sich die Empörer treffen. Diese Ruhe scheint eine Schilddrüsenfehlfunktion zu sein, denn: "Mich regt nix auf". Im Gegensatz zu den Leserbriefschreibern, die sich über einen veganen Schützenkönig empören, dem man aus Respekt nicht die traditionelle Wurstkette, sondern eine Tofukette überreicht hatte. 

Eine urkomische Biobäuerin kann aber noch viel mehr erzählen vom Leben zwischen Thermomix und Kompressor, eingetrockneten toten Fröschen und mumifizierten Pausenbroten. Bei der Arbeit auf dem Acker oder in der gestopft vollen Garage findet sie ihre Geschichten und Lieder, die einen bohrenden Blick auf die Komik des Alltags lenken. Sie zeigen eine Frau, die noch immer nah genug am Kindsein ist, um mit Streichen alle Biederkeit und Bravheit aufzubrechen. Der auch immer noch die kindischsten Gemeinheiten einfallen, die sie genüsslich auserzählt. Selbstironie und Distanz zum Leben, in dem sie sich bewegt, sind das Handwerkszeug, das den ganz normalen Wahnsinn aushebelt.

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Wie viele Pointen von Martina Schwarzmann sind frei erfunden?

Ob alle Geschichten erlebt – oder gut erfunden sind? Wie die, sie und ihr Mann seien in ihrem Freundeskreis "füreinander überblieben" und nach Sondierungsgesprächen zusammengekommen. Sicher sind aber die Geschichten von einer Familie mit vier lebhaften Kindern wahr. Und die mit Menschen in der Supermarktschlange, die ungefragt Erziehungstipps geben. Alles nur aushaltbar mit sehr viel Humor.

Und dann sind da noch die Parodien vom Stammtisch am Stehtisch der Supermarktbäckerei. Da ist der "moderne Mensch" noch weit entfernt …

Für ihre Kinder nahm Martina Schwarzmann eine CD auf

Im Lockdown fand sie sich als Lehrerin wieder mit drei unterschiedlichen Jahrgangsstufen an einem Tisch. Dass die Kinder gar nicht von allein arbeiten wollen, war da die Erkenntnis. Und weil es ihr irgendwann zu blöd wurde, nahm Schwarzmann eine "Kinder-CD" auf, nur für ihre Kinder, auf der sie die Kinder schimpft und anschreit. "Wenn ihr meint, ihr braucht's des, dann hört es euch halt an". Währenddessen hat sie den Lehrplan entrümpelt: "Wenn man das wirklich alles brauchen tät im Leben, na wüsst ich doch einen Großteil davon".

Vereinnahmen lässt sich die Kabarettistin nicht. Trotz ihrer Volksnähe lehnt sie die "Heimat- und Dialektpolizei" deutlich ab. Und hat dazu ein Lied geschrieben: "Ich hab die Schnauz'n wirklich voll, von dem ganzen Heimatscheiss. Jetzt werd Zeit, dass wieder bunt wird und ned allweil nur blau und weiß." Mit bestechender Logik erklärt sie da: "freilich san mia mia – wer wär'n mia denn sonst?" und warum sollte man sich auch etwas darauf einbilden?

Als Überraschungsgast präsentiert sie Mathias Kellner

Ein Volltreffer war der Auftritt des Überraschungsgastes Mathias Kellner aus Regensburg, der in wenigen Sekunden den gesamten Saal zum lauten Mitsingen brachte. Bisher noch unbekannten Kleinkünstlern soll das die Chance des großen Publikums bieten. Mit zwei Songs stellte er sich in Augsburg als witziger Liedermacher in satter Bluesmanier vor und begeisterte sofort. Gleich in der Pause gingen die Karten für sein Konzert am 14. Dezember im Spektrum "weg wie warme Semmeln". Den sollte man sich nicht entgehen lassen! 

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