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Kabarett: Für Michael Mittermeier ist es am Messeparkplatz „wie auf dem Straßenstrich“

Kabarett

Für Michael Mittermeier ist es am Messeparkplatz „wie auf dem Straßenstrich“

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    Michael Mittermeier auf der Bühne beim Messeflimmern.
    Michael Mittermeier auf der Bühne beim Messeflimmern. Foto: Peter Fastl

    Was die Zuschauer erwartet haben, will Michael Mittermeier wissen. Antworten bekommt der Comedian keine, dafür ein bisschen Gehupe. Der Kabarettist scheint selbst noch im Findungsmodus. Seit zwei Wochen trete er in Autokinos auf, heute zum ersten Mal im Dunkeln. Ein bisschen sei es wie auf dem Straßenstrich, sagt er.

    Es ist ein eigenwilliges Experiment, das das Konzertbüro zusammen mit dem Open-Air-Lechflimmern von Kinobetreiber Franz Fischer und mit der Messe Augsburg auf dem riesigen Parkplatz wagt. Kontaktloses Kabarett. 300 dunkle Windschutzscheiben, nur das Hupen signalisiert, dass Zuschauer da sind. Eine Situation, die erst mal verarbeitet werden muss.

    Mittermeier nutzt die ungewohnten Umstände, um sein neues Programm zu testen. Gut gelaunt, mit dem Mikro in der Hand, läuft er auf der perfekt ausgeleuchteten riesigen Bühne hin und her. Einziges Requisit ist ein Stehtisch mit Husse und sein Papierskript. Zwei riesige Leinwände sorgen für Sichtbarkeit. Die Zuschauer in ihren Auto-Kokons sind das Testpublikum, Programm und Gags noch im Werden.

    Erwartbar beherrscht Corona den Abend. Mittermeiers Plaudereien kreisen ums Duschen, um die eigene Verwahrlosung im Lockdown und darum, welche Zielgruppe eigentlich mit der Werbung für ein 96-Stunden-Deo angesprochen werden soll. Ob jemand die Warn-App schon habe? Er nicht, er sei mehr für eine Deppen-App, damit er weiß, wer so um ihn herum ist. Zum Beispiel die Fans des Verschwörungskönigs Attila Hildmann. „Die glauben ja, man werde nach einer

    Die Witze sind allerdings müde, über lange Strecken auch sexistisch. Mit Stoßbewegungen arbeitet er sich minutenlang an der Ankündigung der rheinland-pfälzischen Landesregierung ab, Mitte Juni die Bordelle wieder öffnen zu lassen. Wie man sich die Schutzauflagen vorzustellen habe, die 1,5 Meter zum Beispiel, fragt er sich. „Pinocchio, ja, ok, das ginge. Aber wie soll ich …“, sagt er und stellt den „Doggy-Style“ auf der Bühne nach.

    Was der Mann beim Tanken denkt

    Dann geht’s zum Berliner Flughafen. Seit 14 Jahren sei der nicht fertig. Ob man bedacht habe, dass Terroristen ihre Anschläge nicht ausführen und die 72 Jungfrauen sich inzwischen in der Menopause befinden könnten?

    Und weiter zum E-Auto: nichts gegen Stromer. „Aber, liebe Frauen, das Tanken ist für den Mann etwas zutiefst Archaisches. Wir stehen da auch ganz anders, wenn wir den da so reinstecken.“ Im Detail erfährt man von Mittermeier, welche Energien im Manne an der Tanke wirksam werden.

    Das sind keine vulgären Blödeleien. Lange Passagen seines Auftritts leben von Sexismus. Mittermeier ist bekannt für seine Derbheit. Aber in Zeiten, in denen selbst bayerisches Liedgut auf den Prüfstand kommt, weil es Frauen als sexualisierte Objekte besingt, fragt Frau sich: Muss das? Muss ich über die Fantasien vor der Tanköffnung lachen? Zum Glück ist das Programm Mittermeiers nicht final, es gibt also noch Hoffnung.

    Vielleicht haben auch Corona oder das Publikum beim Mittermeier daheim Schuld an den schlappen Gags. „Ich bin Komiker auf Entzug. Meine Frau ist schon total genervt. Inzwischen teste ich die Witze an meiner Katze“, berichtet er.

    • Auf den Parkplatz an der Messe Augsburg kommen Willy Astor (4. 7.), Bülent Ceylan (10. 7.), Erkan und Stefan (11.7.), Rolf Miller (25. 7.) und Martin Frank (7. 8.).
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