Jubiläum
12.01.2023

Im Chor gegen Krisen: 125 Jahre Augsburger Sängerkreis

Von Gerlinde Knoller

Singen macht Freude und gibt der eigenen Lebensfreude Ausdruck. Der Augsburger Sängerkreis, ein Zusammenschluss aus über 130 Laienchören, widmet sich seit 125 Jahren dem gemeinschaftlichen Gesang.

Würde an so einem besonderen Tag wie Dreikönig auch genug Publikum kommen, das das Parktheater in Göggingen füllt? Das waren erst die Bedenken des Augsburger Sängerkreises, als er den Termin für sein Jubiläumskonzert zum 125-jährigen Bestehen festlegte. Die Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. „Vom ersten Stück an war die Stimmung superpositiv“, erzählt Christian Toth, erster Vorsitzender des Augsburger Sängerkreises, und die Freude darüber ist ihm anzumerken. 

Singen macht Freude. Singen gibt der eigenen Lebensfreude ihren Ausdruck. Gemeinsames Singen führt Menschen zusammen – als es während der Pandemie zwei Jahre lang fehlte, wurde dies deshalb so schmerzlich empfunden. Das war auch so bei den über 130 Laienchören mit ihren vor der Pandemie insgesamt rund 7000 Sängerinnen und Sängern, die unter dem Dach des Augsburger Sängerkreises versammelt sind. Jetzt dürften es rund tausend Stimmen weniger geworden sein. Im Augsburger Sängerkreis sind Laienchöre aus der Stadt Augsburg, aus dem Landkreis Augsburg und aus dem Landkreis Aichach-Friedberg vertreten, von Kinder- und Schulchören bis hin zu Chören, deren Mitglieder „zwischen 18 und 88 Jahre“ alt sind, so Christian Toth. 

Der Augsburger Sängerkreis hilft bei der Veranstaltung von Konzerten, gibt Zuschüsse und bietet Schulungen

Als Dachverband ist der Augsburger Sängerkreis Ansprechpartner für die Laienchöre, berät in musikalischen, vereinsrechtlichen und organisatorischen Belangen, hilft bei der Abwicklung von Konzerten, oder gibt Zuschüsse. Er bietet Schulungen, Seminare und Workshops an, sein besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung der Jugendarbeit. Am Herzen liegt ihm auch die Aus- und Fortbildung der Chorleiter in Zusammenarbeit mit dem Chorverband Bayerisch-Schwaben. Und vor allem: Er organisiert selbst Konzerte, wie jenes im Parktheater. 

Wer durfte da mitwirken? Bei der Auswahl galt das Kriterium, dass es Chöre waren, die alle ein Jubiläum feierten, deren Anfänge schon lange zurück liegen: Die älteste ist die Sängergesellschaft „Lyra“, die 1867 gegründet wurde. Auch auf 125 Jahr schaut der Frohsinn-Chor Augsburg-Lechhausen zurück. 95 Jahre zählt der Kolping Männerchor Göggingen. Und der Chor der Bäckerinnung Augsburg besteht schon seit 123 Jahren. Zum großen Vergnügen des Publikums, erzählt Christian Toth, haben diese in ihr Konzertprogramm ein selbst gedichtetes „Stollenlied“ aufgenommen. 

"Singen heißt für mich frohlocken", sagt Sängerkreis-Vorsitzender Christian Toth

Singen, das kann auch helfen, Krisen leichter zu tragen. Das zeigt ein Blick in die Chronik des Augsburger Sängerkreises. „In Dankbarkeit“ hieß es dort, werde „jener Männer gedacht, die es fertigbrachten, auch in Zeiten tiefster Bedrängnis unsere Verbindung aufrechtzuerhalten“. Gefragt wird in dieser Chronik, im Blick auf das Ende des Zweiten Weltkriegs, nachdem sich der Augsburger Sängerkreis im Jahr 1950 hatte neu konstituieren müssen: „Welche Kräfte waren es, die unserem Volke den Mut zum Neubeginn unter Ruinen gegeben haben? Einen kleinen Anteil hat sicherlich auch die Hinwendung singender Menschen zum befreienden Lied in der Gemeinschaft beigesteuert.“ 

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„Singen heißt für mich frohlocken“, sagt Christian Toth, der den Generationenchor Königsbrunn leitet, „die eigene Stimme ist die einfachste Weise, sich auszudrücken, man kann etwas leise oder laut sagen, man kann Gutes, aber auch Ungutes sagen. Wer im Chor singt, im Miteinander, lerne auch, auf die anderen zu hören, sich im rechten Moment zurückzunehmen. In diesem Jubiläumsjahr 2023 werden Chöre des Augsburger Sängerkreises bei verschiedenen Gelegenheiten zu hören sein, u.a. bei einem Konzert im Hofgarten, bei einem „Singen am See“ und es beginnen schon die Proben für ein ganz großes Projekt: Orffs „Carmina Burana“ im Juni 2024 in Friedberg.

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