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Jazz-Innovation: „Steinklang“ feiert mit Quartett Jubiläum

Reihe „Steinklang“

Eskapaden und Klangdimensionen des Jazz: Jubiläumskonzert der Reihe „Steinklang“

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    Izabella Effenberg spielte im Viermetzhof in Augsburg auch Glasharfe. Im Hintergrund: Wolfgang Lackerschmid am Vibraphon.
    Izabella Effenberg spielte im Viermetzhof in Augsburg auch Glasharfe. Im Hintergrund: Wolfgang Lackerschmid am Vibraphon. Foto: Mercan Fröhlich

    Wagemut war gefragt. Denn dieses Quartett spielte zum ersten Mal zusammen und wurde von Gastgeber Wolfgang Lackerschmid als „Großer Abschluss eines schönen Sommers“ angekündigt. Aber die vier Virtuosen – neben der Augsburger Jazzlegende Lackerschmid die Vibraphonistin Izabella Effenberg, Sven Faller am Kontrabass und Radek Szarek am Schlagzeug – sind nicht nur Profimusiker, sondern haben auch großes internationales Renommee unter Jazz-Kollegen. Und boten zum Ende der „jetzt:musik!“-Konzerte zum 15-jährigen Jubiläum der „Steinklang“-Konzerte Jazz vom Feinsten mit emotionalen Balladen, wilden Eskapaden und einer Fülle an Improvisationen, die nicht nur den Zuschauern sichtlich Vergnügen bereiteten.

    Jazz-Experimente beim „Steinklang“-Konzert im Viermetzhof

    Gerade wenn man Musiker erleben darf, die noch nicht so routiniert aufeinander eingespielt sind, merkt man, was „Musik machen“ bedeutet. Volle Aufmerksamkeit, vorsichtige Angebote zur Unterstützung der Soli, übernommene Inspirationen und eine große Freude am Gelingen war hier direkt mitzuerleben. Manches wurde ausprobiert, und nicht immer klang es perfekt aufeinander abgestimmt. Aber: Immer hatten die rund 40 Zuhörer das Gefühl, großartigen Jazz miterleben zu dürfen.

    Seit fünfzehn Jahren gibt es die „Steinklang“-Konzerte, die in dieser Zeit neue Klangerlebnisse unter Lackerschmids Regie schufen. Seine steinbasierte Klanggeschichte einer Stadt auf Gramorimba (einer Art Vibraphon mit Steinplatten und Holzresonanzkörper, das in der Schweiz von Rudolf Fritsche entwickelt wurde), Steinharfe und Steingong, seine Experimentierfreude und Kreativität bei Konzerten mit Kollegen haben in Augsburg etwas Einzigartiges geschaffen. Das wurde jetzt zu Recht gefeiert und fand in der experimentierfreudigen Effenberg auch einen spannenden Gegenpart zum Augsburger Weltklasse-Vibraphonisten. Ihre Spezialität ist die Offenheit gegenüber ungewöhnlichen Instrumenten und Klängen. Nach Augsburg hatte sie eine Steeldrum, gestimmte mundgeblasene Weingläser als Glasharfe und eine Array Mbira mitgebracht.

    Bei „Steinklang“ klingen Array und Kalimba

    Die Array schien dabei das wunderlichste von diesen Instrumenten. Inspiriert von der Kalimba ermöglicht das lamellaphone Instrument mit chromatisch gestimmten Zinken auf einem Holzkorpus mehrstimmige Kompositionen, die durch die Schwingung etwas Schwebendes erhalten. Dabei werden die Zinken mit den Fingern betätigt. Das träumerische Walzer-Thema von Lackerschmids Komposition „Ilana Goor“ bekam dadurch eine flirrende Leichtigkeit, die von den drei Musikerkollegen fast mit Ehrfurcht begleitet wurde. Die aber dann kurz darauf mit mäandernden Improvisationen zunehmend komplexe Rhythmen wachsen ließen und damit stets auf höchstem Spannungs-Niveau agierten.

    Auch in den anderen Kompositionen der beiden Vibraphonisten gab es viel Raum für freie Improvisationen, die vorsichtig eingeleitet, virtuos entwickelt, ja auch mal provoziert wurden. Für die elegante melodiöse „Spanische Ballade“ von Effenberg setzte sie sich an die Glasharfe aus 30 mundgeblasenen, unterschiedlich großen Gläsern, die so in Polen hergestellt werden. „Probieren Sie das zu Hause aus, aber nehmen Sie für den guten Klang unbedingt mundgeblasene Gläser“, empfahl die aus Polen stammende Musikerin den Zuschauern. Auch für den Jazz-Standard „Someday My Prince Will Come“ lieferte die Glasharfe Vorspiel und Melodie, bevor die drei anderen ganz zart einsetzten.

    Izabella Effenberg spielt ein Vibraphon-Stück für ihren Sohn

    Eröffnet hatte Effenberg den Abend auf einer Steeldrum mit dem temperamentvollen Stück „Dave Bubek“ (sic! wohl ein interner Witz in der Familie), das sie für ihren Sohn geschrieben hatte, der inzwischen auch zum Perkussionisten heranwächst. Auf harten Beats entwickelte die Musikerin einen atemberaubenden Dialog mit dem Schlagzeug von Radek Szarek, mit dem sie öfter zusammenspielt, sodass sie in diesem „Schlagabtausch“ große Sicherheit genießen konnte.

    Auch mit dem Bassisten Sven Faller hatte jeder der drei Musiker schon bei anderen Gelegenheiten zusammengespielt. Doch diese spezielle Formation mit den zwischen den Instrumenten und Stilen wechselnden Effenberg und Lackerschmid ist ein Novum. „Diese Besetzung gab es garantiert noch nie“, erklärte Lackerschmid hinterher zufrieden. Das Experiment wird aber wiederholt werden, denn im Februar kann man das Konzert noch einmal in Nürnberg erleben beim alljährlichen Festival „Vibraphonissimo“, das Effenberg 2014 gegründet hatte, um die vielfältigen Möglichkeiten des Instruments zu zeigen und den Austausch der Musiker untereinander zu fördern.

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