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Interview: Johnny Logan: "Früher hat man Zeit gehabt, neue Songs zu entwickeln"

Interview

Johnny Logan: "Früher hat man Zeit gehabt, neue Songs zu entwickeln"

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    Johnny Logan ist noch immer gut im Geschäft.
    Johnny Logan ist noch immer gut im Geschäft. Foto: Jens Wolf (dpa)

    Hallo Mister Logan, wie oft hören Sie eigentlich, dass Sie eine "Legende des Eurovision Song Contests" sind?

    Johnny Logan: (lacht) Jedes Jahr, immer im April und Mai, wenn der Song Contest stattfindet. Es ist aber schön, dass sich die Menschen an mich und meine ESC-Erfolge erinnern, auch wenn sie nun schon einige Jahrzehnte zurückliegen.

    Ist das nicht nervig, immer wieder dieselben Lieder?

    Logan: Nein, für mich ist es ein großes Kompliment, dass sich diese besonderen Stücke so gehalten haben. Sie sind ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich liebe meine drei Gewinnersongs.

    Juckt es Sie noch in den Fingern, noch mal beim ESC teilzunehmen?

    Logan: Nein, das ist Vergangenheit. Heute ist das eine andere Veranstaltung als zu meiner Zeit. Es ist eine Show wie X-Factor. Als ich teilnahm, traten die größten Stars aus den Teilnehmerländern an, das ist heute nicht mehr so. Also für mich ist das tatsächlich nichts mehr. Wenn ich heute beim ESC zuschaue, vermisse ich vor allem das Orchester, die Eleganz und die Atmosphäre von damals.

    Ist Ihnen das inzwischen zu viel Klamauk und zu wenig Musik?

    Logan: Nein, das nicht. Es ist nach wie vor eine wunderbare Show, aber eben anders. Das ganze Geld wird in die Produktion gesteckt und nicht mehr in die Künstler. Mir persönlich ist das zu viel Tamtam.

    Sie sind bis heute der einzige Künstler, der den Eurovision Song Contest zweimal gewinnen konnte: 1980 mit "What’s Another Year" und 1987 mit "Hold Me Now" Im Jahr 1992 komponierten Sie außerdem den irischen Beitrag "Why Me?", mit dem die Sängerin Linda Martin siegte. Sind Sie darauf immer noch stolz?

    Logan: Na klar. Aber es ist in der Zwischenzeit musikalisch viel passiert. So viele Konzerte und Alben, gute Zeiten, schlechte Zeiten. Ich habe tolle Aufnahmen an den Start gebracht und einige waren ziemlich schrecklich. Aber ich habe aus all diesen Erfahrungen gelernt und sie aufgesaugt. So bin ich zu dem geworden, der ich heute bin.

    Haben Sie dieses Jahr beim ESC zugeschaut? Wie fanden Sie die diesjährige Veranstaltung und das Abschneiden des deutschen Teilnehmers?

    Logan: Ich habe nur Teile der Sendung ESC gesehen, da ich in Hamburg bei der TV-Sendung "Countdown ESC" involviert war. Das, was ich gesehen habe von der Sendung, sah visuell sehr gut aus, das Voting mochte ich noch nie und dieses Jahr war es offensichtlich, dass die Ukraine gewinnen wird wegen der politischen Situation. Für mich hat der deutsche Beitrag wie ein Albumtitel von Dermot Kennedy geklungen und war für mich nicht stark genug. Der Titel war okay, aber okay ist niemals genug. Malik hat sein Bestes gegeben.

    Was hat sich verändert in der Musikszene?

    Logan: Ich denke, das Musikgeschäft, wenn nicht das ganze Leben hat sich grundlegend verändert, nicht zuletzt wegen Social Media. Heute trägt eine Nachricht über einen neuen Hit gerade mal ein, zwei Tage. Dann musst du schon das neue Album am Markt haben. Als ich den Song Contest gewonnen habe, bin ich erst mal ein halbes Jahr durch Europa gereist und habe immer dasselbe Lied gesungen. Früher hat man Zeit gehabt, neue Songs zu entwickeln, inzwischen muss das alles Schlag auf Schlag gehen. Ich singe heute, nach über 40 Jahren, noch die alten Hits, glauben Sie, dass das aktuelle Künstler auch tun werden?

    Eher nicht. Sie haben ja nicht nur Ihre drei Superhits, sondern zeichnen beispielsweise als Co-Autor auch für die Musik von "Derrick" oder "Verbotene Liebe" sowie für den Fußballklassiker "You'll never Walk Alone“ verantwortlich. Das nennt man Bandbreite, oder?

    Logan: Das kam alles irgendwie auf mich zu, ich habe mir das nicht ausgesucht. Aber ich war für alle Aufgaben offen und bin es immer noch. Ich liebe alle Arten von Musik, egal ob Oper, Countrymusik und Pop.

    Sie heißen ja eigentlich bürgerlich Seán Patrick Michael Sherrard O'Hagan. Wann und warum wurden Sie Johnny Logan?

    Logan: Den Namen gab mir Roberto Danova 1978. Er war damals mein Produzent. Danova stand irgendwann mal in einem meiner Konzerte und sagte hinterher zu mir: Du bist Johnny Logan! Er gab mir die Möglichkeit, meine ersten Aufnahmen zu machen. Und ich packte die Gelegenheit am Schopf und sagte zu ihm: Okay, du gibst mir einen Plattenvertrag und ich nenne mich Johnny Logan.

    Sie selbst werden ja oft in die Schublade Schlagersänger einsortiert. Damit tut man Ihnen aber unrecht, denn Sie sind ein musikalisches Chamäleon, das in vielen Stilrichtungen daheim ist. Wären Sie gerne eindeutiger einzuordnen gewesen, beispielsweise als Jazzer oder Rockstar?

    Logan: Das nicht, denn wir haben in Irland ein Sprichwort, das da lautet: Sei, wer du bist. Aber ich würde mir vielleicht wünschen, dass die Leute mich einfach als Sänger wahrnehmen würden, der viele Genres, egal ob Pop, Jazz oder Blues, bedienen kann. Das Schreckliche ist: Wenn ich einen wie Pavarotti singen höre, wünsche ich mir, ich wäre ein Opernsänger (er lacht) und wenn ich Johnny Cash höre, wäre ich gerne ein Countrysänger. Aber grundsätzlich bin ich froh, dass ich überhaupt wahrgenommen werde. Denn Musik ist mein Leben. Ich hatte meine erste Band mit 18, spielte irische Lieder in Pubs und heute bin ich immer noch da.

    Und Sie sind wieder auf Tour.

    Logan: Ja, nach 42 Jahren spiele ich in Deutschland erstmals mit meiner eigenen Band. Mit der war ich bisher nur im Ausland unterwegs. Aber die Jungs sind großartig, auf die kann ich mich blind verlassen und mich ganz auf meine Aufgabe als Sänger konzentrieren. Es sind fünf Konzerte. Die sind wie eine Zeitreise durch Stile und Genres. Die Show ist auch sehr humorvoll, wir lachen sehr viel.

    Sie sind in Australien geboren und in Irland aufgewachsen. Seit einigen Jahren wohnen Sie mit Ihrer Lebenspartnerin in Brunnthal, einer kleinen Gemeinde südöstlich vonMünchen. Wie hat es Sie denn in dieses oberbayerische Dorf verschlagen?

    Logan: Als ich jung war, bin ich gerne auf die Piste gegangen. Da musste auch nach den Konzerten was los sein. Inzwischen mag ich es gemütlicher. Ich schätze die Ruhe und den Frieden. Da ist Brunnthal genau richtig.

    Aber wie kommt man auf Brunnthal?

    Logan: Tanja, meine Lebensgefährtin und Managerin, die früher viel mit Ralph Siegel und Nicole gearbeitet hat, kommt zwar ursprünglich aus Hamburg, hat aber in Brunnthal ein Haus mit ihrem Büro. Ich selbst habe aber noch ein Haus in Irland.

    Wenn man ein Interview von Ihnen nachliest, erfährt man, dass Sie die bayerische Mentalität, die hiesige Landschaft und sogar das Dorfleben mögen. Erzählen Sie!

    Logan: Ich mag das tatsächlich alles. In München nehmen sich die Leute Zeit zum Leben. Sie haben da eine wunderbare Oper. Ich mag das Mia-san-Mia-Gefühl der Bayern und das Oktoberfest. Sogar eine Lederhose habe ich mir gekauft: Das ist mein Statement zu

    Aber Sie lernen jetzt nicht Jodeln?

    Logan: Nein. Robert Palmer jodelt. Vielleicht probiere ich es mal. Jodeliho! Na ja, vielleicht überlasse ich es auch besser den Profis!

    Zur Person: Johnny Logan, eigentlich Seán Patrick Michael Sherrard O'Hagan, ist 1954 in Frankston (Australien) geboren. Er ist ein irischer Sänger und Komponist und bis heute die einzige Person, die den Eurovision Song Contest zweimal gewinnen konnte. Er lebt in Bayern.

    Das Konzert: Johnny Logan tritt am 24. Mai um 20 Uhr im Spectrum in Augsburg mit seiner Band auf.

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