Als "Shootingstar" wurde er schwer gehobenen Tons im Botanischen Garten annonciert, und in die Rolle des Shootingstars schlüpfte er dann auch: Jakob Manz, 22 Jahre junger württembergischer Saxofonist und Flötist, ein Youngster als Bandleader ohne Zweifel. Um ihn herum: Musiker mindestens doppelt so alt, also auch voll von vieljähriger Bühnenerfahrung. Aber Jakob, das Nesthäkchen der Truppe, hat und nimmt alles der "Groove Connection" in seinen Griff. Er spielt auch den Entertainer und den publikumsanimierenden Frontman.
Groove Conection im Botanischen Garten: Gute-Laune-Musik an einem feucht-kühlen Abend
Das Groove-Connection-Jazzsextett steht für deutlich mehr als Jazz – sowohl, was die Stilistik anbelangt, als auch, was das verwendete Material betrifft. Mit der Lionel-Richie-Nummer "Dancing on the Ceiling" geht's hinein in den Gig, der praktisch jene frische CD der Band vorstellt, auf der neben Eigenkompositionen auch Coversongs von Klaus Doldinger, Adele und Billie Eilish zu hören sind. "Dancing on the Ceiling", der Name sagt es schon, ist ein "Gute-Laune"-Stück, wie – abgesehen von zwei Balladen – noch etliche an diesem feucht-kühlen Abend folgen sollten. "Gute Laune"-Musik zum Mitgrooven, Mitklatschen, Mitsummen und Mitsingen, eigentlich zum Mittanzen.
Für den Drive dabei sorgt die knallharte Harmonie- und Rhythmussektion: Roberto di Gioia am Rhodes und am Flügel, Bruno Müller an der schrubbenden und rockenden E-Gitarre, Per Lindvall am Präzisionsschlagzeug, Lars Larry Danielsson am funky E-bass. Damit auch sind wesentliche Stichworte zur Einordnung gefallen: rockend und funky. Denn die Groove Connection huldigt einer Jazz-Stilrichtung, die ihre große Zeit in den 1970er-Jahren hatte, als – elektrifiziert und elektrisierend – Jazzrock und Rockjazz aufkamen. Es ging noch mal eine deutliche Spur druckvoller zur Sache.
So wie jetzt am Rosenpavillon. In den besten Momenten dieses Jazzsommer-Gastspiels – und an ihnen mangelte es gewiss nicht –, reißt die Groove Connection treibend, ansteckend und richtig knackig hin. Was zucken konnte, das zuckte. Aber gelegentlich, dies muss – mit Verlaub – erwähnt werden dürfen, schleicht sich bei dieser melodiethemenseligen Stimmungsmusik auch das eine oder andere Kommerztönchen mit ein. Feinsinnige Jazz-Puristen mögen da mitunter die Augenbrauen heben; Fusion-Anhänger mit Freude an eingängigem Material erleben freilich ein eruptives Fest.
Saxofonist Jakob Manz und Posaunistin Karin Hammar liefern sich einen musikalischen Schlagabtausch
Ein eruptives Fest, das Jakob Manz und seine Posaunistin Karin Hammar befeuern. Gemeinsam, im Duo, durch Dialog, Frage-Antwort-Spiel sowie Schlagabtausch; er allein am Saxofon mit rauschenden Tonkaskaden sowie heftigen Hochdruck- und Überblas-Ausbrüchen. Zu wenig Noten sind das nicht, die er sich gekrümmt aus Leib und Seele reißt. Und dann übernimmt er noch die Rolle des Kommunikators und Showman: lässt klatschen (auf "zwei" und auf "vier") und das Publikum seine Sax-Phrasen singend wiederholen. Im Grunde nicht anders, als es auch der an diesem Tag 80-jährige Mick Jagger ein halbes Jahrhundert getan hat. Es funktioniert.
Und wie endete die Show, bei der Publikum und Musiker erneut nicht unter zeitlicher Überbeanspruchung litten? Nach eineinhalb Stunden verabschiedete sich das Sextett wie sich die Rolling Stones verabschieden: Arm in Arm eine Front bildend und dann gleichzeitig sich verneigend. Ja, es rockte, funkte, knackte am Rosenpavillon.