Das Oratorium „Solomon“ von Georg Friedrich Händel ist eine einzige große Huldigung: eine Huldigung an den biblischen König Salomo (engl. Solomon), eine Huldigung auch an den „Allmächtigen, der über Erde und Himmel herrscht“. Von dieser Pracht, dieser Wucht geprägt war auch das Oratorium „Solomon“, das der Schwäbische Oratorienchor unter Leitung von Stefan Wolitz in der dicht besetzten evangelischen Ulrichskirche zur Aufführung brachte. Der über hundertköpfige Chor, sich immer wieder in einen Doppelchor trennend und vereinend zugleich, erzählte im Wechselspiel mit den Solistinnen und Solisten von den Großtaten und der legendären Weisheit des biblischen Königs Salomo, der im 10. Jahrhundert vor Christus als König das vereinten Reich Israel regierte.
Die große Klangfülle von Händels "Solomon" sprengt den Rahmen in der evangelischen Ulrichskirche
Georg Friedrich Händel hatte seinen „Solomon“ groß angelegt. Die evangelische Ulrichskirche, die ja auch nicht zu unterschätzen ist, schien für die vielen, vielen Stimmen und das Orchester aus Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters fast schon zu klein. „Erhebt eure Stimmen!“, hieß es zu Beginn des Oratoriums, das in englischer Sprache gesungen wurde – und der Chor kam dem nach, pries und rühmte laut den Herrn, „bis ferne Völker den Gesang vernehmen“, ließ „anschwellen den vollen Chor“ zu Salomos Ruhms, der den Jerusalemer Tempel hat erbauen lassen. Dass bei dieser Klangfülle die feinen Abstufungen fehlten, dass die Raffinesse der kunstvollen Komposition nicht so recht zur Wirkung kommen konnte, lag wohl eher am Charakter des Werkes.
Anders bei den Solopartien, die lyrisch erzählend durch das Geschehen leiteten: Bei aller Meisterschaft der fünf Solistinnen und Solisten ist besonders hervorzuheben die der Mezzosopranistin Louise Lotte Edler. Sie war als Frauenstimme als „Solomon“ für den erkrankten Altus eingesprungen – und stand damit auch in der Tradition von Georg Friedrich Händel. Der hatte diese Rolle auch für eine Frauenstimme angelegt. Louise Lotte Edler war so präsent, so glaubwürdig in ihrer Rolle, dass sie durch ihren Gesang die Weisheit des Salomo, seine Gottesfurcht und seinen Gerechtigkeitssinn beim zuhörenden Publikum tief nachempfinden lassen konnte. Wunderschön etwa die Arie, in der Salomo „Gras und Blume, die den Morgentau trinkt“, als Zeichen von Jehovas Macht und der eigenen Nichtigkeit rühmt.
Ein Orchesterstück über das legendäre Salomonische Urteil
Es leuchteten in diesem Oratorium auch andere, wunderbare Momente auf: Dazu gehörten etwa das berühmte Orchesterstück „Arrival oft he Queen of Sheba“, der Widerstreit der beiden, um ihr Kind kämpfenden Frauen, der zum legendären Salomonischen Urteil führte, oder gegen Ende die einander zugeneigte Zwiesprache zwischen König Salomo und der Königin von Saba (Johanna Allevato als Sopran), die in ein zärtlich anrührendes Duett mündete, in dem sie einander segneten.