Was die Zukunft vom Mittelalter lernen kann
Plus Spenden, stiften, teilen, reparieren: Diese Lehren ergeben eine „Geschichte der Nachhaltigkeit“. Die Historikerin Annette Kehnel hat darüber ein Buch verfasst - mit erstaunlichen Erkenntnissen.
In diesem Jahr feiern wir den 500. Geburtstag der Fuggerei – die weltbekannte Stiftung stand im Mittelpunkt einer Ausstellung im Maximilianmuseum – und noch ein anderes Jubiläum, nämlich die Ankunft der Franziskaner in der Stadt vor 800 Jahren. Zwei historische Daten, die wichtig für Augsburg sind, aber weit darüber hinausstrahlen, bis in die Gegenwart. Die Stiftung eines reichen Kaufmanns und ein Bettelorden können uns neben anderen Projekten des Mittelalters Ratschläge und Inspiration geben für die drängendste Frage unserer Zeit, die Lösung der Klimakrise. Das findet die Mannheimer Professorin für mittelalterliche Geschichte, Annette Kehnel, und in ihrem erhellenden Buch zur Geschichte der Nachhaltigkeit versammelt sie dafür auf fast 500 Seiten frappierende Beispiele.
„Wir konnten auch anders“, behauptet Annette Kehnel im Buchtitel, und sie belegt, dass die Menschheit auch mal rücksichtsvoller mit der Welt umgegangen ist, als es in der Moderne seit dem Beginn der Industrialisierung der Fall ist. Keine Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, schonender Umgang mit Wäldern, Wasser, Boden. Recycling statt Wegwerfen, Teilen und Unterstützen statt Ausgrenzen, eine Kultur der Armut statt Gier. Die Historikerin, die sich mit Wirtschaft und Alltagskultur befasst, räumt dabei zunächst einmal mit dem Klischee des finsteren Mittelalters auf, in dem die Menschen in Schmutz, Elend und Rechtlosigkeit hätten leben müssen. Natürlich gab es nach der ersten Jahrtausendwende auch Unrecht, Hunger und soziale Ungleichheit (die besteht ja auch heute), aber ab dem 11. Jahrhundert fand eine Expansion von Handel und Finanzwesen statt, wurden zahlreiche Städte gegründet und bemerkenswerte Ideen für ein besseres Leben in die Tat umgesetzt. Ohne das Mittelalter glorifizieren zu wollen, sagt Kehnel, biete es viele Anregungen für uns heute, die wir Klimawandel und die Folgen von Konsumgesellschaft, Müll-Lawine und Globalisierung bewältigen müssen. Die Erzählung von Wachstum und Fortschritt sei auserzählt, es lohne der Blick zurück.
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