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Gerhard Siegel tritt für die Theaterfreunde Augsburg auf

Augsburg

Festkonzert mit Durchschlagskraft im Augustanasaal

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    Star-Tenor Gerhard Siegel Liederabend gab ein Benefizkonzert für die Theaterfreunde Augsburg.
    Star-Tenor Gerhard Siegel Liederabend gab ein Benefizkonzert für die Theaterfreunde Augsburg. Foto: Annette Zoepf

    Quasi ihren 70. Hochzeitstag, die Gnadenhochzeit, können die Theaterfreunde Augsburg, verbunden im Geist der darstellenden Künste, feiern. Seit Jahrzehnten helfen sie Augsburgs größter und – zusammen mit den Kunstsammlungen – bedeutendster Kulturinstitution. Also muss ein Festkonzert her!

    Wer wäre dafür besser geeignet als der weltweit gefragte Gerhard Siegel, der in Augsburg zu Frau und Profession fand, also tief mit der Stadt verbunden ist – was sich auch darin äußert, dass er zur finanziellen und künstlerischen Unterstützung der Bühnen wiederholt tätig wurde. Erinnert sei an die konzertante "Walküre" 2019 mit namhaften Kollegen von Siegel. Der Reingewinn damals soll der Ausstattung der ersten großen Opernproduktion um 2030 im dann sanierten Großen Haus zugutekommen. 

    Gerhard Siegel hat die deutschsprachige Romantik im Programm

    Nun aber erst einmal Festkonzert – ein Benefizabend im Augustanasaal, wieder fürs Theater. Freunde, Anhänger, Musikerkollegen bevölkerten den gut gefüllten Saal, wo die deutschsprachige Romantik in früher, mittlerer und später Ausprägung das Programm stellte: Schubert, Schumann, Schönberg. Indem Kulturreferent Enninger vorab eine Einordnung von Siegels Charakterstimme mit all ihren globalen Erfolgen vor allem als Wagner-, Strauss- und Alban-Berg-Sänger gab, war klar, welche vokale Größe, welches Stimmvolumen die Hörer erwarten würden. 

    In den letzten Wochen trat Siegel in Paris und Wien in einer seiner Paraderollen auf: als abartiger, gehetzter, psychopathischer Herodes in Straussens "Salome". Und in Kürze wird eine Produktion in Santa Fe folgen; dort singt Siegel den Intriganten Valzacchi aus Straussens "Rosenkavalier". Nimmt man noch andere Paraderollen Siegels hinzu, den Mime etwa aus Wagners "Siegfried", aber auch die Heldentenor-Partie des Tristan, dann wird unüberhörbar deutlich, dass der heute 61-Jährige nicht nur ein Charaktertenor, sondern auch eine Art "Tenore robusto" ist. Ihm nimmt kaum einer die Butter vom Brot.

    Gerhard Siegel ist vor allem ein Opern-Sänger

    Gerhard Siegel ist in der Hauptsache, in erster Linie und vor allem: ein Opern-Sänger. Dramatik kommt bei ihm zum Ausbruch, nachdrücklich, emphatisch, kraftvoll kehlig. Wo es sein muss auch donnernd. Derart füllt er die größten Opernhäuser (MET!) – und das ist auch nicht zu wenig für den Augsburger Augustanasaal. 

    So war dort ein Liederabend von Durchschlagskraft zu hören, weniger ein Liederabend höchster Finesse mit schlanker Stimm- und prononcierter Sprachführung. Siegel kann zwischen Herodes und Valzacchi nicht den (bewundernswerten) Theatertenor verleugnen, der ihn berühmt macht. Mehr ist er ein agiler, expressiver, ja aufbrausender Bühnendarsteller als ein Erzähler, ein Beobachter, ein lyrisches Ich. Das Extrovertierte steht bei ihm vorn, nicht das Introvertierte. Die Entsetzensschreie des Herodes setzt er gleichsam auch im Lied ein, kraftvoll unterfüttert von Gabriel Dobner am Flügel. So in Schuberts "Atlas" (aus "Schwanengesang"), wo er die ganze Welt zu tragen hat. So auch als "Doppelgänger" aus demselben Zyklus. Und dezidiert mit zitierter "Trompete" erklingt "Das ist ein Flöten und Geigen" aus Schumanns "Dichterliebe", während Schönbergs "Mahnung" zur Gardinenpredigt auswächst. 

    Das soll nun nicht heißen, dass Siegel nicht auch inniger, verhaltener, intimer, raunender Töne fähig wäre; Schumanns "Hör' ich das Liedchen klingen" trat den Beweis an; aber zuvörderst operiert er mit markig-fester Stimme (was ja mitunter wegen grölender Fußballfans auch geboten war). Das ist Siegels großes Kapital, das ist unbedingt auszeichnungswürdig mit der Ehrenmitgliedschaft der Theaterfreunde, wie zwischen Bravos und zwei Zugaben (Puccini, Benatzky) geschehen. 

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