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Freie Theaterszene: Das Sensemble hat ein schwieriges Jahr hinter sich – wirtschaftlich

Freie Theaterszene

Das Sensemble hat ein schwieriges Jahr hinter sich – wirtschaftlich

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    Die Produktion „Für geeignete Personen“ des Sensemble Theaters lieferte in der Saison 2022/23 besonders viel Gesprächsstoff.
    Die Produktion „Für geeignete Personen“ des Sensemble Theaters lieferte in der Saison 2022/23 besonders viel Gesprächsstoff. Foto: Sensemble Theater

    Das Jahr eins nach Corona hätte sich das Sensemble Theater anders gewünscht – ohne die wirtschaftlichen Verwerfungen, die Russlands Ukraine-Krieg ausgelöst haben. Ginge es nur ums Künstlerische, nur um die Gunst des Publikums, könnte das freie Augsburger Theater mit der Saison 2022/23 sehr zufrieden sein. „Wir hatten 12.000 Besucherinnen und Besucher“, sagt Anne Schuester, Leiterin des Sensembles. Ein guter Wert, wie sie findet, vor allem, wenn man bedenkt, dass zu Beginn der Spielzeit der Zuspruch nicht ganz so hoch gewesen sei. „Es hat noch nachgewirkt, dass die Politik die Kulturstätten immer als besonders gefährliche Orte während der Pandemie behandelt hat“, sagt Schuester. Nach anfänglichem Zaudern lief es aber immer besser. 130 Vorstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen standen auf dem Programm. 

    Das, was gespielt wurde, hat reichlich Gesprächsstoff geliefert, etwa das Stück „Für geeignete Personen“ von Sophia Himmel. Es thematisiert den Zustand zwischen Leben und Sterben. Schuester war positiv überrascht davon, wie viel Redebedarf es bei den Publikumsgesprächen nach den Aufführungen gab. „Es ist ermutigend, dass wir auch mit einem schweren Stoff die Menschen gewinnen können“, findet Schuester. Dann sei auch der Theaterabend zum Elias-Holl-Jubiläum „Luftschlösser“ richtig gut angekommen. Die Premiere fand im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses statt. Nun ist für die kommende Saison eine zweite Staffel auf der Sommerwiese des Sensembles geplant.

    Ohne Spenden wäre es 2022/23 nicht gegangen

    Im Künstlerischen lief es 2022/23 gut, auch das Publikum kam wieder, nur kam es im Zug des Ukraine-Krieges zu extremen Preissteigerungen an den Energiemärkten, die sich beim Sensemble Theater in extremen Steigerungen bei den Abschlagszahlen niederschlugen. „Ohne die Spenden unserer treuen Unterstützer hätten wir das nicht geschafft“, sagt Schuester. Wohingegen die staatliche Hilfe aus dem für das Kulturleben aufgelegten Energiefonds eher bescheiden ausfällt. Der zeitliche Aufwand, um Geld zu beantragen, stehe in keinem Verhältnis zum Ertrag. Schuester rechnet damit, dass das Sensemble etwa 800 Euro vom Energiefonds bekommen wird. Diese decken nur einen Bruchteil der Energiekosten. Im Winterquartal musste das Sensemble Theater einen Abschlag von 14.000 Euro für die Energiekosten begleichen. 

    Für den Ausklang der Saison 2022/23 muss das Sensemble keine Heizkosten einplanen: Das internationale Impro-Theaterfestival findet traditionell als Open-Air-Veranstaltung im Martinipark statt, in diesem Jahr vom 10. bis 12. August (Beginn jeweils um 20.30 Uhr). 

    Musik begleitet dann die Spielzeiteröffnung am Sensemble Theater: „Novecento“ heißt das Stück von Alessandro Barrico, mit dem die Saison 2023/24 am 29. September beginnt. Der Plot: Auf dem Passagierschiff „Virginia“ wird ein Findelkind entdeckt – und ein Maschinist zieht es mit viel Liebe auf. Dabei entwickelt sich der Junge zum Klavier-Wunderkind. Nicht am Konzertflügel, nicht am Schifferklavier, nein, am Vibrafon begleitet der Augsburger Perkussionist Wolfgang Lackerschmid diese Geschichte. Regie führt Jörg Schur, auf der Bühne spielt Olaf Dröge. Diese Premiere ist eine Koproduktion mit dem Neuen Theater Burgau. Die Burgauer Bühne präsentiert in der Spielzeit außerdem wieder ihre Song-Revue „Made in West Germany“ im Sensemble, ein Streifzug durch den Soundtrack der BRD. Start ist der 3. Oktober – Tag der Deutschen Einheit.

    Das Sensemble-Programm bietet 2023/24 auch Gastspiele

    Eine Uraufführung präsentiert das Sensemble Theater mit dem Stück „Räuberleiter“ am 11. November. Darin wollen Rainer Hartmann und Michael Schönmetzer, bekannt als Liedermacher-Band „Rainer von Vielen“, von einer „Kindheit in Latzhosen, Jugend in Langhaarfrisuren und Großstadtleben in der Studentenzeit“ erzählen, zwischen Soundchecks und tiefen Sinnkrisen, Allgäu-Idyll und allerbester Freundschaft. Regie führt der Sensemble-Chef Sebastian Seidel.

    Weiter bietet das Programm Gastspiele, zum Beispiel die Uraufführung „Animals are Wonderful Peoples“ mit Anton Koelbl über Mensch, Natur und Vergänglichkeit (16. November). Auch das Sensemble-Schauspiel-Duo „Linner & Trescher“ gestaltet einen Abend (30. November), dazu gibt es Wiederaufnahmen wie „All das Schöne“ und den Sensemble-Klassiker „Hamlet for You“, von Sebastian Seidel verfasst. Weitere Infos zum gesamten Programm – mit Konzerten, Lesungen, Schauspieltrainings und auch den „Lebenslinien 2.0“-Gesprächen mit dem Jüdischen Museum Augsburg Schwaben (26. November) – gibt es unter www.sensemble-theater.de.

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