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Festival: "Freistil" beim Mozartfest: Lauter Geniestreiche(r)

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"Freistil" beim Mozartfest: Lauter Geniestreiche(r)

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    Cellist Maximilian Hornung kuratiert zusammen mit Geigerin Sarah Christian die "Freistil"-Programme beim Augsburger Mozartfest.
    Cellist Maximilian Hornung kuratiert zusammen mit Geigerin Sarah Christian die "Freistil"-Programme beim Augsburger Mozartfest. Foto: Marco Borggreve

    Die von der Geigerin Sarah Christian und Cellist Maximilian Hornung kuratierten „Freistil“-Konzerte zählen lange schon zu den Höhepunkten des Mozartfests. Einen weiteren mitzuerleben gab es nun im neuerlich ausverkauften Kleinen Goldenen Saal, verursacht durch die beiden fulminant interpretierten Streichsextette von Erich Wolfgang Korngold und Peter Tschaikowsky.

    Sarah Christian und Maximilian Hornung und all die exzellenten Musikerinnen und Musiker, die sie alljährlich für ihre „Freistil“-Abende nach Augsburg einladen, gehören zum Mozartfest wie das Amen in der Kirche. Längst weiß das Publikum, dass sich unter diesem Label Singuläres ereignet und hier Kammermusikstandards voller Inbrunst und innovativem Zugriff außer Kraft gesetzt werden. Spielerisches „Aufs Ganze gehen“ dank solistischem Hochpotenzial in der Kombination mit Entdeckerfreude bei der Werkauswahl ergibt in Summe genau diese kühnen, kostbaren und für Herz und Ohr kaum fassbaren, energiereichen Erlebnismomente. Reagiert wurde darauf auch in diesem Jahr mit lauten Bravi und Standing Ovation. 

    Konditionsstarke "Freestyler" und hochkarätige Gemeinschaft

    Mehr „Ensemble“ – das diesjährige Festival-Motto – geht wohl kaum. Die musikalische Seilschaft machte sich mit Erich Wolfgang Korngolds 1917 publiziertem Streichsextett in D-Dur op. 10 und Tschaikowskys einzigem, „Souvenir de Florence“ betitelten Streichsextett (1890) in schwindelerregende Höhen bewusst auch abseits ausgetretener Pfade auf. Atemberaubend demonstrierte dieses Ensemble auf Zeit, was man gemeinsam erreicht, wenn sich konditionsstarke einzelne „Freestyler“ in allen dramatischen Aufschwüngen, pathetischen Höhen, Steigerungen und Klangflächen, in allen Tempi auf das Vertrauen, auf das Netz, auf das klanglich ausbalancierte Fundament einer hochkarätigen und erfahrenen Gemeinschaft verlassen dürfen. In Hyper-Perfektion, dabei quicklebendig und leidenschaftlich interagierten, atmeten, kommunizierten die Bratschisten Jano Lisboa und Wen Xiao Zheng, der Geiger Johannes Strake und erstmals als Mozartfest-Gast der Cellist Jan-Erik Gustafsson mit Sarah Christian und Maximilian Hornung.

    Der Einstieg in diese Sextett-Tour de Force war mit dem Sextett von Korngold bestens gewählt. Der im mährischen Brünn geborene, bald zum Wunderkind deklarierte, heute viel zu selten gespielte Komponist hatte es als 17-Jähriger geschaffen. Was für ein Geniestreich! Raffiniert begibt er sich speziell im ersten Satz auf die Suche nach einer neuen Klangsprache abseits spätromantischer Harmonik. Im Adagio offenbart sich sein Faible für Atmosphäre und Melodramatik, weist auf die spätere filmmusikalische Karriere hin, während im Intermezzo die Wiener Wahlheimat grüßt und im Presto-Finale auch Brahms gebührend Reverenz erwiesen wird. 

    Sarah Christian und Maximilian Hornung schaffen berührenden Moment

    Nicht mit 17 Jahren, aber in 17 Tagen schuf Tschaikowsky sein von persönlichem Lebensglück inspiriertes Werk. In allen Sätzen atmete hier Gespür für Effekt, Pathos, Leidenschaft, Dramatik. Im Adagio cantabile des 2. Satzes artikulierten Sarah Christian und Maximilian Hornung ein Liebesduett, das zu einem der berührenden Momente in diesem Meisterwerk wurde, dessen dynamisch-exaltierte Erregungskurve ein „Meister“-Sextett mit nahezu überwältigender physischer und mentaler Intensität bis zum erlösenden Allegro-Finale in den Raum warf. 

    Info: Das Konzert wurde von BR Klassik aufgezeichnet und wird am 5. Juli um 18.05 Uhr gesendet.

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