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Festival: Das Django Reinhardt Festival wird zum Gipfeltreffen des Gypsy Jazz

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Das Django Reinhardt Festival wird zum Gipfeltreffen des Gypsy Jazz

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    Erstmals bei einem Django Reinhardt Festival trat ein Sinfonieorchester auf. Das Mozartstädter Jugend-Sinfonieorchester unter Ulrich Graba begleitete Solist Sandro Roy.
    Erstmals bei einem Django Reinhardt Festival trat ein Sinfonieorchester auf. Das Mozartstädter Jugend-Sinfonieorchester unter Ulrich Graba begleitete Solist Sandro Roy. Foto: Peter Fastl

    Keine Spur mehr von pandemiebedingter Zurückhaltung! Lange vor Saaleinlass genossen die zahlreich erschienenen Fans des Django Reinhardt Festivals das Sommerambiente im Innenhof des Parktheaters im Kurhaus Göggingen. Sie stimmten sich mit Aperol und Pizza auf das dreiteilige Eröffnungsprogramm ein, das dem vollmundigen Label als „Gipfeltreffen des Gypsy-Swing“ durchaus gerecht wurde und auch an den Folgetagen hochkarätige Künstler nach Augsburg brachte. 

    Grenzwertig in mancherlei Hinsicht blieb lediglich der Zwischenakt „Next Generation Cinema Show“ mit der Sängerin Vannina und vom Hausherrn Stefan Weippert moderiert. Die gut gemeinte Intention, die musikalischen Wurzeln der in Osteuropa lebenden Roma sowie die Historie des Moskauer „Romen-Theater“ musikalisch anschaulich zu machen, blieb dieses Interim schuldig. Virtuos allerdings präsentierte sich dabei der in Augsburg lebende und lehrende klassische Gitarrist Dimitri Lavrentiev mit der „Cubana“ – ein Stück des ebenfalls in Augsburg lebenden Argentiniers Elbio Mango, das er zum Solo arrangiert hatte. 

    Geiger Sandro Roy führte seine Sinfonie "Royal Suite" auf

    Der Veranstaltungsort Augsburg war in der Tat ein tonangebender Faktor. Bestens ging die Idee auf, dem Festival erstmals auch eine sinfonische Note zu geben und dafür das Vollblutmusikerpotential des Lokalmatadors und längst international Erfolge feiernden Geigers und Komponisten Sandro Roy auszuschöpfen. Mit Irving Berlins frechem Evergreen „Puttin‘ on the Ritz“, Morricones schwelgerischen Filmklängen aus „Cinema Paradiso“ oder dem Pflichtstück „Swing 42“ von Maestro Reinhardt gab er ein mitreißendes Warm-Up mit seiner Unity Band. In diesem Jahr besetzt mit David Riter (Gitarre), Kontrabassist Volker Kampf sowie als Neuzugang Jan Prax, der nicht allein die explosive Energie am Klavier beisteuerte, sondern im fliegenden Wechsel zum ebenso souverän gespielten Saxofon griff. 

    Wortspiel oder/und ziemlich königlich: Roys viersätzige „Royal Suite“ brachte das Mozartstädter Jugendsinfonieorchester unter Leitung von Ulrich Graba und die ausdruckstarke Pianistin Silvia Amberger aufs Konzertpodium. Ausnahmsweise ausdrücklich erwünscht war der verdient kräftige Zwischenapplaus nach jedem Satz. Wer Roy als Interpret kennt und schätzt, wird sich nicht wundern, dass er auch als Komponist in Personalunion mit Solistenpräsenz (auch mal an der Gitarre) die Publikumsherzen kitschfrei erobert und bewegt. Gekonnt spielte er in seiner Suite die Sinnlichkeitskarte aus, balancierte Nostalgisches, Jazz-rhythmisierten Drive und klassisches Handwerk, ließ Fusion und Improvisation erleben und Musik strahlen. Fazit dieser sinfonischen „Star Selection“: Gelungen! 

    Mit Präzision und Geschwindigkeit spielt Gitarrist Josh Stephan

    Und wer, wenn nicht Gitarren-Superstar Joscho Stephan, der als „kreativer Visionär“ beworben wird, dessen Workshops ausgebucht sind, der ebenso spektakulär wie locker spielt und mit originellen, Zitate-gespickten Arrangements verblüfft, hätte diesen Top-Act toppen können? Ihn muss man mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören. Es scheint nicht von dieser Welt, mit welcher Geschwindigkeit und gleichzeitiger Präzision Stephan die Läufe über die gesamte Griffbrettlänge gelingen, wie er als motivierender „Primus inter pares“ in den Blue-Note-Himmel lenkt und im Zusammenspiel mit seinen grandios rhythmushaltenden Co-Piloten Sven Jungbeck und Volker Kamp einfach nur zaubert. Wie kann man das auf diesem Level, in diesen Tempi und dieser klanglichen Transparenz rein physisch bewältigen? 

    Funkelnde Swingperlen mit Sängerin Marion Lenfent-Preus

    Als wäre das allein nicht schon irre genug, bereicherte das stimmliche Können der charismatischen franko-amerikanischen Marion Lenfant-Preus das Trio zum Mega-Quartett. Weltmusikalisch und im frech-gefühlvollen Chanson zuhause, im Scat ebenso versiert wie im Swing reihte sie von „Can’t Buy My Love“ bis zum finalen „Joseph, Joseph“ funkelnde Swingperlen aneinander. Bleibt die Hoffnung auf ein Album mit genau diesem Ensemble, dem das faszinierte Publikum mit stürmischem Beifall dankte. 

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