Eine laue Sommernacht, klarer Sternenhimmel und viel Gelächter im Martinipark. Nachdem der August zuletzt wohl vergessen hatte, was seine Aufgabe ist, zeigte er sich doch pünktlich zum „15. Internationalen Festival der Improvisation“ wieder von seiner besten Seite. Genauso wie das Sensemble Theater, das abschließend zur Sommersaison dem Publikum ein Lachen ins Gesicht zauberte. Den ersten Abend der dreitägigen Impro-Show füllte eine wilde Mischung an Themen, die die Eröffnung zu einem ganz besonderen Erlebnis machte. Auf der Bühne zu sehen: die Österreicherin Beatrix Brunschko, Birgit Linner aus Oberbayern, Jörg Schur aus Schwaben und der Deutsch-Sudanese Raschid Sidgi. Musikalisch untermalt von einem Mann aus Preußen: Marc Schmolling, der mit seinem Mund für Beats und seinen Händen am Keyboard für jede Szene den passenden Sound fand.
Mit dem Publikum als Inspirationsquelle wird alles zum Thema gemacht, was die Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Fragen der Akteure antworten. Gemeinsam treten sie gegeneinander an, um am Ende des Abends einen Sieger zu küren. Mit der Frage „Nach welchem Beruf schaue ich aus?“, beginnt Brunschko und verwandelt sich auf der Bühne innerhalb von Sekunden von der Schaustellerin zur Hebamme. Ganz ohne Requisiten oder Kulisse, aber dafür mit viel Fantasie und Witz. Mit spritzigen und schnellen Wechseln wird das Publikum an die unterschiedlichsten Situationen und Orte getragen, die vom Geburtssaal bis hin zu einem Plutonium-Endlager in Linners und Sidgis Keller führen. Wie im Zeitraffer folgt eine Szene der anderen.
Festival der Improvisation in Augsburg: Das Orakel stand wohl unter Drogen
Probleme mit der Prostata? Unter dem Motto „Verdruss muss nicht sein!“ diskutieren Sidgi und Schur ausführlich bei einem Mann-zu-Mann-Gespräch und Schnitzel mit Kartoffelsalat über die Vorteile einer geschlängelten und einer rund geformten Prostata. Blitzschnell geht es dann vom Arztbesuch über den Fußpflege-Salon zu Zeus. Ein kurzer Ausflug in die griechische Mythologie zeigt, dass das Orakel bei seiner Weissagung unter verschiedensten Drogen stand. Als sich die Bühne anschließend in eine Straßenbahn und Schur in einen Kontrolleur am ersten Arbeitstag verwandelt, kann hier sogar der Fahrscheinlose noch etwas lernen. Denn die anderen bringen ihn bei der Aufforderung „Fahrscheine bitte“ am Ende einfach dazu, selbst Strafe zu zahlen.
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Immer wieder müssen auch die Schauspielenden über die Einfälle ihres Gegenübers schmunzeln, zum Beispiel, als die Biedermeier-Aufschlagkarten herausgekramt werden. Während Sidgi seinen imaginären Tennisschläger herausholt, schlägt sich Linner das Kartendeck immer wieder gegen die Stirn. Was soll das denn sein, dieses Aufschlagkarten?
Situationskomik im Martinipark - Die vier sind eine eingespielte Truppe
Auch an musikalischen Einlagen fehlt es nicht. Wut, Liebe, Eifersucht, Schmerz und Heißhunger. Eine emotionale Achterbahnfahrt, die bei Linner und Brunschko zwischendrin sogar zu einer Magenverstimmung führt. Absurde und ironische Situationskomik, die das Publikum wach und aufmerksam hält. Die Vorführung lebt von der Dynamik einer eingespielten Künstlertruppe. Auf der Bühne spannen sie sich ein Netz, in dem sie sich gegenseitig auffangen, aufeinander verlassen können und sich gegenseitig verbale Bälle zuspielen.
Was dem Abend noch fehlte? Genau, eine neu interpretierte Heidi-Geschichte – zurück auf den Berg und zurück zu den Ziegen. Eine Ausgabe, die im tiefsten Bayern spielt, in der Jesus noch lebt und die mit Jodel-Musik unterlegt ist. Wie Birgit Linner sagen würde: „Jodudodel, du Dödel Du!“ Für diesen spontanen Einfallsreichtum wird sie am Ende auch zur Gewinnerin des Impro-Abends gekürt.
Der Abend endete mit einem kurzen Zusammenschnitt der besten Szenen, der die beeindruckende Achterbahnfahrt durch Zeit und Raum zu einer runden Geschichte werden ließ und die Zuschauenden mit vielen Emotionen, aber sicherlich unverdrossen zurückließ.