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Eröffnung: Eine Augsburger Galerie im Untergrund für junge Kunst

Eröffnung

Eine Augsburger Galerie im Untergrund für junge Kunst

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    Aus metallenen Türchen für die Kälberzucht hat der Künstler Guido Weggenmann seine "Burg I" geschaffen. Sie ist eine der Arbeiten, die in der "Kunsthalle UG" ausgestellt sind.
    Aus metallenen Türchen für die Kälberzucht hat der Künstler Guido Weggenmann seine "Burg I" geschaffen. Sie ist eine der Arbeiten, die in der "Kunsthalle UG" ausgestellt sind. Foto: Stefanie Schoene

    Unwirtlich ist sie, die hässlichste Unterführung der Stadt. Zudem auch noch dysfunktional. Die Rolltreppen, die den Aufstieg zum Kongress am Park erleichtern sollen, stehen seit Jahrzehnten still. Die Kacheln waren mit Spritzern übersät und mit Graffitis besprüht, der Boden mit grauen Kaugummiflecken beklebt. Wer kann, geht lieber illegal oben über die Straße statt durch diesen Tunnel. 

    Doch jetzt erobert der Verein Schöne Felder mit Unterstützung von Stadt und Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) diese Röhre und zerlegt das triste Ambiente. Mit 20 Künstlerinnen und Künstlern sowie zwei Kollektiven platziert er eines der ungewöhnlichsten Augsburger Projekte der letzten Jahre an diesem ungewöhnlichen Ort. Bilder und Skulpturen in restaurierten bruchsicheren Kinoschaukästen bevölkern die geputzten Kachelwände. Selbst die gelben und blauen geometrischen Kachelfelder im 70er-Jahre-Stil sind gewienert, strahlen um die Wette. Zusammen mit der Regio Augsburg, die den Kongress betreibt, entstand die Galerie „Kunsthalle UG“. Der Name soll an die in Vergessenheit geratene, leer stehende Kunsthalle oberhalb der Unterführung erinnern. Deren Räume, so erklären die Vorstände von Schöne Felder, Lisa McQueen und Sebastian Bühler, würden als Ausstellungsfläche für die freie Kunstszene der Stadt schmerzlich vermisst.

    "Kunsthalle UG": Nackte Männerkörper und ein "Kiebitzkarussell"

    Bei der Vernissage brummte es in der Unterführung. Die Rolltreppen an beiden Abgängen sind mit durchgehender Bepflanzung zu einem großen Vertikalbeet veredelt worden. 250 Menschen drängelten sich vor den Kunstwerken an den Wänden. Acryl und Öl auf Leinwand, Sprühlack auf Rollladen, Öl auf Holztafeln oder Leinen. Realistische Malerei wie die nackten Männerkörper auf Leinen von Michael Günzer, fantastisch filigran wie das „Kiebitzkarussell“ vom Kollektiv Videok.Sckre. 

    Die „Burg I“ von Guido Weggenmann ist das einzige Werk, das am Boden platziert ist. Mehrere stählerne Gitter, ineinander verschlungen, zusammengeschraubt und als Ganzes im Boden befestigt. „Die Gitter stammen aus einem Allgäuer Bauernhof. Es sind Kälbertürchen“, erklärt Weggenmann aus Kempten. Der 38-Jährige ist ein etablierter Künstler. Seine Spezialität sind großformatige, auch politisch aufgeladene und oft bewegliche Skulpturen, die er mit Motoren antreibt. Die robuste "Burg" in der Unterführung spielt mit dem Bedürfnis nach Schutzräumen, brutal gebrochen durch den Kontext, dem die Gitter entstammen. Rumklettern sollte man darauf nicht: „Es ist Kunst, kein Klettergerüst“, sagt Weggenmann. 

    Eine Fotomotiv aus Belgrad vom Augsburger Sebastian Bühler

    Eine Fotografie gibt es, sie stammt von dem Augsburger Sebastian Bühler: ein Detail von einem aufgelassenen Parkdeck in Belgrad, in Draufsicht mit einer Drohne fotografiert. Der aufgesprungene, verwitterte Beton zeigt Konturen. Sieht aus wie Sylt. Der Künstler lacht: „Eher nicht.“ Bühler ist als Fotograf viel in Serbien und Kosovo unterwegs. Die Zwischenräume dieser Nicht-EU-Region mitten in der EU, aber auch verlassene Orte wie das Parkdeck interessieren ihn. 

    Lena Probst steuerte die Skulptur „So schlecht ist das nicht“ bei. Die Installation der Augsburgerin ist aus Aluminium und steht auf Rollen. Für die Ausstellung steht sie hinter dem Glas der Schaukästen. Vier verschraubte Stangen, von der Querstange hängen drei metallene Angelköder. Im Hintergrund ein Spiegel, in dem sich die Glitzerfäden an den bunten Fischködern spiegeln. Leicht wirkt die Installation, dem Dunkel der Unterführung gibt sie etwas Tröstliches. 

    Für die Ausstellung haben alle nur Lob: „Phänomenal", sagt Lena Probst. "Eine ungewöhnliche Location für junge Kunst, richtig urban." 

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