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Entdecken Sie Holbeins Werke im Augsburger Dom

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Holbein in Augsburg: Im Dom lässt sich der Künstler entdecken

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    Im Augsburger Dom sind vier Tafeln von Hans Holbein der Älteren zu sehen.
    Im Augsburger Dom sind vier Tafeln von Hans Holbein der Älteren zu sehen. Foto: Richard Mayr

    Holbein heißt es gerade im Schaezlerpalais, zum Holbein-Jubiläumsjahr haben die Kunstsammlungen dem großen Augsburger Künstler eine Sonderausstellung gewidmet. Sie geht vor allem auf die Augsburger Bezüge ein und zeigt den Künstler auch in seinem Umfeld. Denn wenn Hans Holbein der Ältere (1465-1524) kirchliche Aufträge zur Gestaltung von Altären bekommen hat, war er nur einer von mehreren Beteiligten. Im Ausstellungskatalog ist auch nachzulesen, dass kaum ein Gemälde von Holbein dem Älteren noch im ursprünglichen Zusammenhang zu sehen ist. Kirchen wurden im Lauf der Jahrhunderte umgestaltet, barockisiert, entbarockisiert. Und dann gab es auch noch im 16. Jahrhundert die Bilderstürmer, die viele Kirchen verwüstet haben.

    Eigentlich wären einige Holbein-Tafeln in der ans Schaezlerpalais angrenzenden Katharinenkirchen zu sehen, doch wegen Sanierungsarbeiten am Deckengewölbe musste die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ihre Augsburger Außenstelle auf unbestimmte Zeit schließen. Die Originale dort sind also nicht parallel zur Sonderausstellung zugänglich. Es gibt - auch darauf verweist der informative Katalog zur Schau- aber noch an anderer Stelle vier Altartafeln von Holbein dem Älteren zu sehen, nämlich im Augsburger Dom.

    Sonderausstellung zu Hans Holbein in Augsburgs Schaezlerpalais

    Man kann an diesen Tafeln gut nachvollziehen, was die Erforschung von Holbeins Werk schwierig macht. Der Kurator der Augsburger Schau Andreas Tacke schreibt in seinem Katalogbeitrag „Holbein in seiner Zeit“, dass der ursprüngliche Sinnzusammenhang der Altartafeln abstrakt bleibe. Die Gemälde dienten einst als Vorder- und Rückseite von zwei Klappflügeln des Marienaltars des Benediktinerstifts Weingarten.

    Der Altar entstand in den Jahren, als Hans Holbein der Ältere gerade am Anfang seiner Karriere von Augsburg nach Ulm übergesiedelt war, einer Stadt, die damals für Künstler noch ein wenig attraktiver als Augsburg war, aber nur für ein paar Jahre. Wie in Augsburg kooperierte Holbein auch in Ulm mit anderen Künstlern. Ein Altar bestand nicht nur aus den Gemälden, sondern meistens auch aus geschnitzten und bemalten Holzskulpturen. Und dann war die Mitarbeit eines Kistlers vonnöten, der Skulpturen und Gemälde zusammenbrachte. Die Auftraggeber verhandelten aber immer nur mit einem der drei Beteiligten, der wiederum die Arbeiten untereinander koordinierte.

    Im Augsburger Dom sind vier Tafeln von Hans Holbein dem Älteren zu sehen.
    Im Augsburger Dom sind vier Tafeln von Hans Holbein dem Älteren zu sehen. Foto: Richard Mayr

    Holbeins Werk im Kontext der Augsburger Geschichte beleuchtet

    Als Holbein seinen ersten großen Auftrag bekam, liefen die Fäden bei Michel Erhart zusammen. Der Bildhauer war federführend für den Marienaltar des Benediktinerklosters Weingarten. Holbein stellt auf seinen vier Bildtafeln Themen der Marienverehrung dar, angefangen bei Joachim, dem Vater von Maria, der beim Opfer im Tempel vom Hohepriester zurückgewiesen wird, weil er kinderlos ist. Woraufhin Joachim in die Wüste geht und dort von einem Engel erfährt, dass er und seine Frau Anna doch noch ein Kind bekommen werden: Maria. Das zweite Bild zeigt, wie Joachim zu Anna zurückkehrt, er begegnet ihr an der goldenden Pforte des Tempels, im Vordergrund wird die Geburt Marias dargestellt. Das dritte Bild zeigt Marias Tempelgang, das vierte Maria und Christus. Auf diesem Gemälde findet sich auch die Jahreszahl 1493, das Entstehungsjahr sowie Holbeins Name und der des Bildhauers Michel Erhart.

    Man sieht auf diesem Frühwerk von Holbein, von welcher Tradition Holbein der Ältere geprägt ist. Erzählt wird die Geschichte knapp, mit einer überschaubaren Anzahl an Figuren, alles reduziert auf das Wesentliche, die alte deutsche Tradition, wo die niederländische Kunst schon viel detailverliebter und auch überbordender war. Und diesem Joachim ist anzusehen, wie nahe ihm die Abfuhr des Hohepriesters geht. Außerdem taucht an den Rändern der Gemälde die Natur auf, so dass Kunsthistoriker schon gerätselt haben, ob Holbein nicht doch ein wenig von niederländischen Künstlern beeinflusst worden ist, vielleicht durch Kunst, die in Augsburg präsentiert worden ist.

    Holbein in Ulm: Die Anfänge einer beeindruckenden Karriere

    Wie der Altar in Weingarten aussah, ist allerdings nicht überliefert. Er musste dort weichen, als die Kirche barockisiert wurde. Und später kamen die Holbein-Tafeln nach Augsburg, als der Hohe Dom zwischen 1852 und 1863 entbarockisiert wurde. Der Augsburger Bischof Pankratius von Dinkel hatte die Gemälde bereits 1860 erworben. Er ließ sie spalten, auch restaurieren, teilweise sogar neu malen. Wobei die Methoden des 19. Jahrhunderts andere waren als die heute. Der Kunsthistoriker Alfred Woltmann (1841-1880) beschrieb den Zustand und das Vorgehen 1866 wie folgt: „Die Tafeln waren mehrfach zersprungen, die Innenseiten übermalt, die Außenseiten, wohl um starker Beschädigungen willen, schon seit alter Zeit mit rotbrauner Ölfarbe überstrichen. Dass sich Bilder darunter befanden, war vollkommen in Vergessenheit geraten, bis sie Konservator Andreas Eigner in Augsburger, dessen Atelier die Altarflügel zur Herstellung übergeben waren, unter ihrer Hülle wieder entdeckte und den verharzten, eisenharten Überzug auf chemischem Wege entfernte. Die Tafeln wurden voneinander geschnitten und schmücken jetzt vier Altäre an den Mittelpfeilern des Augsburger Doms. Die Beschädigungen waren bedeutend, besonders auf den Außenseiten war an einigen Stellen die Farbe ganz abgesprungen. Unter diesen Verhältnissen, wenn die Gemälde überhaupt als Kirchenbilder verwendet werden sollten, musste die Restauration eine sehr erhebliche sein, sie ist aber zugleich sachgemäß und treu.“

    Bleibt noch nachzutragen, dass Holbein einige Jahre nach dem Weingartner-Altar, damals wieder von Ulm nach Augsburg zurückgekehrt, einen Auftrag für eine große Bildtafel im Dom erhielt. Holbein schuf das Verschlussbild für den Seld‘schen Silberaltar. Das über drei Meter hohe Gemälde blieb allerdings nur 30 Jahre im Dom. Am 18. Januar 1537 wurde es von Bilderstürmern zerschlagen, wie der Kunsthistoriker und Kurator Andreas Tacke schreibt. „Es ist ein Zufall der Geschichte, dass andere Originalgemälde Holbeins im Augsburger Dom ihr ‚Exil‘ fanden.“

    Die Sonderausstellung „Der ältere Holbein“ ist noch bis zum 20. Oktober im Schaezlerpalais in Augsburg zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Im Imhof Verlag ist der informative Katalog zur Schau erschienen (174 Seiten; 29,95 Euro).

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