Maximilian Lika erinnert sich gerne an das allererste Konzert seines Ensembles. An den Tag kurz nach Neujahr, im Januar 2024, als sein neuer Chor die ersten Noten vor Publikum sang. Voll besetze Kirchenbankreihen in Heilig Kreuz, voller Chorklang mit Bach und Saint-Saëns – starke Resonanz. Und nicht nur im Klangraum der Kirche, nein auch nach dem Konzert: „Wir haben sogar einige Sänger dazugewonnen durch das Konzert“, erklärt der Bariton Lika und lächelt. Dieses Ensemble Naumann, ein junger Chor aus Profisängern und Könnern, wächst weiter und arbeitet an neuen Projekten. Der Klangkörper wird am 27. Oktober wieder zu erleben sein, in einem Kirchenkonzert in St. Anton in Göggingen. Ein Abend mit französischem Akzent: Das Ensemble singt Musik von Gabriel Fauré, zum 100. Todestag des Komponisten. Doch vor dem Konzert nimmt sich Maximilian Lika noch die Zeit für ein Gespräch: über den Reiz der französischen Musik, große Pläne mit Bach – und darüber, was so einen jungen Chor zusammenhält.
Die Musik, die Frankreichs große Komponisten geschaffen haben, zieht Lika in ihren Bann. Mit Leidenschaft spricht er vom Werk des Gabriel Fauré – dem Tonschöpfer aus Paris, den sie den „französischen Schumann“ nannten und der im November 1924 starb. „Das ist ein Komponist, der mit seinem Werk leider zu wenig wahrgenommen wird, der hierzulande eher unter dem Radar läuft“, findet Lika. Fauré hat den Weg für die Musik des Impressionismus geebnet. Er fand Inspiration bei Richard Wagner und entwickelte seinen eigenen Stil, gab sein Können an Talente wie Camille Saint-Saëns weiter. „Berührend. Persönlich. Mit einer ganz eigenen Handschrift“, so beschreibt Lika Faurés Klangwelt. Vor allem schwärmt der Bariton für das „Cantique de Jean Racine“ – ein Werk, dass jetzt auf dem Konzertprogramm des Ensembles steht. „Ein unsterblich schönes Stück“ in feierlich-andächtigem Ton, das Fauré noch als Student komponierte. Außerdem trägt der Chor Auszüge aus Faurés Requiem vor: Die Sängerin Helena Huber wird das „Pie Jesu“ aus der Totenmesse singen. „Sie ist eine junge, vielversprechende und vor allem vielseitige Sopranistin. Ihr Repertoire reicht von Pop, Jazz, Musical bis zur Klassik“, sagt Lika. Und rund um Fauré streift das Ensemble durch die Musikgeschichte, vom spätromantischen Werk des Edward Elgar bis zum barocken Klang von Heinrich Schütz.
„Viele aus der Ensemble-Besetzung des ersten Konzerts sind auch diesmal wieder dabei“, erzählt der Bariton. Dass das Ensemble von Projekt zu Projekt plant, ist aus seiner Sicht ein Vorteil: „Vielfalt und Unabhängigkeit, das ist, glaube ich, die Zukunft der Chormusik“, sagt er. „Es gibt heute so viele Menschen, die für Chorgesang brennen, aber sich eben nicht nur auf ein festes Ensemble festlegen wollen.“ Viele Chöre suchen heute dringend nach Nachwuchs, nach neuen Kräften. Viele Sänger singen aber lieber in verschiedenen Chor-Projekten, lieber in einzelnen, intensiven Phasen, als wöchentlich in derselben Konstellation.
Trotzdem fühlt sich das Ensemble Naumann auch fest verwurzelt: Die Sänger und Sängerinnen proben für das Konzert wieder am Augsburger Gymnasium St. Stephan. Viele haben hier ihre Schulzeit verbracht, ihre Liebe zur Musik entwickelt. Vor allem Pater Hermann Naumann konnte sie für das Singen begeistern, er hat sie durch ihre ersten Konzerte begleitet, er ist Namenspatron des Chors. Manche Ensemble-Mitglieder sind heute Musiklehrer, andere Sänger von Beruf, oder Sänger oder Sängerin aus Leidenschaft. „Man spürt, dass wir aus demselben Stall kommen. Dass wir diesen stephanischen Geist weitertragen“, findet Lika. Im Konzert begleitet ein Orchester den Chor, Instrumentalisten aus dem Freundesnetzwerk der Sänger. An der Orgel wird Peter Bader die Musik mitgestalten.
Maximilian Lika arbeitet an der Zukunft des Ensembles. Für das Jahr 2025 plant die Chorgemeinschaft eine erste Tournee. In zwei Gastkonzerten, im Freisinger Dom und in der Stadt Aichach, wird das Ensemble Johann Sebastian Bachs „Johannes-Passion“ singen. In diesem Werk spürt Lika nicht nur die Schwere des Kreuzwegs Jesu Christi: „Bach hat diese Musik auch als Werk der Freiheit komponiert.“ Und diesem Gefühl wollen dann gut 20 bis 30 Sänger und Sängerinnen des Ensemble nachspüren. Auch die großen Solopartien wollen sie aus ihren eigenen Reihen besetzen.
Und nach Bach? Folgt Bach. Im Herbst und Winter 2025 möchte das Ensemble dem Meisterkomponisten ein ganzes Festival widmen, zu Bachs 340. Geburtstag und auch zu seinem 275. Todestag. Maximilian Lika blickt voraus: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das stemmen werden.“
Info: „In Paradisum“, Konzert des Ensembles Naumann, am Sonntag, 27. Oktober, um 17 Uhr in der Kirche St. Anton, Augsburg-Göggingen. Informationen unter www.ensemble-naumann.de.
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