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„Engele“-Autor Michael Moratti gestorben

Nachruf

Büchermensch aus Leidenschaft: Ein Nachruf auf Michael Moratti

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    Michael Moratti
    Michael Moratti Foto: Wißner-Verlag

    Verschmitzt lächelnd und vor Ideen sprühend, so werden viele Menschen in Augsburg den in der letzten Woche verstorbenen Leiter des Wißner-Verlages, Michael Moratti in Erinnerung behalten. Leidenschaftlicher Cafégänger und leidenschaftlicher Leser war der geborene Donauwörther, wobei es sich gut traf, dass sich beides verbinden ließ. Oft saß er im ehemaligen Café Centro am Moritzplatz, die Zeitung vor der Nase, den Espresso auf dem Tisch, war dann aber auch jederzeit bereit, die Lektüre aus der Hand zu legen, wenn sich die Gelegenheit zu einem Gespräch bot.

    Michael Moratti war Stammgast beim Erlanger Comic-Salon

    Und welch interessante und unterhaltsame Gespräche konnte man mit Moratti führen, vor allem wenn man auf seine dritte Leidenschaft zu sprechen kam: Comics. Da war er Experte bis in die kleinsten Verästelungen des Genres. Keinen Comic-Salon in Erlangen verpasste er, selbst im Frühjahr dieses Jahres besuchte er dort noch, geschwächt von einer schweren Krankheit, Lesungen. In Erlangen holte er sich immer Anregungen für die eigenen Zeichnungen, die er lange nur für die Schublade oder Einladungs- und Weihnachtskarten anfertigte. Zum 500. Jubiläum der Fuggerei brachte er dann seinen ersten eigenen Comic heraus: „Jakob und das goldene Fugger-Ei“, eine witzige Geschichte über die Entstehung der ältesten Sozialsiedlung der Welt, die er rund ums historisch Überlieferte mit einfallsreichen Details anreicherte.

    Schon zuvor war Moratti – In Zusammenarbeit mit der Augsburger Illustratorin Petra Götz – sehr erfolgreich als Autor der „Engele“-Bilderbücher an die Öffentlichkeit getreten. Die Leitung des Wißner-Verlages hatte er 2014 unter der Bedingung übernommen, mehr Kinder- und Bilderbücher verlegen zu dürfen, denn die Leseförderung lag dem Büchermenschen, der selbst von Kindheit an den Zugang zu Büchern fand, am Herzen. „Wie wollen wir die Kinder sonst zum Lesen bringen als durch gute Lektüre?“, war sein Hintergedanke. Neben den „Engele“-Büchern schrieb Moratti deshalb selbst auch über „Buba, der kleine Elefant“ und „Leopold & Amadeus“ und verlegte Kinderbücher über das „Hallöle und das Turamichele“ oder „Elsbeth, die Fische und der heilige Ulrich“.

    Morattis „Kleines Engele“ schwebt im Advent über Augsburg

    Das Büchermachen hatte Michael Moratti, geboren 1969, von der Pike auf gelernt. Er absolvierte eine Ausbildung zum Reprofotografen und Lithografen und bildete sich weiter zum Druckgrafiker und Technischen Betriebswirt. Am 27. November ist er nun an seiner schweren Krankheit gestorben. Sein Witz und sein Ideenreichtum sind aber gerade in den kommenden Wochen in der Stadt, die ihm seit 1996 zur zweiten Heimat wurde, sehr gegenwärtig: in den beiden „Engele“-Büchern, durch die in der Adventszeit wieder viele Kinder blättern werden, und in den Aufführungen des Jungen Theaters Augsburg, das „Das Engele und die Wieselbande“ im Abraxas aufführt.

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