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Die Galerie Noah zeigt Harald Gnada und Stephan Marienfeld

Augsburg

Die Galerie Noah präsentiert zwei Künstler zwischen Natur und Abstraktion

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    Die Galerie Noah präsentiert gerade Skulpturen von Stephan Marienfeld und Malerei von Harald Gnade.
    Die Galerie Noah präsentiert gerade Skulpturen von Stephan Marienfeld und Malerei von Harald Gnade. Foto: Rüdiger Heinze

    Hier Gegenständlichkeit, dort Abstraktion, so kategorisch, so schlicht ist die Kunst der Welt schon lange nicht mehr zu betrachten. Kratz- und Schleif- und Abrieb-Strukturen auf einer gekalkten Mauerwand sind an sich ein absolut gegenständliches Motiv, abgemalt aber würde man dieselben Spuren als abstrakte Komposition einordnen – so, wie umgekehrt ein sauberer waagerechter Bleistiftstrich auf weißem Papier oft ganz schnell als ein „Horizont“ gelesen wird, vor allem wenn er das Blatt in ein Drittel zu zwei Drittel Fläche einteilt. Das mögen Extrembeispiele sind; der Abstraktionsgrade beziehungsweise „Gegenständlichkeitsgrade“ gibt es jedenfalls genügend auf einer Skala von 0 bis 100.

    Wo nun in etwa steht das Publikum, wenn es die jüngste Ausstellung in der Galerie Noah des Glaspalasts begutachtet? Das wird sowohl von dem Maler Harald Gnade (* 1958 Prisser/Niedersachsen) als auch von dem Bildhauer Stephan Marienfeld (*1966 Hattingen/Ruhr) in der Schwebe gehalten, im dezidiert Unentschiedenen. Anklänge an Natürliches wie die Pflanzenwelt sowie an Figürliches sind zweifellos vorhanden, und doch passen nicht Rahmen und Vollendung, um das  eindeutig zu kennzeichnen.

    Bei Harald Gnade trifft der Betrachter immer wieder auf Fasern und Halme

    Diese Anklänge sind organische Formen. Bei Harald Gnade, Schüler einst von Thomas Bayrle und Peter Kubelka an der Frankfurter Städel-Schule, trifft der Betrachter immer wieder auf Fasern, Halme und wie in Wind oder Wasser wogende Grasnarben oder Seegrasstücke, die aber – häufig grüngelb – in einem schwer definierbaren Leinwand-Raum schweben und damit einer Tiefenstaffelung und Umgebungsperspektive enthoben bleiben. Bei Stephan Marienfeld wiederum, Schüler und Assistent einst bei Tony Cragg in Wuppertal, blickt die Betrachterin immer wieder auf aufgerichtete Skulpturen mit weichen, gewundenen Formen, hier mal geknautscht, dort mal abgebunden hervorquellend – als ob Fleisch unter Druck stand oder steht. Doch bei aller aufrechten, figürlichen Position: die (abstrahierte) Statue des Menschen an sich bleibt als Assoziation so möglich wie vage.

    Noch eines verbindet die Künstler Harald Gnade und Stephan Marienfeld: spiegelnde Flächen. Gnade lässt sie in Form von Öl-Aluminium übers Bild fließen; Marienfeld schleift, poliert seine Skulpturen nicht selten zu Hochglanz auf. Hier wie dort greift eine artifizielle Ästhetik nach Raum – und nach dem Licht auch der Präsentationsform. Worin aber beide Künstler, die schon wiederholt von der Galerie Noah gezeigt wurden, getrennte Wege gehen, das ist ihr Perfektionsstreben bei der Werksoberfläche. Ein Staubkorn würde Marienfelds Skulpturen gleichsam empfindlich stören, während Gnade geradezu gestische Störfelder malerisch einbaut – und mehrfach sogar geradewegs auch einschreibt als biochemische Formeln.

    Die beiden künstlerischen Positionen sind offen

    Eines jedenfalls kann diesen beiden künstlerischen Positionen nicht unterstellt werden: dass sie nicht offen wären gegenüber ihrer Deutung und Anschauung. Viel kann hinein-, viel herausgelesen werden, bis hin auch zu „bondage“-Neigungen von Stephan Marienfeld beziehungsweise künftiger potenzieller Besitzer seiner „bondage“-Skulpturen, bei denen straff gebundene schwarze Stricke ein Fleisch quellen lassen, das in Wahrheit hochpolierte Bronze ist. Nur eine weitere Assoziation, so möglich wie vage.     

    Wer aber als Dritter in der Galerie Noah beachtet werden sollte, das ist der 1986 in Tokio geborene Katsuhiko Matsubara, bis 2021 Schüler von Anselm Reyle in Hamburg. Im Studio der Galerie zeigt Matsubara Malerei im Klein-, Mittel- und Großformat, wobei seine kontemplativen und blau-gelb-komplementären Farbnebel am stärksten beeindrucken. Mögen sie anscheinend auch in der Tradition von Gotthard Graubners Malerei stehen, so künden sie doch von einer hochdifferenzierten, hochsensitiven Auffächerung von zart geschichtetem und lasiertem Kolorit. Schauend kann man sich in ihnen ebenso verlieren wie beim Blick in einen stillen See. Eine weitere Form von künstlerischer Offenheit.

    Galerie Noah im Glaspalast (Beim Glaspalast 1): Ausstellungslaufzeit bis 12. Januar, Öffnungszeiten: Di. bis Fr. von 11 bis 15 Uhr, Sa., So., feiertags. Von 12 bis 17 Uhr.

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