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Demokratiegefahr: Wie TikTok & Vermögensungleichheit uns bedrohen

Augsburg

Hass, Hetze, Tiktok: Demokratie in Gefahr

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    Volksverpetzer Thomas Laschyk nahm an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Friedensfests teil.
    Volksverpetzer Thomas Laschyk nahm an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Friedensfests teil. Foto: Volksverpetzer

    Nicht alles ist schlecht. Ein Zeichen für die Funktionstüchtigkeit der Demokratie seien in den letzten Wochen unter anderem die Demonstrationen gegen Rechts gewesen, findet Thomas Laschyk. Zigtausende Menschen waren im Anschluss an ein Netzwerktreffen rechter Aktivisten und Politiker in Potsdam auch in Augsburg auf den Beinen. „Diese Menschen, die wie aus dem Nichts in ganz Deutschland zu Millionen auf die Straße gingen, sind ja nicht weg. Sie sind nur stiller geworden“, sagt der Journalist und leitende Redakteur des Augsburger Online-Portals Volksverpetzer.

    Auf der Podiumsdiskussion „Was bringt die Demokratie in Gefahr?“ im Rahmen des Friedensfestprogramms brachte die Moderatorin Uta Löhrer von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit drei Perspektiven an einen Tisch: Den Volksverpetzer Laschyk, den Berliner SPD-Politiker Yannik Haan, der enterbt werden möchte, und die Professorin Janine Linßer, die an der Hochschule Augsburg Radikalisierungsprävention und Demokratiebildung unter Jugendlichen lehrt. Drei Experten, die an unterschiedlichen Orten an nichts weniger als dem Erhalt der Demokratie als Staatsform arbeiten. Etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich im Augustana-Saal ein.

    Augsburgs Antwort auf TikToks Empörungsdynamik

    Die politische Bildung der 10- bis 14-Jährigen hauptsächlich der Empörungsmaschine TikTok zu überlassen, sei eine Gefahr, so Linßer. In Augsburg, so sagt die Wissenschaftlerin, habe man schon früh reagiert und für eine echte politische Partizipation und Selbstwirksamkeit ein Jugendforum eingeführt. Hier werden Bedürfnisse - statt auf TikTok in Dauerschleife animiert - live diskutiert und anschließend in Forderungen an den Stadtrat gegossen. „Das schult das politische Denken und Engagement. Augsburg ist da eine von bisher wenigen Kommunen, die das erkannt haben.“

    Der Literaturwissenschaftler Thomas Laschyk setzt in seinem journalistischen Blog auf reißerisches Tempo und Emotionalisierung. Schreiende Überschriften, schrilles Layout, riesige Lettern, rote Balken, blinkende Warnungen – das kennt man bisher von rechten Medien. „Ich überspitze, arbeite satirisch mit diesen Aufreger-Formaten“, erklärt er. Angezogen durch Aufmachung und schwurbelige Heads teile auch die rechte Community seine Texte, sodass sich möglicherweise subkutan sorgfältig recherchierte, echte Fakten in den Köpfen verankern ließen. „Für alle anderen ist es eher Satire“, sagt er gut gelaunt. Dass es wirkt, zeigen Unterlassungsklagen, die rechtspopulistischer Medien nach seiner Berichterstattung anstrengten. Die habe er, so Laschyk, dank der Unterstützung durch Spenden für seine Anwaltshonorare jedoch bisher alle gewinnen können.

    Grundlage für eine stabile Gesellschaft ist die Verteilung des Reichtums, sagt der Publizist und SPD-Politiker Yannik Haan (38). Er ist Aktivist in dem deutschen Verein Taxmenow (Besteuert mich jetzt), ein Ableger einer US-Initiative, in der sich zahlreiche Milliardäre für mehr Steuergerechtigkeit einsetzen. Die Besteuerungspraxis führe zur Konzentration des Reichtums in den immer gleichen Familien und stärke deren Einfluss in Politik und Medien. „Die Überreichen kaufen große Medien wie Facebook, X-Twitter und andere Plattformen, setzen mit ihren Algorithmen ihre politische Agenda. Das gefährdet die Demokratie“, warnt Haan. Haan hat selbst geerbt, weiß also, wovon er redet. „Auf das Erbe, das mich ja für alle Zeiten relativ reich gemacht hat, habe ich nur fünf Prozent Steuern gezahlt, auf mein Einkommen aber 40.“

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