„Demokratie“ lautet das Motto über dem Rahmenprogramm zum Friedensfest 2024. Und Thomas Weitzel (Stabsstelle Kultur im Referat der Oberbürgermeisterin) verwies bei der Wahl des Mottos darauf, wie aktuell das Thema gerade sei. Demokratien gerieten weltweit unter Stress, auch in Deutschland. Im Kulturausschuss der Stadt Augsburg stellte Weitzel das Programm für 2024 vor. Es gehe darin auch darum, zu vermitteln, wie Demokratien widerstandsfähiger gegenüber den vielfältigen Bedrohungen werden können.
Vom 20. Juli bis zum 8. August werden die Veranstaltungen stattfinden. Wobei noch nicht alles festgezurrt sei. Eröffnet wird das Rahmenprogramm am 20. Juli im Kulturhaus Abraxas mit einem Theater-Gastspiel. Das Urania Theater aus Köln zeigt Esteve Solers „Gegen die Demokratie“, sieben Szenen, die das tägliche Scheitern von Demokratie beschreiben, gleichzeitig aber eine Liebeserklärung an die Staatsform sind. Es soll nicht nur Vorstellungen für Erwachsene, sondern auch für Schülerinnen und Schüler geben. Die Theatergruppe gibt am 2. August ein weiteres Gastspiel mit „Zigeuner-Boxer“, der Bühnenversion von Rike Reiningers Roman, der die Lebensgeschichte des Sinto-Boxers Rukeli Trollmann nachzeichnet, der noch im Juni 1933 deutscher Meister im Mittelgewicht wurde und 1943 im Außenlager Wittenberge des KZ Neuengamme ums Leben kam.
Das Gros der Veranstaltungen des Friedensfests stammt von Akteuren der Stadt
Das Gros der Veranstaltungen des Rahmenprogramms stammt aber wieder von Akteuren aus der Stadt und Stadtgesellschaft. Bluespots Productions begibt sich mit „hcknzs – Hackathon und Ideenfestival für neue Protestformen“ auf die Suche nach neuen, kreativen, aber auch subversiven Ideen, um den Rechtsextremismus zu hacken (vom 19. bis 21. Juli). Das Pangäa-Kollektiv beteiligt sich erstmalig am Friedensfest mit einer Ausstellung und Workshops. Die Gewerkschaften sind ebenfalls mit von der Partie und organisieren eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Gelebte Demokratie – auch in den Betrieben?“. Und das Theater Interkultur zeigt das Debütstück des schwedischen Gegenwartsdramatikers Jonas Hassen Khemiri „Invasion!“.
Es wird auch zum siebten Mal die Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement geben, eine Kooperation von Universität Augsburg, Sensemble Theater und Friedensbüro. Die Lange Lesenacht wird von Bayern 2 live übertragen. Als Autorinnen und Autoren haben Raphaela Bardutzky, Shida Bazyar, Thomas Brussig, Franz Dobler, Joshua Groß, Daniel Kahn, Burhan Qurbani und Barbara Yelin zugesagt.
Erstmals wird es in Friedensfestkonzert auf der Freilichtbühne geben
Neu ist in diesem Jahr, dass ein großes Friedensfestkonzert auf der Freilichtbühne am Vorabend des 8. August geben wird. Der bosnische Komponist und Musiker Goran Bregovic wird es mit seiner Hommage „Three Letters From Sarajevo“ gestalten. Diese erinnert an die ehemals friedfertige Koexistenz der drei Religionen Judentum, Islam und Christentum in der Stadt. Am 8. August, dem Friedensfest, wird es dann neben der großen Friedenstafel auf dem Rathausplatz auch wieder kleinere Friedenstafeln in den Stadtteilen geben. Der ökumenische Festgottesdienst wird in der Basilika St. Ulrich und Afra gehalten.
Während die Planungen für das Jahr 2024 noch in der letzten Phase sind – „Es kann noch zu Veränderungen kommen“, so Weitzel im Ausschuss – richtet sich der Blick auch auf das Jahr Jubiläumsjahr 2025, wenn das Friedensfest in Augsburg zum 375. Mal begangen wird. Diese besondere Ausgabe wird sich die Stadt Augsburg mehr kosten lassen, dafür hat auch der Bayerische Landtag Fördermittel von 150.000 Euro bewilligt. Die Gestaltung des Festprogramms liegt dann nicht in den Händen des Friedensbüros, sondern eines Kulturmanagers, der nun gefunden worden ist: Eric Nikodym ist Kurator, Künstlerberater und Kulturmanager an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischer Kunst, Musik und Theater. Er ist seit 2015 Geschäftsführer der Händel-Akademie, gleichzeitig Mitbegründer und Geschäftsführer der Kula Compagnie, einem transnationalen Schauspiel-Ensemble, der Künstlerinnen und Künstler aus mehr als zehn Ländern kommen. Und er hat reichlich im Entwickeln von Veranstaltungen und Festivals gesammelt. Für das besondere Friedensfest-Programm 2025 wird eine größere Zeitspanne angesetzt: vom 8. Mai bis zum 8. August sollen die Veranstaltungen stattfinden.