Es ist heiß, brandheiß. Gleich über dem Fluss gegenüber vom Hotel brennt der Wald lichterloh. Die meisten Menschen haben das Dorf verlassen, nur die Hotelerbin hält noch tapfer stand. Nein, dies ist nicht die Beschreibung eines der derzeitigen Waldbrände, es ist der Beginn eines im wahrsten Sinn des Wortes brandaktuellen Romans. Geschrieben hat ihn die gebürtige Augsburgerin Franziska Gänsler. „Ewig Sommer“ ist das Debüt der jungen Autorin, die nach einer Zeit in Wien wieder in Augsburg lebt.
Augsburger Autorin schreibt aus Sicht einer Hotelerbin
„Franziska Gänsler schreibt mit einer ungeheuren sprachlichen Kraft … und erzeugt gleich von der ersten Seite an so viel Spannung, dass man das Buch nur so verschlingt“, lobt der Verlag. Gänsler schreibt aus der Sicht von Iris, die das Hotel von ihrem Großvater geerbt hat. Rauchend und auf Regen hoffend harrt sie als eine der Letzten aus im ehemaligen Kurort Bad Heim, der inzwischen in einem Waldbrandgebiet liegt. Es gibt keine Gäste im Hotel, kaum mehr Menschen im Ort bis auf Baby, die dicke alte Frau, die scheinbar schon immer da war. Und das Klimacamp vorm brennenden Wald.
Für Iris vergehen die Tage in Monotonie. Bis eines Tages Dori an die Tür klopft, eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter Ilya. Etwas seltsam findet Iris die Frau zunächst, vielleicht auch als Mutter nicht aufmerksam genug. Aber mit der Zeit kommen sich Iris und Dori näher, richten sich im leeren Hotel ein wie in einem Bunker, sperren die Außenwelt aus. Die allerdings stört immer wieder die aufkommende Intimität hinter nassen Tüchern. Doris Ehemann meldet sich per Telefon auf der Suche nach Frau und Tochter.
Als das Feuer sich weiter ausbreitet, suchen zwei Aktivistinnen Schutz im Hotel. Auch Baby gesellt sich zu der Frauenrunde. Die Stimmung ist gelöst, Dori erzählt aus ihrer Zeit als Schauspielerin, noch vor dem Kind. Es wird geraucht, getrunken und Musik gehört. Und dann ist Ilya verschwunden. Zwar ist eine sofort eingeleitete große Suchaktion erfolgreich, aber die Notgemeinschaft ist zerbrochen. Doris Mann nimmt Frau und Kind mit, Iris bleibt zurück. Und da, endlich, regnet es.
Handlung zwischen Klimakatastrophe und Ehekrise
Franziska Gänsler verwebt die drohende Klimakatastrophe mit der Katastrophe einer Ehe. Es geht um Lebensentscheidungen wie Mutterschaft, aber auch um das Selbstverständnis der jungen Protestgeneration. Von der ersten Seite an wird man hineingezogen in eine bedrohliche, zuweilen gespenstische Situation. Es sind Frauen, die hier Widerstand leisten, gegen die Flammen und gegen eine aufgezwungene Rolle. Der Mann am Telefon erscheint wie ein Echo des toten Großvaters, an dem die Mutter zerbrochen ist. Am Ende versteht Iris, was Dori und ihre Mutter verbunden hat:
„Ich dachte an den Großvater, der unser Gepäck trug, an den Großvater im Unterhemd, im Staub. Meine Mutter am Rand. Unbewegt. Hart gegen ihn.
Hinter der Tür, an der Wand, der unausgepackte Koffer. Ich dachte, dass es immer dasselbe war, immer die Entscheidung zu gehen oder zu bleiben.
Ich dachte an Dori, an meine Mutter, an Paula. An die Stare im Himmel.
Kreise. Kreise."
"Ewig Sommer", Verlag: Kein & Aber, 23 Euro