Es ist 1966, der Kalte Krieg in vollem Gang, Berlin noch gezeichnet von Bomben und weiteren Folgen des Nationalsozialismus. Eine junge Frau reist mit dem Zug von Istanbul in die Stadt. „Boom-Häuser“ nennt sie die, die noch in Trümmern liegen, und zählt die Straßenzüge ab: Boom, Nicht-Boom, Boom, Boom. „Eine zahnlose Mutter“, mit Gedächtnislücken“ – Metaphern wie diese prägen den neuen Roman von Emine Sevgi Özdamar „Ein von Schatten begrenzter Raum“. Mit ihrer Erzählerin, einer jungen türkischen Schauspielerin der 68-er Aufbruchsszene in Istanbul, zieht die Berliner Autorin Özdamar den Leser in eine mitreißende Geschichte. Durch die Augen der Erzählerin fächert sie ein persönliches Kaleidoskop europäischer Geschichte der letzten 50 Jahre auf. In einem beständigen Flow sammelt sie die großen politischen Linien, vor allem aber die individuellen Folgen dieses an Krieg und Faschismus reichen Jahrhunderts.
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