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BBK zeigt im Glaspalast Kunst zur „Zuversicht“.

BBK-Ausstellung

Im Glaspalast heißt es: Wie viel Hoffnung trägt die Kunst?

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    Georg Kleber vor seinen zwei Kohle-Arbeiten „Alles ist mit Allem verbunden“.
    Georg Kleber vor seinen zwei Kohle-Arbeiten „Alles ist mit Allem verbunden“. Foto: Rüdiger Heinze

    Mit einer poesievollen Beschwörung von Zuversicht und Vertrauen auf die Zukunft („die dunkelste Nacht vergeht und belohnt mit einem strahlenden Tag“) hat der Berufsverband Bildender Künstler Schwaben-Nord und Augsburg nicht nur seine Mitglieder und nicht nur hiesige Kunstschaffende aufgefordert, Arbeiten für eine Ausstellung unter der Überschrift „Zuversicht“ einzureichen. Das Thema geht gewiss nicht konform mit mancher berufenen Einschätzung der Weltlage; es stellt sich quer. Gutgläubig Zuversicht zu zeigen bei den derzeitigen Ambitionen Russlands und Chinas, bei der Spaltung nicht nur der US-Bürgerschaft, bleibt erhebliche Herausforderung. Von der propagandistischen KI-Nutzung in Wahlkämpfen gar nicht zu reden – und erst recht nicht von der belegten Erderwärmung.  

    Insofern bleibt es geradezu spannend zu sehen, wie zuversichtlich Künstler sich geben (wollen) – oder auch nicht. Wobei bei derlei Themen-Ausschreibungen ja auch zu beachten ist: Letztlich zählt nicht die Erfüllung einer konkreten Aufgabe; letztlich zählt die Überzeugung durch ein in sich plausibles Kunstwerk, selbst wenn es keine Zuversicht ausstrahlt. Das Thema mag Inspiration sein, eine „Themenverfehlung“ aber gibt es quasi nicht …

    Ein Mädchen ist „Die Zuversichtige“

    Gleichzeitig besteht bei solch einem Projekt die Gefahr einer allzu plakativen Umsetzung des Themas. Und damit sind auch schon die Pole benannt, zwischen denen sich die soeben eröffnete Schau „Die Zuversicht“ in der BBK-Galerie im Glaspalast bewegt. Verena Blunck-Mader, Initiatorin, Organisatorin sowie Autorin besagter poesievoller Zuversicht-Beschwörung, ist in der Schau mit einer Foto-Print-Arbeit vertreten, die in leicht verschwommenen Grau ein freundliches, kleines Mädchen zeigt, das dem Betrachter eine saftig gelb-grün leuchtende Löwenzahn-Pflanze entgegenhält. Unter dem Titel „Die Zuversichtige“ sind Zweck und Sinn nur allzu offensichtlich, praktisch ein Wink mit dickem Zaunpfahl …   

    Zwei Schritte entfernt davon, thematisch betrachtet jedoch gegenüberstehend, erhebt sich ein Ständer, an dem im Gleichgewicht gehalten sind: ein Kästchen mit Stiften rechts, eine Infusionsflasche links, aus der Wasser in arg trockenes Erdreich träufelt. Die kleine Basilikum-Pflanze darin wird Mühe haben, groß zu werden. Eine Erläuterung schildert unter Hinweis auf Sizilien den Hintergrund dieser Installation des Künstlerduos „Verstoffwechselt“ (Rudolf Beutinger/Gudrun Staiger): „,Wandlung‘ ist eine poetische Darstellung des fortschreitenden Wasserverlusts der Erde und ruft zu mehr Achtsamkeit auf.“ Nun wird es schon schwieriger mit der Zuversicht – wenn auch das Basilikum erklärtermaßen für Hoffnung, Erneuerungswillen steht.

    Wer‘s glaubt, wird selig

    Mehr als 70 Künstler haben sich an dieser Ausschreibung beteiligt; elf davon wurden angenommen; mehrheitlich sind ihre Arbeiten hinsichtlich erhoffter „Zuversicht“ aber Auslegungssache oder legitim neutral. Am ehesten nähert sich dem von Verena Blunck-Mader ersehnten Frühling nach kaltem Winter die Acryl-Malerei von Jaeeum Jung, die sprießendes Unkraut inmitten unwirtlichem öffentlichen Raum zeigt sowie das Hängeobjekt „Glaube Hilf(t)!“ von Gitta Pielcke, die auf mobile-haften Pappscheiben auch Betende der großen Weltreligionen versammelt. Ohne Ironie darf konstatiert werden: Wer’s glaubt, wird selig. Daneben Dorothea Dudeks „Idyllen“ mit einsamen Landhäusern und darüber schwebenden, enigmatischen Farbobjekten sowie, außer Sichtweite, Maria Rosina Lamps symbolistisch-surreales Ölgemälde „Vom Dunkel ins Licht“.

    Womöglich sind die stärksten Arbeiten diejenigen, die sich am weitesten vom Anlass der Schau entfernen: Georg Klebers Kohle-Großformate „Alles ist mit Allem verbunden“, die einmal mehr Spannungen, Kraftfelder, Perspektiven und Rhythmen aufbauen zwischen Dingwelt (wie Gerüstschelle) und Naturwelt (wie Maiskolben); Rainer Kaisers Kleinformate, die einmal mehr Spannungen, Kraftfelder, Verbindungsströme aufbauen zwischen Herz und Kopf, mithin zwischen Empfindung und Ratio; Sarah Schrofs gefärbtes Wollstrickbild „The brave new view“, ein sich geheimnisvoll öffnender Nachthimmel; Abou-Chamat Adidals zwölfteilige Foto-Serie „Dreaming of …“. Diese Serie ist auch formal stark, da sie überraschend fremd einen Spagat zwischen Vorstellung und Wahrnehmung übt: Arabische Frauen trainieren in ihrem traditionellen Kleiderkodex Spitzentanz. Der schwarze Stoff dominiert das Bildgeschehen – und nicht der grazile Körper, die grazile Bewegung.

    Bis 13. Oktober im zweiten Stock des Glaspalasts. Geöffnet Di., Do., Sa., So. von 13 bis 17 Uhr.

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