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Ausstellung: Verdrehte Ansichten: Manfred Barnickel zeigt seine Mini-Welten im Schaezlerpalais

Ausstellung

Verdrehte Ansichten: Manfred Barnickel zeigt seine Mini-Welten im Schaezlerpalais

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    Augsburg in Detailansicht - so sieht Manfred Barnickel die Welt
    Augsburg in Detailansicht - so sieht Manfred Barnickel die Welt Foto: Manfred Barnickel

    Wenn Manfred Barnickel auf die Welt blickt, auf Städte, Länder, Kontinente, ja dann am liebsten aus der Vogelperspektive. So sieht er nicht nur der Welt – so baut er sie im Miniatur-Format nach. In Modellbau-Stadtlandschaften aus in Form geschnitzten Holzklötzchen, mit Acrylfarben bemalt. Und der zweite Gag in seiner Kunst? Er hängt die Städte, Inseln, Länder an die Wand, als wären es Gemälde. Vertikale Welten: In diesen Tagen hängen Barnickels Werke im Liebertzimmer und im Café des Schaezlerpalais. Hier Marokko, dort drei Impressionen aus Chile, dazu der Ammersee, gleich neben Spanien und England, in einer Galerie von geschnitzten Panoramen. Aber das Herzstück der Ausstellung ist sein kleines Augsburg.

    Barnickel zeigt im Schaezlerpalais sein Miniatur-Augsburg

    Damit man bei diesen Werken nicht nur ein Meer von Dachspitzen von oben sieht, sondern auch die Fassaden, also das wahre Gesicht der Stadt, wendet Barnickel einen Trick an. Fast jedes Haus, kaum daumenbreit, legt er auf den Rücken: Er kippt die Gebäude, auch den Augsburger Dom legt er aufs Kreuz und das ganze Rathaus samt Perlachturm. Und wenn das Auge diesen Trick erst einmal verstanden und verarbeitet hat, beginnt die Entdeckungsreise – durch diese Wimmelbilder, hin zu all den Winzigkeiten, die entdeckt werden wollen. Da ragt ein in der Miniwelt hausgroßer, aber dann eben doch winzig kleiner Mozart-Kopf aus dem Bild, gleich beim Leopold-Mozart-Haus. Neben der Fuggerei blickt ein Holz-Köpfchen von Jakob Fugger aus dem Panorama. Aber auch profane Landmarken baut Barnickel ins Bild: hier der Obi, dort MAN. Die Gags liegen zwischen den Straßen, zwischen den Zeilen: Sätze pflastern die Gassen, ausgeschnitten aus der Tageszeitung als Schlagzeilen einer Stadt. Was nehmen wir als wichtig wahr? Was empfinden wir als Groß- und was als Kleingedrucktes in der Welt? Solche Gedanken stupsen die Relief-Bilder beiläufig an.

    Manfred Barnickel, geboren 1962 in Augsburg, arbeitet seit 1997 als freischaffender Künstler. Manche seiner Werke strahlen den Charme von „Sonnige Grüße!“-Urlaubspostkarten aus, von Kühlschrankmagneten-Souvenirs. Beispiel „Gardasee“: das Grün der Hügel grünt, das Blau des Wassers wellt sich schaumblau und der Blick taucht in die Acrylfarbe ein. Wellen kräuseln sich, Bäumchen spreizen ihre eingeschnitzten Äste, jeder Effekt ist hier aus Holz geschnitzt – und jede Pointe: Ein geisterhaftes Gesicht versteckt sich in den Hügeln. Oder da, kleinen Gondeln baumeln an einem Draht, der über den See führt. Im Bild „Marokko“ wandern natürlich Kamele durch die Sandlandschaft, auf der Landkarte „Spanien“ spitzt ein Stier seine Hörner.

    Manfred Barnickels Werke leben vom Witz im Kleinen

    Auf den ersten Blick leistet Barnickel in seiner Kunst Klein- und Feinarbeit. Auf den zweiten aber, von nahem, wirken seine Welten sympathisch ungehobelt. Landkarten aus Bauklötzchen, mit kindlichem Witz konzipiert, zum Spielen bereit – als würden sich hier die Wimmellandschaften aus den Bilderbüchern von Ali Mitgutsch in dreidimensionale Werke verwandeln. Oder ... zweieinhalbdimensional? Von der Seite, im Profil betrachtet ein Werk in 3D, aber von vorne? Ein Bild im Rahmen.

    Wie groß Barnickel auch im Kleinen denkt, zeigen die Hauptwerke der Ausstellung: Den kompletten Erdball fasst er in ein Werk und zeigt die Welt im Überflug. Das Brandenburger Tor, Big Ben und der Kreml, von den Pyramiden bis zum Ayers Rock. Einige Textzeilen zum Werk des Künstlers geben die Kunstsammlungen und Museen den Besuchern an die Hand: Da erfährt man, dass er ein Suchender sei, auf der Suche nach der „Umami-Essenz des Lebens“. Will heißen: „Nach dem Höchsten, dem Tiefsten und dem, was alles zusammenhält – dem Geist“ … den er offenbar auch im Kleinsten entdeckt. So sitzt man dann im Café bei Kaffee und Nussecke, und sucht im Augsburg-Bild sein eigenes Häuschen. Oder das Schaezlerpalais. So klein, bunt, schräg und nett ist die Welt des Manfred Barnickel.

    Info: „Verdrehte Ansichten“, bis 29. September im Schaezlerpalais.

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