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Foto: Maximiliane Umlauf
Foto: Maximiliane Umlauf

Ausstellung "1 von 3" in der Ecke-Galerie mit der Skulptur "Bogen" von Manfred Heller, einer Foto-Tapete von Thomas Sing aus der Serie "Hard theory" und den Radierungen "Triade" und "Einigkeit ist Stärke" von Stefan Wanzl-Lawrence.

Ausstellung
10.01.2023

Ungewöhnliche Perspektiven und Beziehungskisten in der Ecke-Galerie

Von Rüdiger Heinze

In drei Gruppenschauen präsentieren sich die Mitglieder der Ecke-Künstlervereinigung. "1 von 3“ ist mit heißer Nadel gestrickt und ein wenig unübersichtlich geraten.

Jeweils im Dezember, Januar und Februar eines Jahres zieht vertragsgemäß die Ecke-Künstlervereinigung, respektive deren Mitglieder, mit ihrer Kunstproduktion in die Galerie Cyprian Brenner am Elias-Holl-Platz hinter dem Rathaus ein. 2022/2023 lösen sich dabei in relativ schneller Folge vier Ausstellungen ab, die inhaltlich in Bezug zueinander stehen: Nach der Ausstellung "Das kleine Format" vom Dezember folgen nun drei Gruppenschauen namens "1 von 3", "2 von 3" und "3 von 3", in denen aus der Präsentation "Das kleine Format" ausgewählte Kunstschaffende noch einmal gezeigt werden – und zwar kuratiert von den künstlerischen Beiräten der Ecke-Vereinigung, von Sebastian Lübeck, Jo Thoma und Thomas Sing.

Das Publikum muss sich bei "1 von 3" einiges zusammenreimen

Kurator Sebastian Lübecks Einstieg in den Dreisprung hätte – mit Verlaub, halten zu Gnaden – weniger kreativ und dynamisch und frei jonglierend sein dürfen, stattdessen wünschenswert übersichtlicher, auch in der Hängung. Das interessierte Publikum muss sich hinsichtlich der Autorenschaft der Werke manches zusammenreimen, muss sich gegebenenfalls nach Techniken und Entstehungsjahren erkundigen, muss auch Angaben auf dem äußerst "kreativen", hin und her zu wendenden Handzettel korrigieren. 

Wenigstens fünf Zeilen Information zu jedem der gezeigten Künstler beziehungsweise zu ihren präsentierten Werken: Wäre das wirklich zu viel verlangt? Gehört das nicht zur Vermittlung und zum Respekt vor dem Gezeigten? Würde das nicht helfen? Der Ecke und ihren Künstlern und dem Publikum, die ja alle auf ihre Weise "ankommen" wollen? 

Dass mit heißer Nadel gestrickt zu sein scheint, wird auch nicht entschuldigt durch den beliebten Satz, die Kunst muss aus sich selbst heraus wirken und überzeugen. Ganz so einfach ist es nicht immer. Betritt man die Galerie, sieht man gleich linker Hand zwei Frauenakt-Bilder Gernot Hausners. Es wäre zur Einordnung aber interessant zu wissen, wann diese entstanden sind. Thematisch, motivisch, in der Positionierung der Modelle scheinen die beiden Malereien mittlerweile aus der Zeit gefallen – wohingegen Hausners stimmiges Porträt des Malers Ingres – nicht wirklich passend zwischen Radierungen von Stefan Wanzl-Lawrence platziert – durchaus eine dokumentarische und sinnliche Zeitlosigkeit beanspruchen darf. Dieser Stefan Wanzl-Lawrence seinerseits hält gerne die absurden oder komischen zwischenmenschlichen Momente der Realität in (farbigen) Ätzradierungen plus Aquatinta fest. Sein Auge, sein sicherer Strich ist an Comic und Surrealismus geschult, erkennbar auch an Max Beckmann, den er ebenso verehrt wie Goya und Rembrandt. Wanzl-Lawrences Figurationen leben aus ihrer Bewegungsdynamik, aus ungewöhnlichen Perspektiven und aus Beziehungskisten heraus. 

Jo Thoma kreist um die Themen Mensch, Machbarkeit und Übermächte

Ebenfalls mit Radierungen wartet Jo Thoma auf, die Literaturwissenschaftlerin – was hier zu erwähnen besonders geboten ist. In zwei Serien, die inspiriert wurden durch Schauer-Belletristik, jedoch keinen Illustrations-Charakter tragen, kreist sie um die Themen Mensch, Machbarkeit und Übermächte, dabei – in klarer zeichnerischer Linie – die "Krone der Schöpfung" auch mit einer sich potenziell rächenden Tierwelt konfrontierend. 

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Ingeborg Prein wiederum ist mit stilisierten Terracotta-Köpfen und -Büsten vertreten, die sich einerseits auf ihre persönlichen Ahnen beziehen, andererseits auch auf Paul Celans "Todesfuge". Ihnen wohnt ein ebenso starkes Formbewusstsein inne wie den Schmiedearbeiten Manfred Hellers – wohl der stärkste Beitrag dieser Schau, auch weil hier menschliche Anatomie mittels schwerer Handarbeit in beseelte Fragmente, Torsi gezwungen wird. Noch einmal wird die Auszeichnung Hellers durch den Buchegger-Preis bekräftigt. 

Bleibt noch Günther Baumann zu erwähnen, der unter anderem mit seinem Fine-art-print-Zyklus "Absinthlos" vertreten ist – einer Serie, die im Krankenhaus am I-Pad spielerisch-leicht entstand und mehrfach ein geschwärztes Selbstporträt des Künstlers integriert. Und es ist noch Thomas Sing zu nennen, dessen wandfüllende Fotos nicht nur dem Motiv, sondern auch dem Quadratmeterpreis nach (und durch sie überlappende andere Arbeiten) wohl tatsächlich als Tapeten zu verstehen sind. 

Info: Ausstellungsdauer bis 20. Januar. Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr.

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