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Ausstellung im Textilmuseum: Kleidung im römischen Augsburg

Textilmuseum

So kleidete sich die Augsburgerin in der Römerzeit: Ausstellung im Textilmuseum

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    Dieses 374 kg schwere Fragment eines Grabdenkmals aus Augusta Vindelicum besteht aus Kalk. Das Relief zeigt die charakteristische Bekleidung einer römischen Frau: gegürtete Tunika und palla (Mantel).
    Dieses 374 kg schwere Fragment eines Grabdenkmals aus Augusta Vindelicum besteht aus Kalk. Das Relief zeigt die charakteristische Bekleidung einer römischen Frau: gegürtete Tunika und palla (Mantel). Foto: Bernhard Rampf

    Eine Römerin geht in Weiß. Das weiß man doch – von den antiken Statuen. Stimmt aber nicht, römische Kleidung war bunt. Dies zeigt die aktuelle Ausstellung „Dresscode Augusta Vindelicum. Textilien im römischen Augsburg“, ein Projekt von Studierenden der klassischen Archäologie an der Universität Augsburg. Zwei Semester lang haben sie sich, fachlich betreut von Prof. Natascha Sojic, Lehrstuhlinhaberin Klassische Archäologie an der Uni Augsburg, in Kooperation auch mit der Augsburger Stadtarchäologie und dem, Textilmuseum (tim) mit den Textilien im früheren Raetien und der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum auseinandergesetzt. Entstanden ist daraus eine Ausstellung mit 73 Fundstücken einschließlich den Erläuterungen dazu. Dabei haben die Studierenden so manche Entdeckung gemacht, die bisher weniger bekannt gewesen sein dürfte – wie der Aspekt der Farbigkeit der römischen Kleidung.

    Es begegnet in der Ausstellung die Statue einer römischen Frau, bei der die bisherige farbige Fassung des Gewands wieder rekonstruiert wurde. Sie trägt ein feines, grünes, an den Rändern mit Mustern verziertes Übergewand, das locker über ein rosa Untergewand fällt. Zu erfahren ist, dass für römische Textilien Farbstoffe wie Färberwald, Walnuss oder Safran verwendet wurden. Um Kenntnis über diese Textilien zu erlangen, kann die Archäologie nicht auf diese selbst zurückgreifen, erklärte Sebastian Gairhos, Leiter der Stadtarchäologie, bei einem Rundgang. Textilien aus der Antike nämlich erhalten sich kaum, zählen nicht zum archäologischen Fundgut. Was sich aber erhalten hat – und davon hat Augsburg einen reichen Schatz – sind Objekte aus Metall, Stein oder Glas wie Fibeln, Statuetten oder Werkzeuge für die Textilherstellung, hauptsächlich aber bildliche Quellen wie Grabmäler, Vasen oder Wandmalereien.

    So ein Grabmal einer Römerin, gefunden in der Karmelitengasse, empfängt den Ausstellungsbesucher. Das Relief zeigt die Dame in einer Tunika, die zu repräsentativen Anlässen bodenlang, zur Arbeit etwas kürzer getragen wurde. Darüber trägt sie – das Zeichen für eine wohlhabende Frau – ein schlauchartige Überkleid, das unter der Brust gegürtet ist. Zum Ausgehen hüllte sich die antike Augsburgerin in ein „palla“, ein großes, stoffreiches Manteltuch.

    An Stoff wurde wahrlich nicht gespart. Zu sehen ist das an der Kleidung des römischen Mannes. Die Toga war das wichtigste Kleidungsstück des römischen Bürgers mit Bürgerrecht, und somit auch Statussymbol. Das halbkreisförmige Wolltuch hatte sechs Meter Durchmesser – das konnte sich „man“ nicht selber anlegen, dafür brauchte es Diener. Die Toga wurde über der Tunika getragen, die das zentrale Element römischer Kleidung bildete. Es war ein aus zwei Rechtecken genähtes Hemd aus Wolle oder Leinen, die im Hüftbereich gegürtet wurde. Viele Augsburger Grabrefliefs zeigen Männer in Toga nach stadtrömischem Vorbild. Im Alltag benutzten die Männer in Augusta Vindelicum verschiedene über die Schultern geworfene Manteltücher, besonders beliebt war die „paenula“, ein gallisch-germanischer Kapuzenmantel.

    Zu einem perfekten Outfit gehören natürlich die passenden Schuhe. So wie die Textilien, erhält sich auch Leder kaum über 2000 Jahre hinweg. In der Ausstellung aber wird eine „Schuhsohle“ gezeigt, ein Fundstück aus der Georgenstraße. Das Leder ist vergangen, die Form allerdings ist dank der verbleibenden Schuhnägel klar nachzuvollziehen. In Raetien wurde einst reicher Handel getrieben – mit vielem von dem, was wir heute noch kennen, bis hin zu Etiketten aus Knochen, mit Hinweisen zu Produkten, Mengen und Preisen – stammend aus der Georgenstraße. Eine ganze Reihe von Fibeln, mit denen die Stoffe an den Schultern wie mit einer Sicherheitsnadel zusammengehalten wurden, wurde bei der Ausgrabung eines antiken Kleinwarenladens in der Kornhausgasse gefunden. Das zeigt: Die günstige Verkehrslage ließ den Handel mit Textilien und Luxusgütern wie Purpur florieren. Kleidung und Accessoires durften schon in der Antike nicht nur zweckmäßig, sondern auch einfach schön sein: wie die Emailfibeln in der Ausstellung, bunt und detailliert gearbeitet.

    Zu sehen sind die Fundstücke im tim bis 10. November jeweils dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr. Öffentliche Führungen an allen geöffneten Sonn-, und Feiertagen um 11 Uhr.

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