Mit der Dissertation „Die Frauen des Hauses Fugger von der Lilie“ begannen Sie 1989 Ihre schriftstellerische Vorliebe für weibliche Thematik. Jetzt, 36 Jahre und drei Dutzend Buchtitel später, widmen Sie sich den heiligen Frauen, die, 3,10 Meter groß, neben 102 männlichen Heiligen auf den 16 Meter hohen Kolonnaden von St. Peter stehen. Sind also auch hier Frauen unterrepräsentiert, und hat Sie das besonders gereizt?
MARTHA SCHAD: Mir war schon vor langer Zeit aufgefallen, dass auch einige Frauengestalten auf den Bernini-Kolonnaden stehen. Als ich mich dann näher mit ihnen beschäftige, stellte sich immerhin die Zahl 38 heraus. Und nun wollte ich wissen, wer diese Frauen sind – ganz unabhängig davon, ob unterrepräsentiert oder nicht.
Nicht einmal ein Drittel der Mitglieder des neuen Bundestages sind Frauen. Rund um den Globus bestehen solche Missverhältnisse und Benachteiligungen. Der Weltfrauentag schlug soeben wieder Alarm. Fühlen Sie sich als Feministin, wenngleich Sie schon vor Jahren in den „Porträts erfolgreicher Frauen“ figurierten?
SCHAD: Diese Publikation kenne ich nicht, und ich freue mich, dass ich darin als „erfolgreiche Frau“ genannt werde. Das schließt aber nicht aus, dass ich eine Feministin wäre. Bin ich jedoch im engeren Sinne nicht, so sehr ich selbstverständlich die genannten Missstände beklage.
Ihre mühevollste Recherche dürfte Swetlana Allilujewa, der Tochter Stalins, gegolten haben. Sie spürten sie schließlich in einem Heim in Wisconsin/USA auf, was zur Neuauflage Ihrer Swetlana-Biografie und zu einer Filmdoku führte. Bei Schwester Pascalina, „Gottes mächtiger Dienerin“ bei Papst Pius XII., reichten Ihre Recherchen ebenfalls über das Buch hinaus zu einem zweiteiligen Fernsehfilm.Gleich 38 Heilige führten Sie nun zum Vatikan. Gibt es für Sie eine Favoritin?
SCHAD: Die heilige Klara zählt zu meinen „Favoritinnen“. Sie zeigt sich ja auch auf dem Cover meines Buches, wie sie zur Verteidigung ihres belagerten Klosters in Assisi eine Monstranz in die Höhe reckt. Bis heute gibt es weltweit 1000 Klarissenklöster. Was die Recherche betrifft im Vergleich zu Swetlana und Pascalina, so hatte ich bei den Heiligen doch einige Vorgaben durch meine früheren Arbeiten.
Die Lebensbeschreibungen der Heiligen mit ihren meist schauerlichen Martern sind zugleich grauen- und für Gläubige hoffnungsvoll. Ungeteilte Freude verheißt indes Ihr Kapitel über Gian Lorenzo Bernini, epochaler Künstler des 17. Jahrhunderts und Hauptakteur des Petersplatzes samt Kolonnaden und Kolonnaden-Heiligen. Stimulierte Sie auch da Berninis Verhältnis zu Frauen wie Christina, der konvertierten Ex-Königin von Schweden?
SCHAD: Spannend war auf jeden Fall Berninis Verhältnis zu Frauen wie Christina von Schweden, der Konvertitin. Dieses Thema hatte ich schon in meinem Buch „Die Päpste liebten sie – Königliche Frauen in St. Peter in Rom“ erarbeitet. Charlotte von Zypern ruht ebenso in St. Peter wie die berühmte Markgräfin Mathilde von Canossa und Tuszien, desgleichen Maria Clementine Stuart und die schon angesprochene Christina von Schweden.
Bischof Bertram Meier hat das Grußwort Ihres Buches geschrieben und dieses beim Künstler-Aschermittwoch in Augsburg auch vorgestellt. Es erscheint in dem von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr. Kann es besser laufen für Ihren auch typografisch feinen Bildband?
SCHAD: Das sind gute Vorzeichen. Natürlich würde es mich sehr freuen, wenn meine Publikation im Heiligen Jahr von besonderem Interesse der Gläubigen sein wird – aber bezüglich Zeit und Leserschaft auch darüber hinaus.
Info: Martha Schad: Leuchtspuren am Himmel von St. Peter. Berninis heilige Frauen auf den Kolonnaden in Rom. Kunstverlag Josef Fink, 232 Seiten, 40 Abbildungen , 19,80 Euro
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