Im Anwesen Maximilianstraße 59 gewesen, ab 1956 Leopold-Mozart-Konservatorium der Stadt Augsburg, dann Fachakademie für Musik, nachfolgend Musikhochschule Augsburg-Nürnberg, nachfolgend Leopold-Mozart-Zentrum.
Durchs gesamte Haus bis ganz oben unter den Dachgiebel gestiegen, jeden einzelnen Raum inspiziert. Der Zustand im Inneren: erbärmlich. Als ob Altmetallhändler noch das letzte Wiederverwertbare herausgerissen hätten. Im unteren Stockwerk ein Raum mit Akten und Dokumenten, darunter ein kompletter Bauplan des Gebäudes. Scheint niemanden zu jucken, dass er nicht von einer dazu berufenen Stelle verwahrt wird. Im obersten Stockwerk, eine Etage unter dem Dachgiebel, starrender Schmutz auf den (Parkett-)Böden mehrerer Räume. Als ob monatelang die Fenster offen gestanden wären und Laub und Regen einen dicken Film, eine Schicht der Zersetzung gebildet hätten.
Das Haus an der „Kaisermeile“ vergammelt
Der einstige Konzertsaal - ein Bild des Jammers. Wer hat hier alles vor dem nun abmontierten Gobelin kammermusikalisch musiziert! Nun herausgerissene Wände, Tristesse, Ödnis, Abbruchstimmung. Ein bitterer Anblick – vor allem vor dem Hintergrund, dass der einstige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair anlässlich der Umwandlung von der Fachakademie zur Musikhochschule erklärt hatte, man wünsche „nicht nur einen Austausch der Türschilder“. Und jetzt? Das denkmalgeschützte Haus in Augsburgs Prachtstraße, die vor allem aufgrund ihrer prospekthaften Häuserzeilen schon zur „Kaisermeile“ ausgerufen worden war, vergammelt. Und zwar von außen und von innen – schräg gegenüber einer Nobel-Herberge. Abhilfe nicht in Sicht.
Zuweisung von Verantwortung? Lassen wir. Nicht aber lassen wir den Hinweis, dass Privateigentümer im Schussfeld weiß Gott berechtigter, scharfer öffentlicher Kritik stehen, wenn sie ihre denkmalgeschützte Immobilie der Verwahrlosung anheimgeben. Die Betonung beim Wort „Denkmalschutz“ liegt auf „Schutz“.
Wer eine denkmalgeschützte Immobilie besitzt braucht einen langen Atem und viel Geld und Geduld. Da gibt so mancher unterwegs einfach auf, vor allem dann, wenn es nicht einfach nur "ein Haus" ist zum privaten Wohnen sondern die Ausmaße für Konzerte, Ausstellungen oder einem Museum hat. Wie viele Museen braucht eine Stadt und wozu sollten Privatpersonen ihre ganze Energie und Substanz in etwas stecken, das sie selbst gar nicht oder nur eingeschränkt jemals nutzen können? So schlimm es ist: ich habe Bewunderung, wenn es jemand auf sich nimmt, aber auch Verständnis, wenn er sich entzieht.
Wem gehört das Haus denn? Ist es in Privatbesitz oder in öffentlicher Hand?
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