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Markus Oehlen: Revolution der Malerei in der Galerie Noah

Augsburg

Markus Oehlen ist aus Leidenschaft dagegen

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    Markus Oehlen präsentiert unter dem Titel „crucial head kicking etc.“ in der Galerie Noah seine Arbeiten
    Markus Oehlen präsentiert unter dem Titel „crucial head kicking etc.“ in der Galerie Noah seine Arbeiten Foto: Richard Mayr

    Seine Klasse war an der Akademie der Bildenden Künste in München mehr als 20 Jahre besonders begehrt unter der ausgewählten Schar an Studentinnen und Studenten, die dort einen Studienplatz bekamen. Vergangenes Jahr trat Markus Oehlen seinen Ruhestand an. Zu seiner großen Einzelausstellung in der Galerie Noah in Augsburg war zu sehen, wie verbunden ihm seine ehemaligen Studentinnen und Studenten bis heute sind: Mehrere kamen zur Vernissage. Einige von ihnen haben es mittlerweile selbst zu beachtlicher Bekanntheit auf dem Kunstmarkt geschafft.

    Einen Hochkaräter präsentiert die Augsburger Galerie nun bis zum 13. Oktober, einen Künstler, der gemeinsam mit seinem Bruder Albert Oehlen und noch ein paar weiteren Künstlerinnen und Künstlern in den frühen 1980er Jahren ein eigenes Prädikat verliehen bekommen hatte: die jungen Wilden mit ihrer Anti-Kunst. Man könnte das auch Punk mit Farben nennen. Sie malten wieder figürlich, weil das aus der Mode gekommen war. Der abstrakte Expressionismus war ihnen der Schnee von gestern. Aber mit klassischer Kompositionslehre und Bildaufbau durfte man ihnen auch nicht kommen. Alles liegt da nebeneinander auf den Bildern, das Wichtige, das Unwichtige.

    Markus Oehlen war einer der "Jungen Wilden"

    Ein Verfahren, das für Markus Oehlen immer wichtiger wird, sind Überlagerungen, Übermalungen, Leinwand über Leinwand. Alles ist Collage, Montage – oder Sampling, wie man in der Musik sagen würde. Und die Materialien dürfen ruhig auch billig sein, aus dem Baumarkt stammen. Also eben nicht nur Ölfarben, sondern auch Lack, Leim, etc. Die künstlerische Kraft der Arbeiten und deren Bedeutung entfaltet sich aus dem Dagegen. Die Ergebnisse sind nicht belanglos, vielmehr vermessen sie den Raum der Kunst neu.

    Markus Oehlens Arbeit „o.T.“ (III) stammt aus dem Jahr 2021.
    Markus Oehlens Arbeit „o.T.“ (III) stammt aus dem Jahr 2021. Foto: Richard Mayr

    Eine Arbeit aus den 1980er Jahren zeigt, welchen Weg Oehlen in all den Jahren als Künstler zurückgelegt hat, woher sein Werk stammt und wie er es entwickelt. Er selbst erzählt am Vernissage-Abend im Gespräch, dass immer auch etwas Neues in seinen Arbeiten aufgetaucht sei, das er in seiner nächsten wieder aufgenommen hat, eine kontinuierliche Fortschreibung also. Und in welchen preislichen Dimensionen Oehlens Kunst angekommen ist, auch das wird beim Gang durch die Schau deutlich: Für 60.000 bis 90.0000 Euro sind die großformatigen Arbeiten zu haben.

    Kunst als Rebellion: Übermalungen und Collagen

    Der Großteil der Werke – überwiegend Malerei, aber auch zwei Skulpturen sowie einige Radierungen – stammt aus den zurückliegenden vier Jahren. Es sind Montagen, Übermalungen, Collagen, die in viele Richtungen weisen: das Atelier von Jackson Pollock, das schon wieder historisch gewordene Zeitalter der Kassette, Fantasie-Roboter, Gesichter, Augen, Ohren. Und dann Muster, Farbexplosionen, Schraffuren. Darüber ein milchiger Überzug, wie eine Schutzhülle zwischen der Kunst und der Wirklichkeit.

    Wer beginnt, durch Oehlens Bildwelten zu spazieren, muss sich darauf gefasst machen, so schnell nicht mehr den Weg hinaus zu finden. Es sind Labyrinthe, in die der Künstler seine Betrachterinnen und Betrachter lockt. Je näher man kommt, desto kleinteiliger werden sie. Und was haben da zum Beispiel die beiden Gesichter und das verdoppelte Ohr zu bedeuten? Sollen wir hinhören, wo es um das sehen geht? Die anderen Sinne schärfen? Dem Auge nicht zu sehr vertrauen?

    Markus Oehlens Arbeit „Studio Pollock“ ist in der Galerie Noah zu sehen.
    Markus Oehlens Arbeit „Studio Pollock“ ist in der Galerie Noah zu sehen. Foto: Richard Mayr

    Auf die Ohren hat Oehlen, dieser Pionier des Punk, dann auch noch gegeben am Vernissageabend in der Galerie, es ging da hinein in eine Soundlandschaft zwischen Geräusch und Jazz, nur Oehlen am Mischpult und der Geräusch- und Beat-Maschine und ein Bassist. Und auch damit, so hört man, sei Oehlen erfolgreich.

    Es lohnt sich also, die Galerie Noah aufzusuchen. Es gibt da einen zurecht gefeierten Künstler zu sehen, einen, der einen mit seiner Art herausfordert. Galeristin Wilma Sedlmeier hat das wie folgt zusammengefasst: „Eine solch konstruierte wie wilde Malerei, die Abstraktion und Figuration gegenüberstellt, mit fragmentierten Überlagerungen, Samplings arbeitet, in gemalten, gezeichneten und collagierten Schichten vorgeht, den Spirit der Popkultur aufgreift, und die Pop- mit der Op-Art und dem Kunsthandwerk verknüpft, im Sinne von Konzeptkunst - ein solches Etwas hat es noch nie gegeben.“ Kein Widerspruch!

    Laufzeit der Ausstellung „crucial head kicking etc.“ von Markus Oehlen in der Galerie Noah im Glaspalast in Augsburg bis zum 13. Oktober. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 17 Uhr.

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