Unkonventionell in der Dramaturgie, brillant in den künstlerischen Leistungen war das Mozart-Erlebnis, das von der Hofkapelle München im Parktheater geboten wurde. Ihre „Zauberflöten-Gala“ bündelte Szenen, Ensembles und Arien aus der Oper. Dazu flocht das Orchester unter der Leitung von Rüdiger Lotter andere Mozart'sche Perlen sowie kurz einen weiteren zeitgenössischen Großmeister ein. Heraus kam ein köstlich unangestrengtes Pasticcio.
Dass Mozart seit jüngsten Jahren ein begnadeter Opernkomponist war, führte Lotters für seinen historischen Originalklang berühmtes Ensemble mit der Ouvertüre zu „La finta Giardiniera“ vor, die den ersten „Zauberflöten“-Komplex auslöste. Dieser widmete sich den Szenen mit Tamino und Papageno, also den Kontrastbereichen der „hohen“ Herkunft und der einfachen Welt des Volkes. Als treibende Kräfte waren die drei Damen eingebunden. Die Königin der Nacht und Sarastros philosophisch anspruchsvoller Weihetempel mussten draußen bleiben.
Mozarts Magie im Parktheater: Rüdiger Lotter und die Hofkapelle München
Das machte hier nichts, denn trotzdem ging es mit den fünf Figuren hoch her. Vom einleitenden „Zu Hilfe!“ des Tamino bis Papagenos „Der Vogelfänger bin ich ja“, der sich Schulter klopfend beim Dirigenten anmeldete, dann ergebnislos ein Gespräch mit dem in anderen Sphären schwebenden Tamino anzetteln will. Die drei resoluten Damen zeigen, wer die Fäden in der Hand hat, und stopfen dem vorlauten Papageno das Maul („Hm! Hm!“), indes Tamino „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ verlauten ließ, wobei Papageno auch später noch sich verwundert, dass es nur ein leerer Rahmen ist. Er sagt kopfschüttelnd, „ich bin hier wohl der einzige Normale“.
Der zweite Teil begann wieder mit einer nicht zur „Zauberflöte“ gehörenden Musik: Allegro und Andante aus der früh genialen Sinfonie A-Dur KV 201, der theatralische Momente innewohnen und der Taminos „Wie stark ist nicht dein Zauberton“ folgte. Da ließ sich dann auch schon Papageno blicken, um endlich zu seinem Sehnsucht-Flehen „Ein Mädchen oder Weibchen“ zu kommen, musste aber noch Glucks „Reigen seliger Geister“ abwarten, bevor es zur Familiengründung mit Papagena („Pa-Pa-Pa“) kommen kann.
Die Sänger waren überragend. Thomas E. Bauer, der köstlich mit Dirigent und Publikum schäkerte, besitzt ein schillerndes Ausdrucksspektrum. Kai Kluges geschmeidiger Tenor hat schon heroische Kraft. Die drei Damen (Bettina Simon, Katya Semenisty, Julia Pfänder) sind ein toller Vokal-Organismus, wobei Simon dann auch die Papagena fein gestaltete. Rüdiger Lotters Hofkapelle: Grandios.
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