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Augsburg: 75 Hörner wollen im Augsburger Dom ein Signal für den Frieden setzen

Augsburg

75 Hörner wollen im Augsburger Dom ein Signal für den Frieden setzen

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    Die Hörner wollen mit einem Programm von Beethoven bis Mendelssohn den Augsburger Dom beschallen.
    Die Hörner wollen mit einem Programm von Beethoven bis Mendelssohn den Augsburger Dom beschallen. Foto: Stefan Kuemmritz (Archivbild)

    „Ich habe mich gefragt: Was können wir denn als Künstler tun, in dieser Krisenzeit?“, erzählt Benjamin Comparot. „Dieser Gedanke treibt mich schon seit dem 24. Februar um, seit dem russischen Angriff auf die Ukraine.“ Der Musiker aus Friedberg – ein Profhornist, der sein Handwerk am Leopold-Mozart-Zentrum gelernt hat – wollte seit Kriegsbeginn ein Zeichen setzen, für die Solidarität, gegen die Gewalt. Und aus diesem Gedanken ist jetzt ein konkreter Plan geworden: Comparot organisiert ein großes Benefiz- und Friedenskonzert, das am Montag, 31. Oktober, um 19 Uhr im Augsburger Dom stattfinden soll. Domkapellmeister Stefan Steinemann wird dabei an der Orgel spielen, die Augsburger Sopranistin Gerlinde Sämann singt, Bischof Betram Meier steht Pate – aber vor allem wird im Dom der Sound von 75 Hörnern erklingen.

    Die Idee zum Augsburger Friedenskonzert entstand beim Horn-Festival

    Wie kam es zu diesem Projekt? Es mag seltsam klingen, aber die Idee zum Friedenskonzert entstand mitten in der Faschingszeit. Benjamin Comparot organisiert jedes Jahr – mit seinem Hornkollegen Markus Meyr-Lischka, den er schon als Schüler am Augsburger Gymnasium St. Stephan kennengelernt hat – den „Carnaval du Cor“. Bei diesem Festival haben ambitionierte Hornliebhaber die Chance, zu proben, spielen, feiern, und zwar gemeinsam mit Profihornisten aus Toporchestern. Das Hornkollektiv gibt regelmäßig Konzerte, in Friedberg, München, Ulm und in Pullach stellte das Kollektiv 2019 sogar einen Weltrekord auf: 279 Hornbläser spielten zusammen, in einem mächtigen Orchester.

    Aber der Hornkarneval im Februar 2022 sei anders verlaufen als sonst, sagt Comparot. „Zwischen den Proben gab es kein anderes Thema mehr außer dem Krieg in der Ukraine.“ Der „Carnaval du Cor“ war noch im Gange, als am 24. Februar Russland die Ukraine überfiel. „Wir haben lange überlegt und dann beschlossen: Wir machen jetzt nichts auf die Schnelle, aber wir organisieren im Herbst ein Friedenskonzert.“

    Das Motto dieses Abends ist ein Zitat, ja ein Gebet: „Verleih uns Frieden gnädiglich“, so heißt der Titel einer Choralkantate von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die auch auf dem Konzertprogramm steht. Als Organist wird Stefan Steinemann mitwirken, der Domkapellmeister übernimmt die künstlerische Leitung des Konzerts. Auch die bekannte Sopranistin Gerlinde Sämann, eine blinde Künstlerin aus Augsburg, kündigt sich in der Reihe der Solisten und Solistinnen an, sie singt Mendelssohns Hymne „Hör’ mein Bitten“. Das Fundament der Musik soll aber der satte Klang von 75 Hörnern bilden.

    Ein Solidaritäts-Konzert für die Ukraine im Augsburger Dom

    Comparot baut auf seine Kontakte als Hornprofi. Beim Konzert spielen Hornisten der Bayerischen Staatsoper und des NDR- Elbphilharmonie-Orchesters mit, und auch Stefan de Leval Jezierski, ehemals Teil des Hornregisters der Berliner Philharmoniker. Viele Werke haben die Hornisten auch selbst für den Anlass umarrangiert. Das Adagio aus Beethovens Klaviersonate Nr. 8, der „Pathétique“, soll sich in ein pures Bläserstück verwandeln. Und auch einen Augsburger Akzent setzt Comparot: „Die selten gespielte ‘Sinfonia da Caccia’ von Leopold Mozart, im Original für vier Hörner und Streicher, haben wir für großes Hornorchester arrangiert“, erzählt er. Die Kraft der Orgel, an der Steinemann spielt, soll dann in Léon Boëllmanns Toccata aus der „Suite Gothique“ auf Blechbläserklang treffen. „Der Dom wird eventuell leicht wackeln“, scherzt Comparot.

    Von diesem Benefizkonzert ließ sich auch Bischof Bertram Meier überzeugen, quasi als Gastgeber des Konzerts. Der Eintritt ist zwar frei, aber die Spenden, die die Musiker an diesem Abend sammeln, sollen allesamt an die Caritas Ukraine fließen. Bischof Meier habe dafür ein Projekt ausgewählt, das Binnenflüchtlinge in der Ukraine unterstützt, erklärt Benjamin Comparot. Nothilfe, psychologische und soziale Unterstützung, das leiste die Caritas im Kriegsgebiet. Die Musiker und Musikerinnen möchten mit dem Konzert und mit den Spenden ein Signal aussenden – und am Ende sollen auch alle Besucher und Besucherinnen bei einem Kirchenlied, getragen vom Hornklang, mitsingen dürfen.

    Info: Konzert "Verleih uns Frieden gnädiglich", am Montag, 31. Oktober, um 19 Uhr im Augsburger Dom.

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