Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Drama in drei Aufgüssen: Bluespots Productions kommen Brecht "Saunah"

Augsburg

Drama in drei Aufgüssen: Bluespots Productions kommen Brecht "Saunah"

    • |
    "Saunah" in der Sauna: Die Augsburger Bluespots Productions verneigen sich vor Brecht, mit viel Hitze und auch Witz.
    "Saunah" in der Sauna: Die Augsburger Bluespots Productions verneigen sich vor Brecht, mit viel Hitze und auch Witz. Foto: Bruno Tenschert

    Was tun, wenn das Lampenfieber brennt und die Nerven sausen? "Stell dir das Publikum einfach nackt vor" – das ist der Klassiker unter den Tipps gegen die Angst auf der Bühne. Die Augsburger Gruppe Bluespots Productions nimmt diesen Gag nun aber wörtlich, die Theatermacher bringen den Dichter B. B. beim Brechtfestival ins Schwitzen. Ein eigens komponiertes Stück spielen sie in der Saunawelt in Lechhausen: Brecht metaphorisch aufgeheizt, Brecht dicht an der Haut, eine Viertelstunde Monolog in drei Duftnoten, mit flapsigen Wortspielen, aber auch tiefen Gedanken an und von B. B. Der Titel: "Saunah".

    Bluespots Productions spielen in der Saunawelt Lechhausen

    Eher ein Geheimtipp unter Hobby-Schwitzern ist diese Saunawelt in Lechhausen, die das Bluespots-Team um Leonie Pichler – Autorin des Stücks – als Spielort entdeckt hat. Ein Treffpunkt im Privatklub-Flair, heimelig mit viel heißem Dampf, einem Pool und einem Bistro mit Wirtshaus-Charme. Im Raum vor den Duschen reihen sich schon Brechts gesammelte Werke im Regal, und jetzt sitzen ein Dutzend Premierenbesucher auf den drei Holzstufen der Sauna. Diesen Raum betritt ein Schauspieler – voll bekleidet. Gentleman, schwarzes Hemd, dramatische Mine.

    "Was trennt uns noch?", fragt er. "Der Schweiß", sagt der schlagfertige Herr in Badehose neben ihm. Vielleicht setzen die Hitze-Halluzinationen jetzt schon ein, aber Schauspieler Guido Drell scheint kein Tropfen auf der Stirn zu perlen. Für gewöhnlich machen sich Vollblutdarsteller mit ihrer Seele ganz nackig auf der Bühne, sagt er. Jetzt aber soll sich Brecht entkrampfen, sich locker machen – und der Brecht-Fan in der Sauna mit ihm. Für diese Magie kippt er, der Einheizer, drei Duftaufgüsse in die Sauna-Glut, und jeder Duft ist ein Kommentar zum Mythos. 

    Schwitzen beim Brechtfestival mit Bluespots Productions

    Note 1: Finnische Birke. In Skandinavien lebte Brecht ja im Exil, nachdem er vor den Nationalsozialisten fliehen musste. Ob er damals die Zeit und den Nerv fand, eine Schwitzhütte zu besuchen? Jeder legt sich jedenfalls sein eigenes Bild von Brecht zurecht und Drell spricht nun mit Augenzwinkern das inoffizielle Mantra des Festivals: "Wir sind Brecht". Wie alle also eins mit dem Dichter. Aber der Schauspieler rät auch: "Der Gedanke, ein Genie zu sein", den sollte man jetzt lieber "abtropfen lassen". Einer dieser Momente, in denen die Saunagänger leise lachen.

    Ein theatraler Körper soll die schwitzende Menge werden, verschmelzen im Ein- und Ausatmen. Augen zu und Drell fächelt und fächelt das Brechthandtuch mit Brechtkopf-Motiv darauf. 

    Note 2: Moschus und Vanille – ach ja, Mann Brecht und die Weiblichkeit. "Elisabeth Hauptmann!", ruft Drell, beim nächsten Schwenk: "Helene Weigel!" Es sind die oft vergessenen Co-Autorinnen von manchen Brecht-Werken, Frauen, die dem Mythos und Genie aber kräftig mit auf die Sprünge geholfen haben. Wie viel Ego muss denn sein, wie viel Ego darf sein im Leben? Noch rinnen und fließen solche Gedanken durch die Nervenbahnen. Aber spätestens bei Aufguss drei, Honig, ist jeder Gedanke ein zäher Tropfen, der nur langsam fällt. Da ist nur noch "Licht", das, so predigt Drell, in allen scheint – und nun auch in allen ein bisschen brennt. Saunieren und sinnieren, über Bühnenbretterwelt und den Brecht in uns allen.

    Info: Auch am 14., 16. und 17. Februar wird "Saunah" aufgeführt, mit jeweils drei Vorstellungen des Stücks an jedem Tag. Einen Ticket-Vorverkauf gibt es nicht, Interessierte zahlen den Sauna-Eintritt und können dann um 18.30 Uhr, 19.30 Uhr oder 20.30 Uhr das Mini-Drama erleben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden