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Augsburg: „Democracy in Progress“: Ausstellung im „Pangäa“ zum Friedensfest

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„Democracy in Progress“: Ausstellung im „Pangäa“ zum Friedensfest

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    Von der halsbrecherischen Wendeltreppe aus hat man einen guten Überblick über die Ausstellung des Pangäa-Kollektivs. Bis zum hohen Friedensfest am 8. August gibt es hier noch interaktive Kunst unter dem Titel „Democracy in Progress“ zu sehen.
    Von der halsbrecherischen Wendeltreppe aus hat man einen guten Überblick über die Ausstellung des Pangäa-Kollektivs. Bis zum hohen Friedensfest am 8. August gibt es hier noch interaktive Kunst unter dem Titel „Democracy in Progress“ zu sehen. Foto: Mercan Fröhlich

    In der Barfüßerstraße 8 steht schon seit einigen Tagen eine provokante Frage im Schaufenster: „Glaubst du an eine demokratische Zukunft?“ Darunter ein Linie, ein Spektrum zwischen Ja und Nein, in dem man sich mittels Klebestreifen einordnen kann. Bisher gibt sich Augsburg hier optimistisch. Dahinter verbirgt sich die Ausstellung „Democracy in Progress“ im Rahmen des hohen Friedensfests. Initiiert wurde die durch das Pangäa-Kollektiv, eine kleine Gruppe Augsburger Kunstschaffender.

    Alisa Kremer Korać, eine der Kuratorinnen der Ausstellung, erklärt die Schaufenstergestaltung so: „Der Impuls, schon im Vorbeigehen das nur zu sehen und sich kurz einen Gedanken dazu zu machen, ist das Ziel.“ Es gibt aber auch wortwörtlich höher gesteckte Ziele: Beim Blick in die Galerie fällt sofort ein an der Decke befestigtes Kletterseil auf. Oben hängen Zettelchen mit Schlagworten wie „Freiheit“ und „Solidarität“. Ein demokratischer Wertehimmel, der aber auch Arbeit erfordert, um die abstrakten Ideale dort herunterzuholen auf den Boden der Tatsachen.

    Kunst für eine demokratische Zukunft - in Augsburg werden Utopien entworfen

    „‘Democracy in Progress‘ ist sehr viel kunstpädagogischer, als es unsere bisherigen Ausstellungen waren“, sagt Olivia-Sofie Allesch, ebenfalls Kuratorin. So ist ein Großteil der Arbeiten auf die Interaktion ausgelegt. Besucherinnen und Besucher können sich positionieren, wie am Schaufenster, oder gemeinsam und unter Anleitung herausfinden, „welche Ideen unsere Demokratie und Zukunft gerechter, nachhaltiger und vielfältiger gestalten“, wie es im Programmflyer heißt. Bei Workshops konnten Kinder und Jugendliche zum Beispiel eine Zukunftsbox gestalten und „Krasse Kompromisse“ finden.

    Wie unschwer zu erkennen, es geht den Künstlerinnen und Künstlern nicht nur um den „Process“ Demokratie, sondern auch Utopie, positive Zukunftsentwürfe. Man mag das naiv finden, aber der Mix aus Idealvorstellung plus Sisyphusarbeit, der Demokratien in ihrem Selbstverständnis auszeichnet, ist hier gut getroffen. Und wann, wenn nicht zum Augsburger Friedensfest über Utopien nachdenken? Die Ergebnisse schmücken viele der Wände; erstmals sogar über mehrere Räume hinweg.

    Viele der Arbeiten entwickeln sich im Laufe der Ausstellung weiter. Besucherinnen und Besucher können sich hier zum Beispiel mit Fäden zwischen verschiedenen Wertpräferenzen entscheiden und bilden dabei ein dichtes Netz.
    Viele der Arbeiten entwickeln sich im Laufe der Ausstellung weiter. Besucherinnen und Besucher können sich hier zum Beispiel mit Fäden zwischen verschiedenen Wertpräferenzen entscheiden und bilden dabei ein dichtes Netz. Foto: Mercan Fröhlich

    Denn „das Pangäa“, wie seine Mitglieder knapp sagen, hat expandiert. Zwei Türen weiter hat die Barfüßer-Kirche dem Kollektiv einen zusätzlichen Raum zur Verfügung gestellt, der nochmal doppelt so groß ist, wie die ursprüngliche Galerie. Hier finden sich von Kindern bekritzelte und bemalte Plakate, Malerei und Fotografie an der Wand, es türmen sich Keramikschalen in den Schaufenstern. „Die Schalen sind zwar schon für sich abgeschlossene Kunst, aber wir haben sie dann für Ausstellung interaktiv genutzt“, so Allesch. Bei einem der vergangenen Termine im Programm habe man gemeinsam aus ihnen gegessen.

    Wie kam es denn überhaupt zu dieser Zusammenarbeit mit dem Friedensbüro? „Ja hallo, wir sind Pangäa und würden gerne was beisteuern“, so karikiert Alisa Kremer Korać ihre eigene Anfrage bei der Stadt Augsburg. Dort sei man von der Initiative ganz angetan gewesen und habe schnell zugesagt. Inspiration und auch ein paar geliehene Materialien kamen laut Korać durch einen Besuch im selbsternannten „Haus der Zukünfte“, dem Futurium in Berlin. Die Ausgestaltung habe aber trotzdem „viel Zeit und viele Nerven gekostet“, berichtet Allesch von ihrer Arbeit. „Alle hatten Spaß, wir hatten Spaß“, fügt sie hinzu.

    Das Pangäa-Kollektiv vernetzt sich: Hohes Friedensfest, Staatstheater, Oben-Ohne-Kollektiv

    Neben den bildnerischen und interaktiv-pädagogischen Arbeiten findet im Pangäa aber auch Text seinen Platz. „Wir haben einen festen schreibenden Kern, der seine Ergebnisse zum Ausstellungsthema bei einer Lesung präsentiert hat“, sagt Marlies Kormann, selbst Teil dieses Kerns. Für die Ausstellungen komme aber nicht nur ein eingeschworener Kreis zusammen, sagt Allesch. Zuletzt habe sich das Kollektiv von „von uns, für uns zu mehr Vernetzung entwickelt“ – eine gute Entwicklung, wie die Kuratorin findet. Man sei auch aktiv auf Künstlerinnen und Künstler zugegangen, die man sich bei der Ausstellung vorstellen könne, berichtet Korać von ihrer Arbeit.

    Kurz zuvor fand hier noch die Ausstellung „Perspectives of Pride“ in Zusammenarbeit mit dem Oben-Ohne-Kollektiv satt. Parallel zur laufenden Ausstellung arbeitete man mit Plan A vom Staatstheater zusammen an einer Lesung. All das meist unentgeltlich neben Studium oder Job. Mit dem 8. August findet das Projekt aber seinen Abschluss. Ab 17 Uhr öffnet das Kollektiv die Galerie, für Besucherinnen und Besucher, um sich einmal anzuschauen, „was die Leute für Spuren hinterlassen haben“, sagt Korać. Danach gehe man dann in die Sommerpause. Zuvor beabsichtigt die Kuratorin aber, die Ergebnisse zur Inspiration an die Stadtregierung weiterzuleiten.

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