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Augsburg ausgezeichnet: Wie die Stadt zur Vorlese-Stadt 2023 wurde

Augsburg

Ausgezeichnete Leseförderung: Von Lese-Inseln zur "Vorlese-Stadt 2023"

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    Begeisterung für Bücher wecken: Inga Gölitz bei einer Lesestunde an der Kahnfahrt.
    Begeisterung für Bücher wecken: Inga Gölitz bei einer Lesestunde an der Kahnfahrt. Foto: Anna Kondratenko

    „Eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen weiten Meer…“ So lautet die erste Zeile des Kinderlieds aus der Augsburger Puppenkiste. Die Lese-Insel in der Augsburger Kahnfahrt hat zwar keine zwei Berge und auch keinen Blick aufs Meer, aber dafür kann man hier auf Süßwasser im Stadtgraben schauen. Boote schaukeln ein wenig im Wasser und laden zu einer kleinen Rundfahrt ein, auf dem Sand stehen kleine Liegestühle mit Sonnenschirmen, perfekt für ein kurzes Päuschen. Oder eine Lesestunde!

    Pünktlich um 10.30 Uhr trudeln die Schülerinnen und Schüler der Deutschklasse 5/6 der St. Georg Mittelschule mit ihrer Lehrerin und ihrer Lesepatin ein. Inga Gölitz und Monika Trier des Vereins „Freunde der Stadtbücherei“ lesen heute aus dem Buch „Der kleine Wassermann“ von Otfried Preußler vor. Zu Beginn der Lesestunde werden die Elf- bis Vierzehnjährigen erst einmal in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe bleibt am „Strand“, die anderen dürfen in den St.-Jakobs-Wasserturm. Nach einer halben Stunde wird dann gewechselt. Interessiert lauschen die Kinder der Einführung von Inga Gölitz, die über die Kahnfahrt erzählt und warum genau dieser Ort so gut zu der Welt des kleinen Wassermannjungen passt. Von Wassergräben und Schleusentoren über Wasserräder und die Stadt Augsburg als Weltkulturerbe für das Wassersystem geht es zu den Abenteuern des Jungen.

    Augsburger Kahnfahrt: Lesestunde mit Inga Gölitz und Monika Trier

    Die Lesestunde an der Kahnfahrt ist aber nur eines von vielen kreativen Projekten zur Leseförderung in Augsburg. „Lesefreude braucht Lesevorbilder“, erklärt Monika Trier. Deshalb haben die Freunde der Stadtbücherei eine eng vernetzte Vorlese-Lobby geschaffen und stellen mit der Unterstützung von Paten und Sponsoren viele verschiedene Vorlese-Aktionen auf die Beine. Der FCA begeistert zum Beispiel mit seinem Projekt „Kicken und Lesen“, bei dem es zuerst einige Trainingseinheiten zum Fußball-Spielen gibt und danach gelesen wird. Dabei können die Kinder Stempel sammeln und so Eintrittskarten für die WWK-Arena oder ein Shirt eines FCA-Spielers gewinnen. Und im Dezember letzten Jahres durften einige Kinder die Weihnachtsfabrik der Bäckerei Ihle anschauen und dort eine Weihnachtsgeschichte lesen. „Die Erlebniswerte sind wichtig“, betont Monika Trier, denn die Kinder würden sich immer an die besonderen Erlebnisse erinnern und so eine positive Verbindung zum Lesen und Vorlesen bekommen. Auch das Staatstheater engagiert sich mit inszenierten Texten und Aufführungen und die Stadtwerke Augsburg sind ganzjähriger Lese-Inselpate der Hans-Adlhoch-Schule. Einmal im Jahr fährt außerdem die Lesende-Straßenbahn durch die Innenstadt.

    Das große Engagement wurde jetzt gewürdigt, denn Augsburg wurde zur „Vorlese-Stadt 2023“ gekürt. Inga Gölitz freut sich sehr über die Auszeichnung und die bundesweite Anerkennung. „Wir haben ein tolles Netzwerk, quantitativ und qualitativ“, beschreibt sie. Mittlerweile gibt es bereits 13 Lese-Inseln an verschiedenen Grundschulen Augsburgs. Die Lese-Inseln sind Grundschulbibliotheken, also Aufenthaltsorte und Rückzugsräume für die Kinder – nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Abschalten und Rumhängen. Der Rotary Club Augsburg-Renaissancestadt unterstützt dabei mit zahlreichen Akteuren den weiteren Ausbau der Lese-Inseln. Denn für Inga Gölitz gibt es noch Luft nach oben. Schließlich seien es 30 Grundschulen, die es in Augsburg gibt und somit noch 17 Schulen, die es auszustatten gelte.

    Im neuen Schuljahr soll es weitergehen mit Vorlesestunden an der Kahnfahrt

    Und auch die Deutschklasse 5/6 der St. Georg Mittelschule ist begeistert. Sie werden in den Lesestunden zum Mitmachen angeregt, bekommen einige Fragen gestellt und es gibt auch noch eine Kleinigkeit mit nach Hause. Das Lieblingsessen des kleinen Wassermannjungen: Würmer. Aber natürlich keine echten, sondern süße, vegane Würmchen und ein Ausmalbild, mit originalen Augsburger Wasserrädern auf der Rückseite. Nachdem die Schülerinnen und Schüler im St.-Jakobs-Wasserturm in einem kleinen gemütlichen Raum mit Lichterketten auch selbst ein bisschen vorgelesen haben, dürfen sie das 500 Jahre alte Gebäude ganz hochsteigen. Ein Erlebnis, denn normalerweise ist der Turm für Besucherinnen und Besucher nicht geöffnet. Auf dem Weg nach unten werden fleißig die Treppenstufen gezählt.

    Nächstes Mal wird „Lilli und Flosse“ von Cornelia Funke für die 2. Klasse einer Grundschule vorgelesen. Und im neuen Schuljahr soll es auf jeden Fall weitergehen mit den Vorlesestunden an der Kahnfahrt. Aber auch in der Ferienzeit wird es schöne Angebote geben, damit die Kinder dort weiterhin das Lesen üben, immer wieder neue Begriffe lernen und das Interesse an Büchern nicht verlieren. In der Stadtbücherei, die mehrfach als Partner der Schulen ausgezeichnet wurde, wird es beispielsweise wieder den Sommerferien-Leseclub in Kooperation mit dem Fugger und Welser Erlebnismuseum geben. Das Erlebnismuseum bietet außerdem jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit eine „Vorlesezeit im Museum“ für die Kinder an. Am 15. November steht wieder der Bundesweite Vorlesetag an, zu dem die Volkshochschule Augsburg einlädt. In der VHS Augsburg kann man ohne Anmeldung ab Nachmittag verschiedenen Lesungen in Sprachen von Arabisch bis Ukrainisch lauschen. Da wird zum Beispiel „Pinocchio“ von Davide Alfinto auf Italienisch vorgetragen oder auch „Der kleine Prinz“ von Jean-Daniel Aubron und Beate-Hartley Lutz auf Französisch und Deutsch.

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