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Architektur: UlrichsEck - ein Gebäude mit Ecken und Kanten

Architektur

UlrichsEck - ein Gebäude mit Ecken und Kanten

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    Die Baukörper des neuen UlrichsEcks schließen die Lücke am oberen Ende der Maximilianstraße. Der Entwurf für den Neubau – unten ein Treppenaufgang und der Innenhof – stammt vom Architekturbüro Volker Staab.
    Die Baukörper des neuen UlrichsEcks schließen die Lücke am oberen Ende der Maximilianstraße. Der Entwurf für den Neubau – unten ein Treppenaufgang und der Innenhof – stammt vom Architekturbüro Volker Staab.

    Wenn man von jemandem sagt, er habe Ecken und Kanten, meint man, das sei ein eigenwilliger Mensch. Ein Gebäude ist eigentlich immer eckig und kantig, gleichwohl können diese Merkmale besonders hervortreten, und es entsteht auch hier die Wirkung von Eigenwilligkeit, von einem starken Charakter.

    Bei dem neuen Haus der evangelischen Kirche am Ulrichsplatz ist das unübersehbar der Fall. Die klar geschnittenen Baukörper mit den scharfen Giebelkanten und der gläsernen Ecke des Zugangs, mit den pastosen Putzfassaden in warmem Grauton, mit den Fensterreihen in gelassenem Gleichmaß, keck akzentuiert durch die schrägen, tiefen Fensterlaibungen aus fast weißem Beton: Das alles verleiht dem Neubau einen selbstgewissen und seiner Wirkung sehr bewussten Auftritt. Dennoch trumpft das Ensemble aus drei

    Eine starke Figur war gefordert

    Der Berliner Architekt Volker Staab, der mit seinem Büro den Neubau entwarf, kannte die örtliche Situation genau. Schon vor Jahren war er bei einer Ideenwerkstatt zur Verbesserung der Maximilianstraße mit dabei gewesen, ihm war auch das Grundstück an der Ecke

    Die Baukörper des neuen UlrichsEcks schließen die Lücke am oberen Ende der Maximilianstraße. Der Entwurf für den Neubau – unten ein Treppenaufgang und der Innenhof – stammt vom Architekturbüro Volker Staab.
    Die Baukörper des neuen UlrichsEcks schließen die Lücke am oberen Ende der Maximilianstraße. Der Entwurf für den Neubau – unten ein Treppenaufgang und der Innenhof – stammt vom Architekturbüro Volker Staab.

    Das ist nun aufs Schönste gelungen, die städtebauliche Aufgabe hat der sympathische Berliner, von dem in dieser Region auch ein Institutsgebäude auf dem Uni-Campus sowie eine Kapelle im Landkreis Dillingen stammen, überzeugend erfüllt. Der südliche Straßenabschluss hat nun Platzcharakter erhalten, drei unterschiedlich große, im wesentlichen keilförmige, aber verschieden geformte Baukörper fassen und festigen die Ecke. Der eine Baukörper, das größte der drei Häuser, führt mit seiner horizontal gebänderten Sockelzone auf das prächtige Panorama der beiden Ulrichskirchen hin; der zweite, niedrigere, bei dem der Sockel das alte Mauerwerk verwendet, leitet gemächlich und bedacht hinunter in die Unterstadt; der dritte, kleinste, blickt über eine sanierte historische Mauer aufs Afragässchen. Ein Ensemble, das einen großen Gewinn für die Stadt darstellt.

    Der Name kling salopp

    Den Gewinn für Mitglieder und Mitarbeiter der evangelischen Kirche markiert das gläserne Eingangseck. Von diesem scharf eingeschnittenen, kantigen Zugang kann man hineinschauen in ein Foyer und einen hübschen kleinen Innenhof. Diese Geste einer unkomplizierten Öffnung von Kirche zu ihrer Umgebung wirkt sympathisch, für diese Haltung spricht wohl auch der saloppe Name „UlrichsEck“, den die Akteure ihrem Neubau inzwischen gegeben haben.

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    Übers Foyer erreicht man auf der einen Seite die Räume der Ulrichsgemeinde – Pfarrbüro, Gemeindesaal, Klubraum – und auf der anderen Seite den Amtssitz des Regionalbischofs. Die Wohnungen der beiden Ulrichspfarrer und des Bischofs liegen im hinteren, kleinsten Gebäude, das eine schmale grüne Terrasse nach Osten hin erhielt. Darunter befindet sich eine Tiefgarage, und auf zwei bis fünf Geschoßen sind Büros für die Kirchen- und Kindertagesstätten-Verwaltung eingerichtet. 60 Personen arbeiten im UlrichsEck, und das geht nur, weil hier äußerst kompakt und sparsam geplant wurde. Die Büros sind nicht groß und haben zumeist ungewöhnliche, sich nicht immer günstig verjüngende Grundrisse, den keilförmigen Baukörpern geschuldet.

    Die Ausstattung ist funktional, bar jeden Prunks. Dass Volker Staab so gut mit dem Material zu zaubern versteht, darauf hat man im Inneren offenbar verzichtet – vielleicht aufgeschreckt davon, dass die Baukosten von ursprünglich veranschlagten zehn Millionen auf 13 Millionen Euro stiegen. Schuld daran waren fast vierjährige archäologische Grabungen, die unerwartet viele Relikte aus 2000 Jahren Besiedelung zutage förderten. An Haustechnik und Energieeffizienz ließ sich kaum sparen, so blieb nur Zurückhaltung bei der Ausstattung. Einzig ochsenblutrot lackierte Wandelemente und Türen, noble Messing-Beschriftungen, ein Terrazzoboden im Erdgeschoß und schöne schlanke Handläufe der zackig eingeschnittenen Treppen zeigen ein wenig ästhetischen Luxus. Spektakulär sind jedoch die Ausblicke, vor allem auf den Turm der Basilika. Die machen immer wieder bewusst, dass dieser Neubau an einer ganz besonderen Stelle der Stadt steht.

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