Der Titel klingt sportlich, nach Turnschuh, Startblock und Wettlauf: „Auf die Plätze! Endlich! Los!“ heißt das Motto des Festivals, das am Staatstheater Augsburg an diesem Donnerstag, 19. Mai, beginnt und das sich bis Sonntag, 22. Mai, um ein Thema dreht: das Klima. Deshalb hat sich auch ein „endlich“ in das Startsignal eingeschlichen. „Endlich“, weil viele natürliche Ressourcen und Rohstoffe, auf die wir unser Leben bauen, nicht in unendlicher Fülle nachwachsen. Und auch aus einem zweiten Grund: „Weil wir uns endlich unsere Aufgabe und Verantwortung in Sachen Klima bewusst machen müssen, auch am Theater“, erklärt Maria Trump vom Staatstheater, Produktionsleiterin des Festivals. Dieses Festival fragt nicht nur: Wie lässt sich der Klima-Gau verhindern? Wie wollen wir zukünftig leben? Sondern auch: Wie kann der Kulturbetrieb zur Lösung beitragen?
Das bietet das Klimafestival am Staatstheater Augsburg
Motto hin, Motto her, dieses Festival wird kein 100-Meter-Sprint. Das Staatstheater plant eine Langstrecke mit zig Attraktionen und Themenfeldern: Talk-Runden, Lesungen, Schauspiel und Musiktheater, auch Marktplätze für Klimaschutz-Ideen stehen im Programm – im Gaswerk, im Martini-Park und auf der Theaterwiese unter freiem Himmel. Trump erklärt den Leitfaden dieses Marathons: „Wir bauen dieses Festival auf drei Säulen auf.“ Und die erste lautet: Vernetzen.
Das Augsburger Gaswerk wird am 19. Mai zum Forum für „Performing for Future“. Dieses landesweite Bündnis von Theaterschaffenden, die dem Klimawandel etwas entgegensetzen wollen, hatte sich im Herbst 2021 gegründet, in der Pandemie. „Am Donnerstag werden sich die Akteure und Akteurinnen in Augsburg zum ersten Mal gemeinsam an einem Ort treffen“, erklärt Trump. Und am 20. Mai fährt das Festival mit der Konferenz „Theater und Nachhaltigkeit“ fort, mit Workshops für Kulturschaffende.
Das Staatstheater will aber mehr als einen trockenen Fachkongress für die Szene veranstalten. Lieder, Orchestersound und Literatur treffen bei einem Abend mit der Autorin Maja Göpel aufeinander. Die Politökonomin ist eine gefragte Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und liest auf der Brechtbühne aus ihrem Buch „Wir können auch anders“, am 19. Mai um 20 Uhr. Dabei begleitet die Berliner Liedermacherin Dota Kehr mit ihrer Band und mit den Augsburger Philharmonikern.
Augsburger Klimainitiativen beim Klimafestival 2022
Die zweite Säule des Festivals, das ist für Trump „der Blick in die Stadt“. Ein „Marktplatz der Möglichkeiten“ soll ab Samstag einen Platz für Zukunftsideen schaffen: Auf der Theaterwiese im Martini-Park stellen Augsburger Initiativen sich und ihre Arbeit vor, darunter das Klimacamp und das Büro für Nachhaltigkeit. Obendrein soll es ein kulinarisches Angebot geben sowie Szenisches vom Jungen Theater Augsburg und dem Klexs Theater.
Die dritte Säule des Festivals ist die Kunst selbst und die Frage, wie sie das Klima in Töne, Worte, Bilder fasst. Das Staatstheater schöpft da aus seinem aktuellen Spielplan und führt das Schauspiel „Freitags vor der Zukunft“ (20. Mai, Gaswerk) und auch das szenische Oratorium „Das Ende der Schöpfung“ (21. Mai, Martini-Park) auf. Schließlich hat das Staatstheater die Saison 2021/22 zur Klima-Spielzeit erklärt – und beide Werke widmen sich dem Dilemma intensiv.
Vor allem aber wird gründlich diskutiert: Hintergründiges verspricht eine Talk-Runde mit dem Autor Dietmar Dath und dem Komponisten Bernhard Lang, die das „Ende der Schöpfung“ mit verfasst haben. Zu den weiteren Gästen der Gesprächsrunden zählen Dirk Kaftan, GMD des Beethoven Orchester Bonn, und Christopher Rüping, Regisseur des Schauspielhaus’ Zürich.
Claudia Roth eröffnet das Klimafestival in Augsburg
Aus vielen Richtungen reisen die Bühnenkreativen an. Aber – ist das nicht schon Klimasünde? Der lange Weg? Der Aufwand? Wie stark so ein Großereignis auf das Klimakonto schlägt, möchte das Festival-Team herausfinden. Das Projektbüro „What if“ wird mitrechnen und Bilanz ziehen.
Für dieses Festival reisen gerade auch zwei junge Bäume quer durch Deutschland – im Namen des Klimas, auf umweltfreundliche Art: Die beiden Pflänzchen traten am 1. Mai ihren Weg an, das eine in Kiel, das andere in Recklinghausen. Über 35 Stationen führte ihr Weg – und jeder einzelne Halt war an einem Theater. Die Staffelläufer sind mit den Bäumchen gelaufen, haben sie per Lastenrad transportiert und die Klima-Ideen der Bühnen eingesammelt. Pünktlich am 19. Mai sollen die Bäume nun Augsburg erreichen. Am Tag darauf wird Kulturstaatsministerin Claudia Roth das Fest als Schirmherrin mit Intendant André Bücker im Martini-Park eröffnen.
Zeitplan und Programm unter www.staatstheater-augsburg.de/klimafestival.